Damit gar nicht erst Missverständnisse auftauchen: Wir haben nichts gegen Mehrsprachigkeit und auch nicht gegen bilingualen Unterricht. Im Geschichtsunterricht hätten wir gerne schon vor vielen Jahren die Monroe-Doktrin oder Wilsons "Vierzehn Punkte" in der Originalsprache behandelt. Auch sehen wir ganz große Chancen für den interkulturellen Dialog und das Weltverständnis, wenn man den engen Raum der eigenen Sprache verlässt und darüber hinausgehende "Erfahrungen" macht - und diese Alltagsmetapher bedeutet ja, dass man "gefahren" ist, also Fremdes kennengelernt hat.
Allerdings können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass im Bereich der Mehrsprachigkeit viel Wunschdenken im Spiel ist, was die Schul-Realität angeht. Da wird gefordert, dass Schüler ggf. auch in drei Sprachen schriftsprachlich trainiert werden sollen, während viele Lehrer schon Probleme haben, diese Kompetenz an alle Schüler im Deutschen heranzutragen.
Dann spricht auch einiges dafür, dass die Absicht der EU, alle Bürger mindestens drei Sprachen beherrschen zu lassen, bis in die Schulen durchschlägt, ohne die damit verbundenen Probleme in die Planung mit einzubeziehen.
Deshalb tragen wir hier einige Gesichtspunkte zusammen, mit denen man sich ernsthaft beschäftigen sollte - ganz gleich, wie die eigene Position zur Mehrsprachigkeit in der Schule aussieht.
Kritik am frühen Englisch-Unterricht in der Grundschulehttps://www.zeit.de/2012/16/C-SCHULE-Englisch-Grundschule/komplettansicht
a. Problem: Euphorie am Anfang = immer die Gefahr der Ernüchterung
b. Englischlehrer sagen, dass sie mit dem Grundschulenglisch nicht viel anfangen können, teilweise noch mal von vorne anfangen müssten (das kann natürlich auch daran liegen dass die Konzepte zwischen GS und Gym nicht abgestimmt sind)
c. Problem der Qualifizierung der Grundschullehrer: Die müssen ja plötzlich auch noch Anglisten sein, kostet Zeit und Geld
d. Problem der Migrantenkinder: Englisch ist nach Deutsch für sie die zweite Fremdsprache, Untersuchungen wurden von den Protagonisten in BaWü verschoben, sieht danach aus: unangenehme Wahrheiten nicht hören oder sehen zu wollen
e. „Geburtsfehler“ = Annahme, dass man eine Fremdsprache im GS-Alter besser lernt als später; Gegenargument: Zeitfenster weitgehend vorbei; außerdem wäre große Intensität nötig, normaler Unterricht in Deutsch kann dann kaum noch stattfinden
f. Späteres Erlernen günstiger wegen „größerer kognitiven Reife“