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Nathan, I,2-6 erklärt


Lessings "Nathan der Weise" - leicht verständlich erklärt

Wir versuchen hier, ein Theaterstück aus dem 18. Jahrhundert so zu präsentieren,
  • dass man es leicht versteht, deshalb konzentrieren wir uns auf die wichtigsten Elemente und präsentieren sie in moderner Sprache (nicht im Original). Dies hat nur die Funktion, dass man versteht, worum es geht. Außerdem bekommt man so mit, wie sich das Geschehen entwickelt,
  • und trotzdem auch wichtige Stellen im Original aufnimmt - die bauen wir deshalb in unsere eigene Kurzfassung ein.

haben wir die erste Szene vorgestellt.
Jetzt geht es hier um die nachfolgenden Szenen des I. Aktes, die wir nacheinander aufnehmen.

Die Zeilenangaben sind ungefähre Angaben und sollen nur helfen, die entsprechende Textstelle leicht in der eigenen Ausgabe zu finden.

Hier zunächst ein Überblicks-Schaubild, auf das wir fortlaufend zurückgreifen.

Vorstellung der Szene 2 des 1. Aktes

@@@
Die Vorstellung der Szene 2 des 1. Aktes haben wir 

aus technischen Gründen verlegt nach:


Dort gibt es auch Ergänzungen u.ä.
Also bitte ggf. diesen Link nutzen und ggf. abspeichern.
Danke für das Verständnis
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3. Szene des I. Aktes: Nathans Gespräch mit dem Derwisch, der inzwischen Schatzmeister des Sultans ist

Zu den Voraussetzungen der Szene:
  • Über Recha, ihre Rettung und ihr Schwärmen für den Retter wurde in der ersten Szene nur geredet worden
  • In der zweiten Szene kam sie dazu und es wurde vor allem über ihre Vorstellung geredet, von einem Engel gerettet worden zu sein.
  • Jetzt kommt etwas völlig Neues hinzu, nämlich eine Person, die zwischen Nathan und dem Sultan steht.
Dramatische Entwicklung der Szene:
  1. Der Derwisch, ein Angehöriger eines Ordens, der für seine Bescheidenheit bekannt ist, trägt jetzt Kleider voller "Pracht" und deutet gleich an, dass er sie nur gezwungenermaßen trägt ("muss"), weil er jetzt "Ein Kerl im Staat geworden" ist und zwar der Schatzmeister des Sultans. (380ff).

  2. Interessant ist der Hintergrund des neuen Amtes  (400ff)
    Zuständig ist der Derwisch für den Privathaushalt des Sultans und dessen Einstellung wird ironisch so beschrieben:
    "Nathan:
    Doch ist den Bettlern Saladin so feind –
    Derwisch:
    Dass er mit Strumpf und Stiel sie zu vertilgen
    Sich vorgesetzt, – und sollt' er selbst darüber
    Zum Bettler werden.
    Was nichts anderes heißt, als dass der Sultan sehr freigebig ist und dabei selbst in finanzielle Schwierigkeiten kommt.

  3. Dementsprechend geht der Derwisch auch immer mehr auf Nathan zu:
    420ff: "Derwisch:
    Ihr habt gut reden, Ihr! – Kommt an:
    Was gebt Ihr mir? so tret ich meine Stell'
    Euch ab."

  4. Als Nathan darauf sehr zurückhaltend reagiert, wird der Derwisch heftig:
    " Derwisch.
    Das lockt Euch nicht? – So schreibet unsrer Freundschaft
    Nur gleich den Scheidebrief! Denn wahrlich hab
    Ich sehr auf Euch gerechnet.
    Nathan:
    Wahrlich? Wie
    Denn so? wieso denn?
    Derwisch:
    Dass Ihr mir mein Amt
    Mit Ehren würdet führen helfen; dass
    Ich allzeit offne Kasse bei Euch hätte."

    Das heißt, dass der Derwisch damit die Freundschaft zu Nathan in Frage stellt, was diesen in Gefahr bringen kann.
    Dann wird ganz deutlich, dass der Derwisch auf das Geld des reichen jüdischen Handelsherrn gerechnet hat.

  5. Als Nathan dann deutlich zwischen dem Derwisch und dem Schatzmeister unterscheiden will, zeigt der seine wahre Gesinnung:
    (440ff) "Erriet ich's nicht? Dass Ihr doch immer
    So gut als klug, so klug als weise seid! –
    Geduld! Was Ihr am Hafi unterscheidet,
    Soll bald geschieden wieder sein. – Seht da
    Das Ehrenkleid, das Saladin mir gab.
    Eh' es verschossen ist, eh' es zu Lumpen
    Geworden, wie sie einen Derwisch kleiden,
    Hängt's in Jerusalem am Nagel, und
    Ich bin am Ganges, wo ich leicht und barfuß
    Den heißen Sand mit meinen Lehrern trete."

    Das heißt, er will lieber wieder der einfache Derwisch sein und deshalb bei nächster Gelegenheit in eine Gegend verschwinden, wo der Sultan ihn nicht erreicht.

  6. Ab Zeile 450 erzählt der Derwisch dann, wie der Sultan ihn überhaupt dazu gebracht hat, den Job des Schatzmeisters zu übernehmen:
    Er hatte sich nämlich "geschmeichelt" gefühlt, als der Sultan ihm gegenüber erklärte:
    Ich fühlte mich zum erstenmal geschmeichelt;
    (460ff) Derwisch.
    "Ein Bettler wisse nur, wie Bettlern
    Zumute sei; ein Bettler habe nur
    Gelernt, mit guter Weise Bettlern geben.
    Dein Vorfahr, sprach er, war mir viel zu kalt,
    Zu rauh. Er gab so unhold, wenn er gab;
    Erkundigte so ungestüm sich erst
    Nach dem Empfänger; nie zufrieden, dass
    Er nur den Mangel kenne, wollt' er auch
    Des Mangels Ursach' wissen, um die Gabe
    Nach dieser Ursach' filzig abzuwägen.
    Das wird Al-Hafi nicht! So unmild mild
    Wird Saladin im Hafi nicht erscheinen!"

    Also auf gut deutsch: Der Sultan geht davon aus, dass der Derwisch als einfacher Mönch die Bettler besser versteht als sein Vorgänger als Schatzmeister. Der sei sehr "unhold", also unfreundlich, gewesen, habe immer wissen gewollt, warum die Bettler überhaupt Geld brauchen. Jetzt hofft der Sultan, dass sein neuer Schatzmeister ein besseres Bild von ihm verbreitet. Allerdings ahnt man als Zuschauer schon, dass der Sultan sich nicht darum kümmert, woher das Geld dafür herkommen soll.

  7. Anschließend unterhalten sich der Derwisch und Sultan noch länger über die "Geckerei", also das übertriebene Bemühen, besser auszusehen, als man ist, das hinter dem Problem steht.
    Der Derwisch empört über Nathans zurückhaltende Reaktion:
    (480ff) "Es wär' nicht Geckerei, des Höchsten Milde,
    Die sonder Auswahl über Bös' und Gute
    Und Flur und Wüstenei, in Sonnenschein
    Und Regen sich verbreitet, – nachzuäffen,
    Und nicht des Höchsten immer volle Hand
    Zu haben? Was? es wär' nicht Geckerei ..."

    Auf gut deutsch: Er hält es für Anmaßung, wenn man die "Milde" "des Höchsten", hier ist wohl Gott gemeint, glaubt "nachäffen", also nachahmen zu können, ohne die "immer volle Hand", also den Reichtum "des Höchsten" zu haben.

  8. Nathan muss sich hier geschlagen geben und kann dem Derwisch nur noch den Rat geben:
    (495ff) Nathan:
    "Al-Hafi, mache, dass du bald
    In deine Wüste wieder kömmst. Ich fürchte,
    Grad unter Menschen möchtest du ein Mensch
    Zu sein verlernen."

    Auf gut deutsch:
    Nathan hat eingesehen, dass der Derwisch in einem unauflösbaren Dilemma steckt. Wenn er ein normaler und möglichst guter Mensch bleiben will, muss er verschwinden.

  9. Das tut der Derwisch dann auch schneller, als es Nathan lieb ist, denn:
    "Weg ist er; und ich hätt' ihn noch so gern
    Nach unserm Tempelherrn gefragt. Vermutlich,
    Dass er ihn kennt."
Auswertung: Die Szene zeigt,
  1. wie schnell ein einfacher Mensch in Schwierigkeiten kommen kann, wenn er von einem Mächtigen benutzt wird
  2. wie sehr Mächtige dazu neigen, ihre Probleme auf Untergebene zu verlagern
  3. wie sehr es diesen Mächtigen darauf ankommt, nicht nur mächtig, sondern auch gut ansehen zu sein
  4. dass man als wohlhabender Mensch immer auch ein Ziel für die finanziellen Ansprüche der Mächtigen ist
    vor allem, wenn man wie Nathan zu einer Gruppe von Menschen gehört, die diskriminiert werden und/bzw. auf den Schutz der Mächtigen besonders angewiesen sind
  5. dass man es als einfacher Mensch leichter hat, sich solchen Verhältnissen durch Flucht zu entziehen als ein reicher Handelsherr wie Nathan
Als Zuschauer bzw. Leser ist man jetzt gespannt, wofür dieses Mächtig-arm-reich-Dilemma noch im Drama verwendet werden wird. Im Vergleich zu den beiden ersten Szenen macht es ein völlig neues Fass auf.

Ausblick auf die nächste Szene:
Hier erscheint Daja und die dramatische Handlung kehrt zum Ausgangsproblem zurück: Wie kommt man an den Tempelherrn, um ihm für die Rettung von Recha zu danken.

I. Akt, 4. Szene: Der Tempelherr wieder sichtbar, aber schwer erreichbar

Zu den Voraussetzungen der Szene:
  • Über Recha, ihre Rettung und ihr Schwärmen für den Retter wurde in der ersten Szene nur geredet worden
  • In der zweiten Szene kam sie dazu und es wurde vor allem über ihre Vorstellung geredet, von einem Engel gerettet worden zu sein.
  • In der dritten Szene kam etwas völlig Neues hinzu, nämlich eine Person, die zwischen Nathan und dem Sultan steht. Deutlich wird die Gefährdung des Reichtums Nathans.
  • v510: Aufregung bei Daja, da der Tempelherr sich wieder sehen lässt. Nathan macht sich etwas lustig über die Begeisterung der Frauen:
    Daja:
    Er lässt sich wieder sehn! Er lässt
    Sich wieder sehn!
  • Nathan: Wer, Daja? wer?
  • Daja: Er! Er!
  • Nathan:
    Er? Er? – Wann lässt sich der nicht sehn! – Ja so,
    Nur euer Er heißt er. – Das sollt' er nicht!
    Und wenn er auch ein Engel wäre, nicht! –

  • n510: Anschließend wird die Sehnsucht Rechas nach dem Tempelherrn deutlich.
    Daja: Was quält
    Ihr mich? – Ihr gierig Aug' erriet ihn hinter
    Den dicht verschränkten Palmen schon; und folgt
    Ihm unverrückt. Sie lässt Euch bitten, – Euch
    Beschwören, – ungesäumt ihn anzugehn.
    O eilt! Sie wird Euch aus dem Fenster winken,
    Ob er hinauf geht oder weiter ab
    Sich schlägt. O eilt!

  • n520: Brutaler Gegensatz zwischen den ganz normalen menschlichen Hoffnungen Nathans und der Diskriminierung der Juden
    Nathan:
    Gib acht, der Biedermann hat nur mein Haus
    In meinem Absein nicht betreten wollen;
    Und kömmt nicht ungern, wenn der Vater selbst
    Ihn laden lässt. Geh, sag, ich lass ihn bitten,
    Ihn herzlich bitten ...

    Daja:
    All umsonst! Er kömmt
    Euch nicht. – Denn kurz; er kömmt zu keinem Juden.
Auswertung der Szene:
  1. Nach der in ihrer Funktion für das Stück zunächst noch nicht klaren Szene mit dem Derwisch kehrt die Handlung hier wieder zu ihrem Hauptstrang zurück. Langsam kommt man dem Tempelherrn näher.
  2. Deutlich wird die fast schon Begierde Rechas, ihren Engel kennenzulernen und sich zumindest bei ihm zu bedanken.
  3. Auch bei Daja zeigt sich Aufregung, allerdings weiß man nicht, wie sehr das ihre eigene ist oder einfach nur Mitgefühl mit der leidenden Recha.
  4. Am deutlichsten ist der brutale Gegensatz zwischen den Hoffnungen Nathans auf zivilisierten Umgang der Menschen miteinander und der arroganten Ablehnung der Juden durch (zumindest diesen) Christen.


Nathan, I. Akt, Szene 5: Die Attacke des Patriarchen und das heimliche Einverständnis zwischen Klosterbruder und Tempelherr

