Neuer Text

schiefer-im-dschungel


Dorotheas Kurzgeschichte "Im Dschungel" - oder: Gut gemeint ist noch nicht gut gemacht - oder vielleicht doch?

Dorothea Schiefer hat eine Kurzgeschichte vorgelegt, in der ein als fremdenfeindlich empfundenes Verhalten in einer Straßenbahn auf sehr originelle Weise beantwortet wird, nämlich mit einem Lied, in das bald fast alle einstimmen.
Auf die Frage am Ende, was das für ein Lied gewesen sei, kommt die Antwort eines Afrikaners: "Das ist der Gesang, mit dem wir im Dschungel wilde Tiere verjagen."

  1. Auf den ersten Blick eine sehr schöne Geschichte, wie mit einem Lied eine Situation entspannt wird.
  2. Wird aber auch ein optimales Zeichen gesetzt? "Dschungel" trifft sicher das Gefühl mancher, die sich in der Fremde ablehnendem Verhalten ausgesetzt sehen.
  3. Aber kann der Vergleich der beiden Leute mit Tieren nicht auch falsch verstanden werden - sind es wirklich "wilde Tiere"? Darüber kann man wunderbar diskutieren und vor allem auch streiten. Vielleicht sind es selbst Menschen, die Angst haben und falsch reagieren.
  4. Deshalb unser Vorschlag einer Alternative: "Das ist der Gesang, mit dem wir im Dschungel unsere Angst bekämpfen."
  5. Das wäre dann nämlich eine Auflösung, in die auch die beiden Leute, die für Unruhe und schlechte Stimmung sorgen, eingebunden werden könnten.
  6. Soviel dazu: Nun zur Frage der Intention, also der Absicht oder Aussage: Gehen wir mal davon aus, dass die Autorin den Schlusssatz genau in unserem harmlosen Sinne gemeint hat,
  7. dann gäbe es doch das Problem, dass man ihn auch als problematisch in seinem Vergleich verstehen könnte. Hier sieht man wieder einmal, dass ein guter Text die Absichten des Autors übersteigen kann.
  8. Wir finden die Geschichte jedenfalls ganz hervorragend - gerade wegen ihrer Vielschichtigkeit.
Zu finden ist die Geschichte hier:
https://www.schule-des-schreibens.de/teilnehmer-erfolge/schreibdebuet-wettbewerb/kurzgeschichten-2013-runde-2/2-platz-dorothea-schiefer/

Share by: