Weiter unten gibt es eine mp3-Datei, in der die Verszeilen des Gedichtes inhaltlich erklärt werden.
Dies soll vor allem helfen, mit der zum Teil sehr fremdartig wirkenden Sprache klarzukommen.
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Die Welt
- Strophe 1 mit Erklärungen:
Was ist die Welt und ihr berühmtes Glänzen?
- Das Gedicht beginnt mit der kritischen Frage, was die Welt eigentlich ist - und zwar in ihrer glänzenden Form, die die Menschen anscheinend beeindruckt.
Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?
- Die zweite Zeile wiederholt das noch einmal und ersetzt "Glänzen" nur durch "Pracht".
Ein schnöder Schein in kurzgefassten Grenzen,
- Dann folgt die Antwort: nur ein Schein - und zwar sogar einer, der nichts wert ist. Hinzugefügt wird der Hinweis auf die engen Grenzen dieses Scheins - das könnte zum Beispiel zeitlich gemeint sein.
Ein schneller Blitz bei schwarzgewölkter Nacht,
- Es folgt der Vergleich (strenggenommen eine Metapher, ein sprachliches Bild) mit einem Blitz in einer Nacht mit schwarzen Wolken. Das verstärkt die Vermutung, dass es hier vor allem um Kurzlebigkeit des Glanzes der Welt geht.
Ein buntes Feld, da Kummerdisteln grünen,
- In einem nächsten Schritt der Kritik geht es weniger um Kürze bzw. Vergänglichkeit, sondern es geht in die Welt der Landwirtschaft. Die Welt erscheint dem Lyrischen Ich wie ein Feld, in dem es zwar bunt aussieht, aber was da blüht bzw. grünt, ist Unkraut, das nur Kummer bereitet.
Ein schön Spital, so voller Krankheit steckt,
- Es folgt ein weiteres Bild, in dem es um ein schönes Gebäude geht, das aber "voller Krankheit steckt".
Ein Sklavenhaus, da alle Menschen dienen,
- Das nächste Bild nimmt wieder ein Gebäude zum Vergleich, diesmal aber ein "Sklavenhaus", also ein Ort, in dem man rechtlos bis zu seinem Tode schuften muss - und das gilt für alle Menschen.
Ein faules Grab, so Alabaster deckt.
- Am Ende der Strophe dann das negative Ende eines Krankenhausaufenthalts, nämlich ein verrottetes Grab, das allerdings von Alabaster, einer schönen Gipsart bedeckt ist. Die sieht aus wie Marmor, ist aber viel weniger witterungsbeständig.
Das ist der Grund, darauf wir Menschen bauen
- Jetzt wird eine Art Schlussfolgerung gezogen: Alles, was genannt worden ist, und mit Vergänglichkeit und Wertlosigkeit zu tun hat, ist "der Grund, darauf wir Menschen bauen", worauf wir also unser Leben gründen - als Fundament.
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
- Es kommt noch ein zweiter Punkt hinzu, nämlich, dass all das Wertlose und Vergängliche für einen - allerdings falschen - Gott gehalten wird.
Komm, Seele, komm und lerne weiter schauen,
- Jetzt kommt die Mahnung an die Seele, sich davon abzuwenden und weiter zu schauen, sich also nach Größerem umzusehen.
Als sich erstreckt der Zirkel dieser Welt!
- Und zwar über den Kreis, den Horizont der Welt hinaus.
Streich ab von dir derselben kurzes Prangen,
- Sie soll alles von sich entfernen, was eben nur kurz wertvoll zu sein scheint.
Halt ihre Lust für eine schwere Last:
- Was scheinbare Lust verbreitet, soll eher als Last empfunden werden.
So wirst du leicht in diesen Port gelangen,
- Das Ziel ist - typisch für die Barockzeit - ein Hafen, der als wirklicher Schutzort angesehen wird.
Da Ewigkeit und Schönheit sich umfasst.
- An diesem Platz, nämlich der himmlischen Ewigkeit, sind "Schönheit" und "Ewigkeit" verbunden, d.h. dort gibt es echte, dauerhafte Schönheit.