Voraussetzungen der Szene:
Hier im Schaubild dargestellt
Im Folgenden geben wir die Bereichsgrenzen bzw. die genauen Textstellen nur ungefähr an, weil es uns nur über den Überblick geht:
V540 heißt: vor Vers 540
N550 heißt: nach Vers 550
  • V540: Anbahnung des Gesprächs zwischen dem Klosterbruder und dem Tempelherrn, der zunächst eine Spende vermutet
  • N 540: Der Klosterbruder deutet einen Auftrag an, darauf wird aber zunächst nicht näher eingegangen, weil es zunächst um Fragen des Essens geht
  • N550: Der Klosterbruder kommt zur Sache, dabei ergibt sich eine erneute Verzögerung, nämlich das Erstaunen über seine Offenheit
  • V560: Es kommt der Aspekt des Gehorchens ins Spiel , der Zuschauer fragt sich, wem dies gilt.
  • N570: Gespräch über die Identität des Tempelherren bis hin zu dessen Geheimnis
  • N590: Überleitung zu "großen Dingen", die Gott angeblich mit dem Tempelherrn vorhat, in N610 geht es noch einmal kurz wieder um die Frage der Offenheit des Klosterbruders
  • V610: Der erste Auftrag, einen Brief zu übernehmen, der als wichtig beschrieben wird und für dessen Überbringung dem Tempelherrn himmlischer Lohn versprochen wird
  • N620: Zweite Variante des Auftrags, der Tempelherr soll die Stadt ausspionieren, das wird von ihm nicht sofort abgelehnt, er spielt erst mal mit, wohl um zu ergründen, wie weit der Patriarch geht, Als die Spionageabsich deutlich wird (650), erfolgt allerdings eine deutliche Zurückweisung
  • 660ff: Dritte Variante des Auftrags, noch eine Steigerung, Attentat auf Sultan Saladin, hier ist der Tempelherr allerdings kurz vor Vers 670 mehr als deutlich: "nimmermehr",  kurz vor 690 geht es dann um die Frage des Bubenstücks, hier ist sehr interessant, dass der Patriarch dabei unterscheidet zwischen der Sicht der Menschen und der Sicht Gottes, auch die Idee der Freundschaft wird an die Religion gebunden. die Ablehnung durch den Tempelherrn wird vom Klosterbruder positiv kommentiert.
  • Kurz vor 700 geht es um die Frage, ob nicht der besonderen Grund der Begnadigung eine weitere Dankbarkeit oder Verpflichtung ausschließt.
  • Kurz vor 710 erfolgt dann die deutliche Ablehnung all dieser Vorschläge durch den Tempelherrn, was der Klosterbruder wiederum positiv kommentiert.

Auswertung der Szene

Die Szene zeigt ...
  1. die Skrupellosigkeit eines hohen christlichen Würdenträgers, der die Interessen seiner Religion höher einschätzt als die Verpflichtungen gegenüber der aktuellen weltlichen Macht. So etwas gilt normalerweise als Hochverrat und wird entsprechend streng bestraft. Darüber hinaus ist die Frage, ob nicht ein solches Verhalten auch ganz allgemein für alle Christen in dieser Stadt Nachteile bringt, weil sie als potentielle Feinde angesehen werden.
  2. Dieser christlicher Würdenträger scheut sich auch nicht, den Tempelritter in seine Intrigen einzubeziehen, obwohl er weiß, dass der Sultan ihm das Leben geschenkt hat.
  3. Interessant ist die Begründung für die erwartete Zustimmung zum Verrat und zur Spionage, dass nämlich - wie oben schon angedeutet - die Interessen der Religion höher stehen als alle anderen Verpflichtungen.
  4. Im Unterschied zu dem Patriarchen hat sich der Klosterbruder ein gewisses Maß an Anstand gewahrt. Er glaubt zwar, die Befehle seiner kirchlichen Obrigkeit befolgen zu müssen, macht aber seine eigene Distanzierung davon offen deutlich.
  5. Der Tempelherr verhält sich distanziert und im Wesentlichen ablehnend. Dass er allerdings noch genauer Einzelheiten im Hinblick auf den Brief erfahren möchte, kann man unterschiedlich werten. Am wahrscheinlichsten ist es wohl, dass er einfach nur genau wissen möchte, womit es zu tun hat.
  6. Interessant ist die Gesprächsstrategie des Klosterbruders, der erst nacheinander und steigernd die ganze Palette der unsäglichen Angebote aufmacht.
  7. Eine gute Idee Lessings war es sicherlich, die innere Distanz des Klosterbruders zum Inhalt seiner Aufträge dadurch sichtbar zu machen, dass er überdeutlich immer wieder darauf hinweist, dass er lediglich das wiedergibt, was der Patriarch ihm gesagt hat.
  8. Nicht übersehen sollte man, dass das Motiv der Herkunft des Tempelherren auch in dieser Szene wieder aufgegriffen wird und damit zu einer Art Leitmotiv wird.
  9. Insgesamt präsentiert diese Szene eine zweite Ergänzung der zunächst nur auf die Familie Nathans beschränkten Problemsituation. Während es bei dem Derwisch um finanzielle Dinge ging, geht es in dieser Szene um machtpolitische Fragen.
  10. Die Figur des Tempelherrn, der bisher eher negativ präsentiert wurde (Vorurteile gegenüber Juden und arrogante Haltung gegenüber der Bittstellerin Daja) bekommt in dieser Szene eine positive Komponente, nämlich persönliche Rechtschaffenheit.


