Goethe
Nähe des Geliebten
Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.
Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.
Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh' ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.
Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O, wärst du da!
Die Vorlage, die Goethe stark zusammengefasst und anders akzentuiert hat, findet sich zum Beispiel hier:
https://www.epochtimes.de/feuilleton/poesie/ich-denke-dein-von-friederike-brun-2-a3150421.html
Es lohnt sich sicher, die beiden Fassungen zu vergleichen - besonders im Hinblick auf den Schluss, der - typisch für Goethe - eher untragisch ist.
Neuer Text
Neuer Text