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Kreatives Schreiben - Möglichkeiten

Kreatives Schreiben - Möglichkeiten jenseits von Analyse und Interpretation

Literarische Texte sind das Ergebnis von Kreativität. Dementsprechend wichtig ist es, diesem Bedürfnis des Menschen auch beim Umgang mit Gedichten, Kurzgeschichten u.ä. Freiräume zu geben.

Im Folgenden zeigen wir mit Hilfe eines Schaubildes, in welchem Verhältnis "gestaltendes Schreiben" und "gestaltendes Interpretieren" einerseits und Analyse und Interpretation andererseits stehen. 
Beim Umgang mit Literatur gibt es - wie das Schaubild zeigt - die folgenden Möglichkeiten:
  1. Das strenge Analysieren - hier müssen eigentlich alle Leser zu den gleichen oder zumindest sehr ähnlichen Ergebnissen kommen. Denn der Text wird ja "zerlegt" - und seine Bestandteile werden benannt. Das hat viel Ähnlichkeit mit der Untersuchung eines Stoffes in der Chemie, wo ja auch die Analyse eine besondere Rolle spielt.

  2. Das darüber hinausgehende "Interpretieren": Das wird zwar häufig mit "analysieren" gleichgesetzt, aber das produziert nur Verwirrung. Also sagen wir: Bei der Interpretation geht man über den Text hinaus, wertet ihn aus, ordnet ihn in eine Epoche oder eine Gattung ein und setzt ihn in Beziehung zu anderen Bereichen - bis hin zur Gegenwart.

  3. Das gestaltende Interpretieren ist ein Mittelding zwischen den klaren Prüfungsanforderungen des Analysierens und Interpretierens und dem kreativen Zutun des Lesers. Das soll aber in erster Linie noch zum Verständnis des Textes beitragen, also nicht groß über ihn hinausgehen. Deshalb geht das nur bei Hauptfiguren, wobei auch die Sprache des Textes aufgenommen werden muss. In Frage kommen besonders die Textsorten Brief, Tagebucheintrag, Innerer Monolog und ein allenfalls noch ein Dialog.
    So kann man Werther etwa in dem Briefroman von Goethe einen weiteren Brief schreiben lassen.
    Oder es kommt in der Kurzgeschichte "Sommerhaus, später" noch zu einem weiteren Treffen der beiden Hauptfiguren - mit einer gewissen zeitlichen Distanz.

  4. Das gestaltende Schreiben ist dann sehr viel freier: Hier kann man auch Außenperspektiven einnehmen, also von Figuren ausgehen, die gar nicht im Text auftreten. Zum Beispiel kann ein Reporter schildern, was in der Ballade "Der Handschuh" geschieht. Oder ein Pastor kann auch eine Grabrede halten - etwa für den tapferen Steuermann in der Ballade "John Maynard".
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