Szene I-6: Versuch des Tempelherrn, Daja und ihre Freunde endgültig loszuwerden

Zunächst einmal die Einordnung der Szene, indem die Voraussetzungen geklärt werden:
Dramatischer Verlauf:
  • ca. 714ff: Einstieg mit zwei Monolog-Elementen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Während Daja sich Mut macht, auch eine anscheinend schlechte Situation im Sinne von Recha zu nutzen, zeigt der Tempelherr maximale Frauenverachtung, indem er "Mönch und Weib" als "des Teufels beide Krallen" bezeichnet.
  • 721ff: Das Gespräch läuft dann sehr schleppend an, bezeichnend sind die kürzestmöglichen Antworten des Tempelherrn auf Dajas Fragen.
  • Ab ca. 727ff trägt Daja ihr Anliegen dann noch einmal vor, der Tempelherr antwortet ausweichend und zunehmend auch beleidigend. Das mündet dann in eine recht komplexe Einschätzung seiner Rettungstat (ca. 765ff). Er will nicht immer wieder an etwas erinnert werden, was er selbste als "Rätsel" betrachtet. Dazu kommt die Warnung, er könnte in einer vergleichbaren Situation sich erst nach der zu rettenden Person erkundigen, bevor er etwas unternimmt.
  • ca. 775ff: Das endet in der dringenden Bitte, vergessen zu werden. Im Zusammenhang mit Rechas Vater fällt dann noch der schlimme Satz: "Jud' ist Jude", was nichts anderes heißt, als dass er ihm eine Art Unverbesserlichkeit zuschreibt. Und im Hinblick auf Recha behauptet er: "Des Mädchens Bild / Ist längst aus meiner Seele, wenn es je / Da war." (ca. 778).
  • Daja versucht noch kurz, an diesen Vorurteilen zu arbeiten, dann verschwindet der Tempelherr und Daja bleibt nur übrig, ihn als "deutscher Bär" zu bezeichnen und der "Spur des Tieres" zu folgen. Gemeint ist damit wohl, dass diesem Tempelherrn zu dieser Zeit das Menschliche abgeht.

Überblick über den gesamten I. Akt - Auswertung im Hinblick auf die Exposition

Der I. Akt als Exposition (Klärung der Ausgangslage) für das gesamte Stück

Ausgangspunkt eines Dramas ist immer eine Konfliktlage. In diesem Falle besteht sie aus den folgenden Elementen:
  1. Da ist zunächst Rechas (von Nathan und Daja) unterstütztes Bedürfnis, sich bei ihrem Retter zu bedanken.
  2. Dem steht gegenüber die Arroganz eines letztlich Juden verachtenden "christlichen" Ritters.
  3. Daneben geht es noch um finanzielle Schwierigkeiten des Sultans, die den reichen jüdischen Handelsherrn betreffen (können).
  4. Dazu kommt der Versuch des Patriarchen, den Tempelherrn für politische und militärische Zwecke einzusetzen - bis hin zu Spionage und Attentat gegenüber dem Sultan, dem er sein Leben verdankt.
  5. Damit sind wir bei der letzten offenen Frage, nämlich der, wer dieser Tempelherr überhaupt ist und in welcher Beziehung er zum Sultan steht.

Kurzer Hinweis auf weitere Infos und Materialien zu "Nathan der Weise"

Die weiteren Akten und eine Gesamtübersicht über die "Nathan"-Infos und Materialien


Themenseite zu "Nathan der Weise"
https://textaussage.de/nathan-der-weise-infos-materialien

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Akt 1 in zwei Teilen - Inhalt und Schlüsselzitate

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und

https://www.schnell-durchblicken2.de/lessing-nathan-lve-i-2-6

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Akt 2: Inhalt und Schlüsselzitate

https://www.schnell-durchblicken2.de/lessing-nathan-in-zitaten-akt2
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Akt 3: Inhalt und Schlüsselzitate

https://www.schnell-durchblicken2.de/lessing-nathan-in-zitaten-akt3
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Akt 4: Inhalt und Schlüsselzitate

https://www.schnell-durchblicken2.de/lessing-nathan-in-zitaten-akt4
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Akt 5: Inhalt und Schlüsselzitate

https://www.schnell-durchblicken2.de/lessing-nathan-in-zitaten-akt5


Für die, die sich die einzelnen Szenen gern "auf die Ohren" legen - Hörbuch-Vorstellung

https://www.schnell-durchblicken2.de/lessing-nathan-mp3





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