Übersicht über die wichtigsten Szenen von Goethes „Faust I“ und ihre Bedeutung
(weiter unten gibt es eine formatierte Fassung zum Download)
Zueignung
Vorspiel auf dem Theater
Prolog im Himmel
- Dreifaches Vorspiel: Rückblick des Dichters auf die Arbeit am Drama; Gespräch um die Realisation auf der Bühne mit Hinweis auf den umfassenden Ansatz („Vom Himmel durch die Welt zur Hölle“);
- am wichtigsten: Wette zwischen dem „Herrn“ und Mephisto: „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange / Ist sich des rechten Weges wohl bewusst.“
1. Szene „Nacht“ Faust überdenkt sein Leben, will erkennen, „was die Welt / Im Innersten zusammenhält“ -> „Drum hab ich mich der Magie ergeben.“ Erdgeist: „Weh’, ich ertrag dich nicht.“ Gespräch mit Wagner als Kontrast; Osterglocken retten vom Selbstmord
2. Szene „Vor dem Tor“ Osterspaziergang: Frühling -> Aufleben Fausts; Hochachtung des Volkes; Faust ist da selbstkritisch; Wunsch nach „Zaubermantel; Erscheinen eines schwarzen Hundes: „magisch feine Schlingen / Zu künft’gem Band um unsre Füße zieht“
3. Szene: „Studierzimmer“ Übersetzung des Neuen Testaments: „Am Anfang war die Tat“ (statt „Wort“); Hund wird zu Mephisto: „Ein Teil von jener Kraft / „Die stets das Böse will und stets das Gute schafft“. Aber auch: „Der Geist, der stets verneint ... zu Grund geht.“ Faust schlägt Pakt vor, aber Mephisto entzieht sich erst mal; Faust fühlt sich betrogen.
4. Szene: „Studierzimmer“ II Mephisto erscheint wieder; Faust klagt sein Leid und schwört sogar der Osterrettung ab; Mephisto will sein „Geselle“ bzw. „Knecht“ sein; Faust verzichtet auf das „Drüben“, wenn er hier im Leben Erfüllung findet. Unterzeichnung mit Blut. Leidenschaftlicher Monolog Fausts im Sinne der späteren schwarzen Romantik (volles Risiko). Nach Fausts Abgang: Mephisto entwickelt sein Gegenkonzept der „flachen Unbedeutenheit“; das wird dann am Schüler von Mephisto durchexerziert; Faust kommt wieder: Programm der kleinen und dann der großen Welt (Faust I/II). „Wir breiten nur den (Zauber-)Mantel aus ... Ich gratuliere dir zum neuen Lebenslauf.“
5. Szene: Auerbachs Keller Erster Verführungsversuchs in Richtung „flache Unbedeutenheit“: „lustige Gesellschaft“; Faust nicht begeistert: „Ich hätte Lust, nun abzufahren.“
6. Szene Hexenküche Zweiter Verführungsversuch und Vorbereitung auf Gretchentragödie: Faust sieht „Das schönste Bild von einem Weibe“ und er wird verjüngt; am Ende: „Du siehst, mit diesem Trank im Leibe, / Bald Helenen in jedem Weibe.“ -> Gretchen erst mal beliebiges Objekt.
7. Szene „Straße“ Erste Begegnung zwischen dem liebestollen Faust und dem einfachen Mädchen, das aber Selbstbewusstsein zeigt“. Faust zu Mephisto: „Hör, du musst mir die Dirne schaffen!“ Mephisto zögert: „Über die hab ich keine Gewalt!“Faust stellt Ultimatum. Ziel: „verführen“; Mephisto soll Geschenk besorgen für ein erstes Treffen bei einer Nachbarin
8. Szene „Abend“ Gretchen ist von Fauste beeindruckt; geht ab; Faust schickt Mephisto weg und erlebt das Zimmer als „Himmelreich“, fühlt sich „in Liebestraum zerfließen“; Geschenk wird abgelegt; Faust zögert etwas; ist anscheinend von der Atmosphäre ergriffen; Gretchen kommt wieder und spürt die dumpfel Rest-Atmosphäre des Besuchs; sind Ballade von sterbendem König; findet das Kästchen und hat gemischte Gefühle.
9. Szene: „Spaziergang“ Problem: Schmuckkästchen über die misstrauische Mutter an einen Pfarrer übergeben; Faust fordert von Mephisto Ersatz für das Geschenk.
