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Selim Özdogan, "Marita"


Anmerkungen zur Kurzgeschichte "Marita" von Selim Özdogan

Die Geschichte ist u.a. zu finden in:
Erfahrene Erfindungen. Deutschsprachige Kurzgeschichten seit 1989, ausgewählt und mit Materialien versehen von Sabine Grunow (Editionen für den Literaturunterricht), Ernst Klett Schulbuchverlag,  Leipzig 2004, ISBN: 978-3-12-351010-6, 69-63

  1. In der Geschichte wird aus der Sicht eines Mannes erzählt, wie es ihm geht, seitdem ihn Marita, seine Partnerin verlassen hat.
  2. Ausgangspunkt ist der Versuch der Hilfe eines Nachbarn, der ihm einen Fernseher vorbeibringt, um ihn von seinem Leiden abzulenken.
  3. Deutlich wird, dass der Ich-Erzähler weder mit dem Gerät noch mit der Anwesenheit dieses Nachbarn viel anfangen kann.
  4. Er kann sich nur seinen Tränen hingeben oder versuchen, das alte gemeinsame Leben scheinbar weiterlaufen zu lassen, indem er die eingefahrenen Routinen mechanisch wiederholt.
  5. Ausführlich widmet sich der Ich-Erzähler der Frage des Blicks, der die Verbindung zwischen seiner Marita und ihrem neuen Freund hergestellt hat. In dem Zusammenhang wird auch deutlich, dass er nicht wirklich an die Dauerhaftigkeit seiner Liebe geglaubt hat - das überträgt er aber auch auf Maritas neue Situation: "Ich glaube nicht, dass Romantik etwas bedeutet."
  6. Das könnte auch das Problem des Ich-Erzählers sein, dass er nur einen bestimmten Level der Liebe kannte und praktizieren konnte, einen Level, der Marita nicht mehr ausgereicht hat.
  7. Ganz am Ende wird deutlich, was möglicherweise auch ein damit verbundenes Problem des Ich-Erzählers ist: "Aber ich fühle mich fast immer klein. Ich weiß nicht, ob mich jemand finden kann." (63,14f) Zum Glück der Liebe gehört sicher auch, dass man nicht nur auf etwas wartet, sondern mit dafür sorgt, dass ein anderer oder eine andere nicht mehr warten muss und man gemeinsam glücklich wird, die Romantik lange anhält.
  8. Anmerkung: Es bleibt weitgehend unklar, ob es sich um einen Erzähler oder eine Erzählerin handelt - es sei denn, man geht von traditionellen Mann-Frau-Verhältnissen aus.  Es gibt aber zumindest eine Stelle, an der es heißt, dass er/sie "abgerissene Knöpfe an die Hemden nähen" (61,24f) will, das könnte zumindest ein Indiz sein.
  9. Spannender ist allemal die Frage, wie stark die Beziehung mit Marita überhaupt gewesen ist. Das würde dann die Frage zumindest ansatzweise beantworten, ob Marita einfach nur ihren Partner wechselt oder wirklich etwas "Besseres" gefunden hat.
  10. Sehr gut vergleichen kann man diese Geschichte mit:
    Fischer, Kai, "Erinnerungsangebote"
    (Einfach Deutsch, Die Kurzgeschichte auf dem Weg ins 21. Jahrhundert, 2007, S. 32/33)
    In der sehr interessanten und auch unterhaltsamen Kurzgeschichte geht es um einen Ich-Erzähler, der vor der Wiederbegegnung mit seiner Ex in einen Laden flüchtet und dort gleich die Gelegenheit zum Einkaufen nutzt. Dabei erinnert er sich sich an ähnliche Situationen, als sie noch zusammen waren - und plötzlich sind die Waren  "Erinnerungsangebote", die ihn letztlich doch etwas quälend an das inzwischen vergangene gemeinsame Glück erinnern.
  11. Weitere Kurzgeschichten zum Thema "Beziehungen" finden sich auf der Seite:
    https://www.schnell-durchblicken2.de/kg-thema-beziehungen



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