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Expressionismus zwischen Eindruck und Ausdruck


Gedichte des Expressionismus zwischen "Eindruck" und "Ausdruck"

Wenn man den Begriff des "Expressionismus" ernst nimmt, dann geht es vor allem um "Ausdruck", das Raushauen starker innerer Gefühle, ohne dabei viel Rücksicht auf die Außenwelt zu nehmen. Man nimmt sich daraus das, was man gerade sieht und macht sie zum Träger dessen, was in einem selbst mehr oder weniger tobt.

Das beste Beispiel ist "Weltende" von van Hoddis, wo es heißt:
"Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei"
Das ist aber nicht wirklich ernst gemeint, sondern das Lyrische Ich als Spielfigur des Autors greift sich etwas aus der Wirklichkeit heraus und bringt es in eine extreme Schräglage. Die soll ausdrücken, dass sogar "Dachdecker", die normalerweise dafür da sind, die Menschen in ihren Behausungen vor allen Gefahren von oben zu schützen, nicht mehr ihren Job ordentlich ausführen können. Dass sie dabei sogar wie Kinderspielzeug "entzwei" gehen, soll die Macht der Elemente und die Hilflosigkeit aller Technik zeigen.

Nicht in allen Gedichten des Expressionismus ist diese Art des Ausdrucks nach dem Motto: "Greif dir, was du siehst oder sehen willst, und mach es so schräg, dass auch der Letzte merkt, dass diese Welt nicht in Ordnung ist" so eindeutig, wie wir an dem folgenden Beispiel zeigen wollen.

Erläuterung des Bildes
  1. Das Gedicht beginnt mit einer sehr realistischen Darstellung des Abends - mit ganz geringen Gefühls-Ausschmückungen. Dafür verwenden wir die Farbe "grau".
  2. In der 3. Zeile allerdings kommt mit "wirr ins Blau gewunden" etwas ins Gedicht, was schon mehr nach persönlicher Interpretation der Außenwelt aussieht.
  3. Die vierte Zeile dann hat mit der Außenwelt gar nichts mehr zu tun - das eben Genannte wird genutzt, um jetzt völlig ungeschützt das innere Gefühl "rauszuhauen". Diese "Angstgespenster" sind nicht mehr in der Außenwelt, sie sind ein Export der Innenwelt, während man das "wirr" durchaus noch als Sicht auf ein Element der Außenwelt verstehen kann.
  4. Die zweite Strophe ist dann stark wieder von "Eindrücken" geprägt, jeweils blau markiert. Beim "Gestank der Gossen", bei den "wilden Rossen" sowie bei der Wendung '"grelle Wolken treiben" scheinen allerdings typische expressionistische "Motive" in doppeltem Sinne durch. Einmal sind es "Gründe", die die Expressionisten zum Schreiben bringen, dann aber auch natürlich literarische "Bewegungselemente" oder auch "Treibmittel" des Textes.
  5. Ähnlich geht es dann in der dritten Strophe weiter, wo die beiden "Feuerreiter-Zeilen" natürlich der "Gespensterzeile" weiter oben entsprechen  - inneres Gefühl pur, das sich des Äußeren nur bedient.
  6. Die letzte Strophe zeigt dann einen Abfall des Expressionistischen - entsprechend dem Rückgang des Gewittertreibens. Was die kreischenden Kranken angeht, hat man allerdings noch mal ein typisches Motiv der Zeit.
Nachträge:
  1. In der Praxis tauchen natürlich Probleme bei der Zuordnung der Textstellen zu den Farben und Ebenen auf. Das ist aber überhaupt kein Problem, sondern gerade "erkenntnisfördernd". "Möwen schreien" klingt zum Beispiel erst mal expressionistisch, ist aber ganz natürlich und könnte auch in einem romantischen Gedicht vorkommen. "Kranke kreischen" ist dagegen unnormal und passt damit besser zum Expressionismus.

  2. Vergleiche zu diesem Thema auch das Video:
    https://www.schnell-durchblicken2.de/video-expressionismus-erkennen
    und das Video, das darauf aufbaut:
    https://www.schnell-durchblicken2.de/video-expressionismus-erkennen
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