Als Quelle wird ein Buch aus dem Jahre 1904 angegeben.
Zum Vergleich eine Fassung von 1842
Sammlung von deutschen Gedichten für höhere Schulen. Mit einem kurzen Abriß der deutschen Literaturgeschgichte, hrsg. von F. Zinnow, Berlin 1842
Zum Vergleich dazu eine Fassung aus dem Jahre 1764
Die Fassung aus:
Joh. Elias Schlegels Werke. Dritter Theil, hrsg. von Johann Heinrich Schlegeln, Kopenhagen und Leipzig, 1764
Vergleich der drei Fassungen von 1904, 1842 und 1764
Auswertung des Vergleichs
Die erste Strophe präsentiert in allen drei Fassungen eine Vorstellung von der Liebe, in der es nur um ihr regelmäßiges Verschwinden und Wiederkommen geht. Auf die Liebe zwischen Menschen bezogen, würde das bedeuten, dass der hier sich äußernde Partner nur an sich denkt, vom Gegenüber ist bezeichnenderweise keine Rede. Verräterisch ist das Wort "ungestöret", d.h. ein Partner wie dieses Lyrische Ich möchte eigentlich zu Hause genauso allein und autonom weitermachen wie während der Ausflüge. Es geht um Gewohnheit, die dann der andere Teil der Beziehung liefern müsste. So was kann als Erwartung der Selbstaufgabe verstanden werden.
Die zweite Strophe ist dann etwas bodenständiger. Das kann man schon eher akzeptieren, dass jemand unter jahreszeitlichen oder allgemeiner: temporären Gefühlsschwankungen leidet, am Ende aber sich dem Partner immer wieder in voller Blätterpracht präsentiert.
Noch positiver kann man die dritte Strophe verstehen, wenn man das Licht mit dem oder der Geliebten gleichsetzt. Das würde dann nämlich bedeuten, dass das Lyrische Ich ohne das Gegenüber mehr oder weniger verschwindet und nur im Zusammenleben einigermaßen ("Schatten") aufblüht. Für eine partnerschaftliche Beziehung ist das zwar auch nicht das Wahre, aber man könnte eine vierte Strophe schreiben, in der soviel Sonne aus seiner Liebe etwas anderes als Schatten macht.
Stattdessen nun eine vierte Strophe, die man schon 1842 den Schülern nicht mehr zumuten wollte. Das scheint heute auch noch zu gelten, einfach weil sich in den letzten fünf Verszeilen eine Haltung zeigt, die in den führenden Schichten vor dem Goethe des Sturm und Drang ziemlich verbreitet war. Die Anakreontiker eiferten einem altgriechischen Dichter (Anakreon) nach und konzentrierten sich auf das Idyllische, häufig auch Oberflächliche des Lebens. Dazu passt natürlich das, was in der vierten Strophe gesagt wird: Mal ist man verliebt, dann wieder frei (wohl gemerkt: von "Ketten"). Hier gibt es kein sehr positives Bild der Liebe. Das passt zu dem, was in der ersten Strophe schon angedeutet worden ist. Die Partner(innen) werden nach Belieben ausgetauscht - auch hier interessant, dass es um "Verpflichtungen" geht. "Scherz" ist ein Schlüsselwort dieser Zeit, alles wird nicht so ernst gemeint und genommen. Es gibt auch "Klagen", aber die sind sicher in den Armen des nächsten Objektes kurzzeitiger Zuneigung vergessen. Völlig konsequent ist, dass das Lyrische Ich am Ende selbstkritisch andeutet, dass es gar nicht weiß, ob es liebt oder nicht.
Hier könnte man wunderbar ansetzen, indem man diese vierte Strophe durch eine ersetzt, die die Liebe positiver sieht, nämlich als wohltuende Bindung auf Augenhöhe.
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