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Filme im Unterricht - Infos und Tipps

Filme im Unterricht - Infos und Tipps

Filme sind vor allem im Geschichtsunterricht eine gute Möglichkeit, historische Zusammenhänge anschaulich darzustellen. Wir helfen beim Einsatz durch einen minutengenauen Überblick. Dazu kommen Tipps, was man mit dem Film anfangen kann (Arbeitsaufgaben, Fragestellungen)

Auswertung des Films: "Napoleon und die Deutschen"

Auswertung des Films "Napoleon und die Deutschen": Zunächst eine allgemeine Auswertungs-Übersicht über den Inhalt der ersten 30 Minuten, dann eine minutengenaue Mitschrift der letzten 15 Minuten mit Diskussionsanregungen.

Das Folgende ist eine Kopie der Seite:
https://www.schnell-durchblicken.de/filme-im-unterricht-infos-u-tipps/napoleon-und-die-deutschen/

Basis der folgenden Auswertung ist die 7. Folge der ersten Staffel der ZDF-Reihe "Die Deutschen". Nähere Infos dazu finden sich hier.
Man kann die 10 Folgen in einem DVD-Schuber kaufen, man findet Teile davon aber auch auf Youtube.
https://www.youtube.com/watch?v=ix0wq8eYxyo


Die ersten 30 Minuten hat man sich im Unterricht angeschaut und ist dabei zu folgenden Ergebnissen gekommen:
Der Film zeigt bis jetzt:
  • dass Napoleon zunächst vielen Deutschen als Befreier erschien, dann aber durch seine Kriege immer mehr zu einer Belastung wurde, woraus schließlich ein "negatives", antifranzösisches Nationalgefühl wurde,
  • dass daneben durch den Freiherrn von Stein eine "Revolution von oben" in Gang gesetzt wurde, die Preußen sehr positiv veränderte und Voraussetzung war für den Aufstieg des Staates bis zur Keimzelle eines neuen, zweiten Deutschen Reiches
        
  • dass diese Reformen vor allem auf Freiheit und Selbstverantwortung setzten:
    • bei den Bauern (Bauernbefreiung)
    • bei den Handwerkern (Gewerbefreiheit)
    • bei den Bürgern der Städte (kommunale Selbstverwaltung)
    • bei den Soldaten ("Freiheit des Rückens", keine Prügel mehr)
    • im Bereich der Bildung (Gymnasium mit Abitur-Hochschulreife)

  • Worauf der Film nicht eingeht, sind auch Veränderungen im Bereich der Regierung, weg vom alten Kabinettsystem hin zu modernen "Ressort"-Ministern.
      
  • dass es letztlich der russische Zar war, der neben herausragenden Deutschen wie eben der Freiherr von Stein, aber auch der namentlich im Film nicht genannte General Yorck von Wartenburg, die Deutschen von französischer Übermacht und Vorherrschaft befreite
         
  • dass auch vom König durch eine ungewöhnliche Proklamation entfachte Nationalgefühl zu einer unglaublichen Begeisterung, zu Ansätzen eines Volkskriegs führte. Aus dessen Freiwilligen-Verbänden entstanden die deutschen Nationalfarben schwarz-rot-gold, die noch heute gültig sind.
        
  • dass der deutsche Nationalismus vor dem Hintergrund seiner Entstehungsbedingungen vor allem sprachlich, kulturell und eben auch "ethnisch" orientiert war. Deutscher wurde man vor allem durch Herkunft. In Frankreich war der Nationalismus durch die Französische Revolution vor allem an die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit geknüpft und stand zumindest grundsätzlich jedem offen.
 

Minutengenaue Mitschrift des Schluss-Teils mit Diskussionsanregungen
 
Und nun noch ein Beispiel für eine Mitschrift, bei der auf einer Art Timeline festgehalten wird, wo man wichtige Elemente des Films finden kann:

Minuten-Protokoll: Die letzten 15 Minuten des Films

  • 30,10: Dresden, 28. Juni 1813, Gespräch zwischen Napoleon und Metternich: Als das Gespräch auf die hohen Verluste bei den Franzosen kommt, verweist Napoleon darauf, dass er vorwiegend die Soldaten anderer Völker geopfert hat, was Metternich mit dem empörten Hinweis beantwortet: „Sie vergessen, Sire, dass sie zu einem Deutschen sprechen.“
  • 31,08: Die Würfel sind gefallen, jetzt gibt es eine Allianz zwischen Russland, Preußen und Österreich
  • 31,20: Freiherr vom Stein sieht der Schlacht bei Leipzig wie einem Strafgericht über Napoleon entgegen
  • 33,25 Darstellung der unmenschlichen Verhältnisse im Falle von Verwundung
  • 33,40: Rheinbund-Soldaten kommen zu Blücher und laufen damit zu den Feinden Frankreichs über
  • 34,28: Verrat der Sachsen, die sich mitten im Kampf gegen ihre ehemaligen Mitkämpfer wenden, was die Franzosen ihnen lange nicht vergessen
  • 35,40: Präsentation eines Bildes, bei dem die Monarchen aufspielen und Napoleon nur noch zuhören kann
  • 36,10: Stein hat die Sorge, dass die Sieger nicht genügend für die deutsche Einheit tun werden
  • 36,25: triumphaler Rückkehr der Quadriga, Ergänzung durch das eiserne Kreuz
  • 36,50: Wiener Kongress: Versuch, die nationalen Gefühle wieder zurückzudrängen, Bezeichnend ist, dass Stein nur ein Beobachter ist, er hat keine Funktion auf dem Kongress
  • 38,42: Ausdrucksstarkes Zitat eines Zeitgenossen:
    Der König von Württemberg Frist für alle.
    Der von Bayern säuft für alle.
    Und Zar Alexander liebt für alle.
  • 39,0: Stein übersieht, dass die nationale Einheit nur von einer Minderheit der Menschen gewollt wird, die föderalen Strukturen noch zu stark sind und unter dem Einfluss Napoleons einige Staaten wie Württemberg und Bayern noch stärker geworden sind und die neue Macht erst mal konsolidieren und für sich nutzen wollen.
  • Stein hat es zwar geschafft, Europa von der Übermacht Frankreichs zu befreien, nicht aber Deutschland eine neue Gestalt zu geben.
  • 39,52: Deutscher Bund als Ersatz
  • 40,10: Wiener Schlussakte wird mit dem Westfälischen Frieden von 1648 verglichen.
  • 40,20: Schlussfolgerung: Die deutsche Frage sei nicht zu lösen ohne Berücksichtigung der föderalen Gegebenheiten und des europäischen Kontextes.
  • 40,30: Ausblick auf die Zukunft, die der Entstehung und Entwicklung von Nationalstaaten gehört
  • 40,40: Nationale Ruhmeshalle Walhalla bei Regensburg
  • 41,10: Der Historiker Gall verweist darauf, dass es keine komplette Restauration gab, dass viel durch die Französische Revolution und Napoleon nachhaltig verändert worden war.
  • 42,05: Zusammenfassende Würdigung der Bedeutung Napoleons für die Entwicklung Deutschlands
  • 42,20: Ausblick auf das weitere Schicksal Napoleons, träumt davon, was er geworden wäre, wenn er als deutscher Fürst geboren worden wäre.
     

Mögliche Diskussionspunkte zu diesem letzten Teil:
  1. War Metternich nicht nur ein eiskalter Machtdiplomat und menschenfeindlicher Betreiber von Restauration und Verfolgung, sondern hatte auch Gefühle für die Menschen im Bereich des späteren Deutschen Reiches?
  2. Wie grausam waren die Schlachten zur Zeit Napoleons und wie wichtig war später die Einrichtung des „Roten Kreuzes“. Wie sind dessen aktuelle Chancen auf den Schlachtfeldern unserer Zeit?
  3. Wie konnte es dazu kommen, dass nach so vielen Übergriffen Frankreichs auf seine östlichen Nachbarn und so hohen menschlichen Verlusten (bsd. im erzwungenen Krieg gegen Russland) ein so nachhaltiger Versöhnungsfriede geschlossen wurde – im Vergleich zu dem folgenschweren Dikat des Versailler Vertrages?
  4. Wie ist Napoleon insgesamt zu beurteilen? Was unterscheidet ihn und seine Macht- und Kriegspolitik fundamental von der Hitlers, der ab 1939 versuchte, Europa auf seine Weise zu „einigen“ und ebenfalls gegen Russland bzw. dann die Sowjetunion zog?
  5. Was hätte aus Europa werden können, wenn ein so begabter Nicht-Adliger wie Napoleon zu einem ganz normalen Landesherrn hätte werden können, der nicht ständig neue Kriegserfolge als Legitimation seiner Macht brauchte?
Bismarck und das Deutsche Reich

Folge aus der Serie "Wir Deutschen"

Basis der folgenden Auswertung ist die 9. Folge der ersten Staffel der ZDF-Reihe "Die Deutschen". Nähere Infos dazu finden sich hier.
Man kann die 10 Folgen in einem DVD-Schuber kaufen.
Man findet Teile davon aber auch auf Youtube.

