Im Expressionismus gibt es viele Gedichte, die sich mit sozialen Problemen beschäftigen, häufig erscheinen sie als Ergebnis der Industrialisierung.
Eine Sammlung findet sich zum Beispiel in dem E-Book:
"Die besten Gedichte des Expressionismus - für Schüler: Zum Üben, für Klausuren und Prüfungen"
Erhältlich zum Beispiel hier:
https://www.amazon.de/Die-besten-Gedichte-Expressionismus-Klausuren-ebook/dp/B075MWMTBM
Soziale Not ist auch ein Thema im Naturalismus:
Einen ersten Eindruck bekommt man zum Beispiel auf der folgenden Seite:
http://geschichtederdeutschendichtung.blogspot.com/p/blog-page_9.html
Wir wollen im Folgenden an zwei Gedichten zeigen, was die Darstellung des Elends in beiden Epochen unterscheidet.
Dabei geht es uns vor allem darum, ein vertieftes Bild des Expressionismus zu gewinnen.
Einen Überblick über Materialien auf unseren Seiten gibt es hier:
http://www.relevantia.de/register-e
Vergleich der beiden Texte:
- Beide Gedichte beschäftigen sich mit sozialer Not und ihren Folgen.
- Links geht es aber mehr um ein Einzelschicksal, wobei relativ genau - eben "naturalistisch" beschrieben wird. Allerdings wird dabei nicht in besonders eklige Details hineingegangen, die Darstellung bleibt relativ allgemein. Man Vergleiche das mal mit einigen Gedichten von Gottfried Benn.
- Auch nicht ganz naturalistisch ist die Interpretation des Verhaltens der Umstehenden. Ihnen wird "Zeitvertreib" als Motiv unterstellt, d.h. hier beschränkt sich das Lyrische Ich nicht auf das Fotografische.
- Vor allem wird dann die Vorgeschichte in einer Weise dargestellt, die eindeutig einen interpretatorischen Zusammenhang erkennen lässt.
- Dabei bekommt dann die Farbe der Wangen eine symbolische Bedeutung - auch nicht typisch für den Naturalismus.
- Das gleiche gilt für den Schluss-Vers.
- Wir halten also fest: Das Gedicht von Nicolai kann insofern dem Naturalismus zugerechnet werden, weil es in der Wirklichkeit verhaftet bleibt, diese allerdings durchaus ansatzweise interpretiert.
- Das Gedicht von Paul Zech geht sehr viel weiter:
Zwar gibt es auch hier am Anfang beschreibende bzw. schildernde Elemente. - Aber die dritte Strophe zeigt dann schon stark überhöhte Bilder, wie sie für den Expressionismus typisch sind.
- Die letzte Strophe kehrt dann allerdings wieder stark in die Wirklichkeit zurück. Was in den Zeilen 12 und 13 angedeutet wird, geht in die Richtung dessen, was auch bei Nicolai angesprochen wird. Nur dass hier "Herz verludert" sehr viel umfassender ist als die sehr konkrete Beschreibung der Not und ihrer Folgen im Gedicht links.
- Insgesamt stellen wir fest, dass es bei der Schilderung sozialer Probleme eher Überschneidungen gibt zwischen Texten aus der Zeit des Naturalismus und des Expressionismus. Das liegt aber auch in der Natur der Sache.
- Es wird aber auch deutlich, dass die expressionistischen Dichter einen Schritt weiter gehen, am stärksten wird das deutlich in Zeile 11 des Gedichtes von Zech.
Wer im Hinblick auf einen Vergleich noch mehr möchte, kann sich das Gedicht "Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne" von Arno Holz anschauen. Auch dort haben wir eine Kombination aus recht genauer Beschreibung und illustrierenden Bildern und Vergleichen. Was bei Holz auch wieder fehlt, sind provozierende sprachliche Grenzüberschreitungen, wie sie sich in dem Gedicht von Zech zumindest ansatzweise finden.