10. Szene „Der Nachbarin Haus“ Klage der Nachbarin über ungetreuen Mann; zu Gretchen: Soll Geschenk verheimlichen; erkennt: „Es geht nicht zu mit rechten Dingen“; Mephisto erscheint und erzählt Geschichte vom ungetreuen Mann
11. Szene „Straße II“ Ankündigung eines Treffens zu viert bei der Nachbarin; Faust muss falsch Zeugnis ablegen; Faust vermittelt den Eindruck echter Liebe zu Gretchen, während Mephisto skeptisch bis zynisch bleibt.
12. Szene „Garten“ Parallelgespräch der beiden Paare: Der edle Charakter Gretchens wird deutlich und wird von Faust erkannt. Gleichzeitig versucht Marthe, Mephisto für sich zu gewinnen. Gretchen und Faust kommen sich näher; Marthe und Mephisto sehen die aufkeimende Liebe bei den beiden anderen.
13. Szene „Ein Gartenhäuschen“ Gretchen und Faust küssen sich und scherzen liebend miteinander; Mephisto mahnt zum Aufbruch; am Ende Monolog Gretchens, der ihre Bereitschaft zur Hingabe zeigt.
14. Szene „Wald und Höhle“ Monolog Fausts, in dem er zunächst sein Glück preist, dann aber plötzlich ins Negative wechselt – beim Gedanken an Mephisto. Als er auftaucht, gibt es einen langen Wortwechsel, in dem die unterschiedlichen Auffassungen sichtbar werden. Am Ende steht bei Faust die Erkenntnis, dass er der „Unbehauste“ ist und nun noch Gretchens Frieden „untergraben“ musste: „Was muss geschehn, mag’s gleich geschehn! / Mag ihr Geschick auf mich zusammenstürzen / Und sie mit mir zugrunde gehen!“ .
Szene 15. „Gretchens Stube“ „Meine Ruh’ ist hin“ – Zwiespältigkeit ihres Fühlens wird deutlich, am Ende „An seinen Küssen / Vergehen sollt“.
Szene 16. „Marthens Garten“ Gespräch zwischen Gretchen und Faust über religiöse Fragen: Die Unterschiede zwischen dem aufgeklärten Gelehrten und dem einfach glaubenden Mädchen werden deutlich; dafür erkennt sie aber klar die dunklen Seiten Mephistos; Faust gibt zu: „Du ahnungsvoller Engel, du!“
Faust gibt Gretchen den Schlaftrunk für die Mutter. Noch heftigeres Gespräch über das Erlebte mit Mephisto: „Du Ungeheuer“, „Du Spottgeburt von Dreck und Feuer“. Mephisto: „Hab’ ich doch meine Freude dran!“
Szene 17. „Am Brunnen“ Gretchen muss das Gerede über unmoralisches Verhalten junger Frauen nun auf sich beziehen: „Und bin nun selbst der Sünde bloß!“
Szene 18: „Zwinger“ Gretchen wendet sich an die Gottesmutter: „Hilf! rette mich von Schmach und Tod!“
Szene 19: „Nacht“ Gretchens Bruder ist empört und will sich an Faust rächen; Mephisto singt ein Spottlied auf den Fall Gretchen; Mephisto sorgt dafür, dass Faust Valentin mit dem Degen niederstrecken kann; Valentin beschimpft seine Schwester;
Szene 20 „Dom“ Gretchen wird vom Bösen Geist mit ihrer Schuld gequält; sie fällt am Ende in Ohnmacht.
Szene 21 „Walpurgisnacht“ Mephisto entführt Faust in die Walpurgisnacht, wo Hexen ihr Unwesen treiben; Faust meint Gretchen zu sehen als „blasses, schönes Kind“- Andeutung eines traurigen Endes
Szene 22 „Walpurgisnachtstraum“ Zwischenspiel eines Theaterstücks, in dem Kritik an zeitgenössischer Literatur und Gesellschaft geübt wird. Letztlich wird vom realen Schicksal Gretchens – und indirekt auch Fausts – abgelenkt.
Szene 23: „Trüber Tag. Feld“ Fausts Verzweiflung angesichts des Schicksals Gretchens wird zu Zorn auf Mephisto; dieser wird aufgefordert, Gretchen zu retten.
Szene 24 „ Nacht. Offen Feld“ Rasender Ritt Mephistos und Fausts vor gespenstischem Umfeld
Szene 25: „Kerker“ Faust erschrickt angesichts des Elends Gretchens: „Der Menschheit ganzer Jammer fasst mich an.“ Gretchen hält ihn für den Henker. Als Faust sich zu erkennen gibt: „Heinrich, mir graut vor dir.“ Mephisto: „Sie ist gerichtet“, Stimme von oben: „Ist gerettet“ – Faust verschwindet mit Mephisto, Gretchen ruft ihm nach „Heinrich! Heinrich!“