Die Zahlen vorne in der Übersicht geben jeweils die Minute an.
Bei den Infos geht es uns weniger um Beschreibung des Inhalts als um eine Übersicht, welche Aspekte des Themas wann behandelt werden. Damit kommt man schnell zu der Stelle, die einen besonders interessiert.
Dazu kommen im Einzelfall Anregungen zum Nachdenken.

Minutenprotokoll und Anmerkungen
  • 1: Einstieg über das Attentat eine Studenten auf Bismarck (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Cohen-Blind) mit dem Ziel der Verhinderung eines Krieges von Deutschen gegen Deutsche (7. Mai 1866), kurzes Eingehen auf Bismarcks innere und äußere Politik: Stärkung der Macht Preußens und des Königs
  • 3: das Arbeitszimmer Bismarcks mit der Waffe, die den Lauf der Geschichte hätte ändern können;  Hinweis eines Historikers darauf, dass niemand in Deutschland außer Bismarck diesen Bruderkrieg wollte
  • Tipp: Hier kann man sich gut Gedanken machen, wie weit der Einfluss von Einzelpersonen in der Geschichtereicht: Bismarcks Reichseinigung zählt sicher zu den besonders einschneidenden und folgennreichen Prozessen in der Geschichte
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  • 4: Wie Deutschland damals aussah
  • 5: Antrag Österreichs im Deutschen Bundestag, Krieg gegen Preußen zu führen wegen der Besetzung der Herzogtümer Schleswig und Holstein, die seit 1864 von den beiden Großmächte in Deutschland verwaltet worden
  • 7: Historiker nimm Stellung zum Ende des Deutschen Bundes: Preußen gilt als Bösewicht
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  • 8: Entscheidung bei Königrätz : Das preußische Zündnadelgewehr als entscheidender Vorteil gegenüber den alten österreichischen Vorderdladern;  "In einer halben Stunde sterben Tausende, rund 15.000 Österreicher tot oder vermisst die Preußen verlieren nur rund 2000 Mann"
  • 11: Hinweis auf das Leiden der Verwundeten, das Rote Kreuz gibt es erst seit zwei Jahren
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  • 11:  Der Bruderkrieg ist entschieden, Österreich muss Frieden schließen
  • 12: Streit zwischen dem König und Bismarck um die Friedensbedingungen,
    Hinweis des Historikers Lothar Gall: Bismarck will Österreich schonen, um einen Partner für die Zukunft zu haben,
    Bismarck droht mit Rücktritt und setzt sich durch, erreicht sein Ziel der Vorherrschaft Preußens in Deutschland
  • 14: Einschätzung des Historikers Frank-Lothar Kroll: Ungeheuerlichkeit, dass Österreich als die bisher führende deutsche Macht jetzt gewissermaßen Deutschland verlässt und die Einigung ohne diesen Teil stattfindet
  • 15: Bismarck wird zum Triumphator der Deutschen, erklärt am Beispiel der Siegessäule in Berlin
  • 15: Umgang mit den anderen deutschen Staaten, die sich gegen Preußen gestellt haben, Annexion des Königreichs Hannover und Bildung des Norddeutschen Bundes
  • Anmerkung: Hier könnte man auf die Bezeichnung Bismarcks als "weißen Revolutionär" verweisen. Das bedeutet, dass er durchaus revolutionäre Dinge machte wie die Entmachtung von "legitimen" Fürsten oder die Einführung eines recht demokratischen (Männer-)Wahlrechts, aber letztlich mit dem Ziel, eine konservative, nicht von unten revolutionäre Welt zu erhalten. Das hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Konzept der Preußischen Reformen.
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  • 16: Frankreich ist gegen die deutsche Einigung, auch die süddeutschen Staaten sind zurückhaltend bis ablehnend gegenüber einer preußischen Vorherrschaft in einem neuen Deutschen Reich
  • 16/17: die spanische Thronfolge und der Weg in den deutsch-französischen Krieg
  • 17: Stellungnahme des Historikers Michael Stürmer: Der Krieg gegen Frankreich sei unvermeidlich gewesen
  • 18: interessanter Hinweis darauf, dass der französische Kaiser Napoleon III unter in politischen Druck stand, etwas gegen den angeblichen preußischen Machtzuwachs in Europa zu tun.
  • 19: Bad Ems, Anmerkung: es ist schon interessant, wie unverhohlen Frankreichs Regierung als Ziel hat, Preußen zu demütigen, statt sich mit einer großzügigen Geste des Verzichts zufrieden zu geben.
  • 21/22: Emser Depesche: Anmerkung: dieses Handeln Bismarcks erscheint natürlich genauso konfliktfördernd wie die vorherige Aktion Frankreichs.
  • Der Historiker Lothar Gall: Auf so etwas hätte damals eine Großmacht einfach reagieren müssen
  • Kommentar im Film: Beide Seiten sind schuld am Krieg. Bismarck hat den Vorteil, dass Frankreich jetzt eindeutig als Angreifer da steht, die Süddeutschen zwingen ihre Fürsten, an die Seite Preußens zu treten.
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  • 23/24: Moltkes zweiter militärischer Geniestreich, Einkesselung der französischen Truppen einschließlich ihres Kaisers
  • 24: diesmal setzt Moltke die neue Artillerie ein, der die Franzosen fast schutzlos ausgeliefert sind.
  • 25: Kaiser Napoleon III. gibt auf.
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  • 25/26: Bedeutung des Tages von Sedan, militärisch und politisch
  • 26: Treffen zwischen Napoleon III und Bismarck
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  • 27: Aufstand in Paris und Ende des Kaisertums, Paris wird eingeschlossen und schwer mit Kanonen beschossen und zum Teil zerstört
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  • 27/28: Versailles wird Hauptquartier des preußischen Königs, Beschreibung der Schwierigkeiten der Reichsgründung, zunächst Notwendigkeit der Bestechung des bayerischen Königs, dann der Wiederstand des preußischen Königs gegen den Titel "Deutscher Kaiser" stadt "Kaiser von Deutschland", für die Kaiserproklamation müssen verwundete Soldaten für einen Tag den Spiegelsaal räumen, Der Großherzog von Baden löst das Problem mit der Anrede "Kaiser Wilhelm".
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  • 33/34: Einschätzung des neuen Kaiserreichs, es ist deutlich größer und mächtiger geworden. Bismarck hält es für saturiert, d.h. er möchte das Erreichte sichern.
  • 35: die innenpolitische Situation, Wahlen und Reichstag, relativ modernes Wahlrecht, aber keine parlamentarische Kontrolle der Regierung.
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  • 36: Gründerjahre, Berlin wir zur viertgrößten Stadt der Welt nach London, Paris und New York
  • 37: Entwicklungssprung der Industrie in Deutschland
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  • 37/38: Entstehung einer selbstbewussten Arbeiterklasse
  • 38: Verfolgung der Sozialdemokratie
  • 38/39: Verfolgung auch der katholischen Kirche
  • 39: Hinweis des Historikers Langewiesche auf Bismarcks Konzept der Verfolgung von Reichsfeinden
  • 39: dazu gehören auch die nationalen Minderheiten, besonders die Polen
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  • 39/40: Zuckerbrot und Peitsche, Sozialgesetzgebung, „Meilensteine auf dem Weg zum Sozialstart“
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  • 39: Die politische Unterdrückung der Sozialdemokratie gelingt nicht.
  • 39/40: 1888 ist Bismarck ziemlich am Ende, weil er sogar eine Mehrheit im Reichstag gegen sich hat, er ist abhängig vom alten Kaiser.
  • 40: Wilhelm I. auf dem Sterbebett: "Es war nicht immer leicht, unter Ihnen Kaiser zu sein." - Bismarck stellt dem seine eigenen Schwierigkeiten mit einem manchmal sperrigen, aber am Ende doch kooperativen Monarchen gegenüber.
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  • 41/42: Problem des Enkels nach dem frühen Krankheitstod des liberalen Kronprinzen: Wilhelm II.: "Sechs Monate will ich den Alten verschnaufen lassen, dann reagiere ich selbst."
  • Bismarck steht allein zwischen Reichstag und dem neuen Kaiser.
  • 41/42: März 1890 Entlassungsurkunde für Bismarck, der verzeiht das dem jungen Monarchen nicht: „ Heuchler, du wirst alles ruinieren!"
  • 42: Frage, was vom Reichsgründer bleibt. Historiker Kroll: Bismarck habe die Deutschen geeint, aber auch gespalten.
  • 42/43 Bismarcks Rückzug nach Friedrichsruh, wird als Ende einer Ära empfunden.
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