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Kultur: Was sollte man wissen


Thema "Kultur" - was sollte man wissen?

"Kultur" - das ist ein Wort, das zur Zeit eine sehr große Rolle spielt - allerdings meistens in einer gewissen Abwandlung: "multikulturell". Und das hängt natürlich damit zusammen, dass Deutschland seit einiger Zeit und immer mehr in der Situation ist, dass es viele verschiedene Kulturen gibt, die sich auch stärker als früher bemerkbar machen.
Deshalb wollen wir im Folgenden erst mal prüfen, was man überhaupt unter Kultur versteht - und das kann dann vielleicht auch dazu beitragen, dass sich die Angehörigen ganz unterschiedlicher Kulturen in unserem Land möglichst gut verstehen.

Erste Annäherung an den Begriff "Kultur"

Um einen Begriff erst mal ganz allgemein zu verstehen, geht man am besten von Anwendungsbeispielen aus:
  • Man kann zum Beispiel an die Kultur eines Volkes oder eines Stammes denken. Dementsprechend wird man bei einer Reise durch Kanada mit der Kultur eines Indianerstammes vertraut gemacht.
  • Vielleicht fällt einem aber auch ein Satz ein wie zum Beispiel. Im Hinblick auf ein Fußballspiel: "Es fehlte heute eindeutig ein Spiel Kultur."
    Gemeint ist dann wohl, dass man einfach so vor sich hin gespielt hat, ohne erkennbaren Plan.
  • Man kann aber möglicherweise auch zu hören bekommen, jemand hätte in einem Nobel-Restaurant die nötige Esskultur gefehlt.
    Damit ist dann gemeint, dass man sich nicht an die herrschenden Sitten und Gebräuche hält, was zum Beispiel bei unbekannten Speisen leicht der Fall sein kann.

Vorläufige Auswertung der Beispiele: Was ist allen gemeinsam?

  • Wenn man diese Beispiel zusammenfassen will, dann ist allem wohl gemeinsam, dass das man nicht einfach oder so natürlich vor sich hin lebt, sondern seine Umgebung, sich selbst und die Beziehung zur Umwelt bestimmten Regeln unterwirft.
  • Wenn man genauer darüber nachdenkt, dann sind diese Regeln zumindest ursprünglich immer auch mit einem Sinn, einer Bedeutung verbunden. Zum Beispiel gibt es ein bestimmtes Ritual bei Fußball-Länderspielen, dass man Wimpel austauscht, sich die Hände gibt und die Nationalhymnen gespielt werden.
  • Diese Rituale beziehungsweise diese rituellen Handlungen sollen zum einen die Bedeutung des Spiels sichtbar machen, aber auch schon die Erinnerung daran vorbereiten, vor allem aber auch eine Atmosphäre der sportlichen Fairness schaffen.

Die Unterschiede zwischen Kulturen und der Austausch zwischen ihnen

  • Interessant sind dann vor allem natürlich kulturelle Unterschiede zwischen Völkern, Gegenden und einzelnen Gruppen von Menschen:
  • So war es früher in Deutschland zum Beispiel nicht üblich, dass man sich bei der Begrüßung auf die Wange geküsst hat, das hat man möglicherweise aus Frankreich übernommen.
  • Dahinter steht eine unterschiedliche Auffassung vom Umgang miteinander, vor allem in körperlicher Hinsicht. Es gibt Weltgegenden in denen mehr auf Distanz geachtet wird, während andere kein Problem damit haben, sich auch körperlich näher zu kommen.

Die "Luxusebene" der Kultur

  • Neben diesen Alltagsphänomen gehört zur Kultur auch immer eine Art "Überbau". Kunst, Literatur, Musik.
  • Allerdings wird heute in der Kulturwissenschaft das nicht mehr so verstanden, als wären die Werke von Goethe oder die Musik von Beethoven oder die Bilder wichtiger Maler des Expressionismus etwas Besseres oder Höherwertiges.
  • Mit Überbau ist hier einfach gemeint, dass diese Ebenen der Kultur sich den Luxus leisten, nicht direkt dem biologischen Lebenserhalt zu dienen, sondern dem Menschen noch andere Welten zu eröffnen.
  • In diesem Zusammenhang ist interessant, dass es im Deutschen die Formulierung "brotlose Kunst" gibt. Das bedeutet genau das, dass man nämlich damit in der Regel nicht seinen Lebensunterhalt verdient, es einem aber doch unendlich viel geben kann.

Kultur als gefährdete Wellnesszone

  • Eine Kultur dient vor allem dem Zusammenhalt einer Gesellschaft.
  • Zum einen vereinfacht sie den Umgang miteinander, wenn jeder weiß, wie man sich normalerweise verhält. Man kann sich auch eher auf bestimmte Dinge verlassen und muss eben nicht immer erst schauen, wie der andere so drauf ist.
  • Wenn man tatsächlich eine Gesellschaft so organisieren will, dass alles täglich neu miteinander ausgehandelt werden muss, dann ist das eine sehr aufwändige Sache, bei der auch viel schief gehen kann. Vor allem werden immer die Stärkeren dabei das Sagen haben.
  • Grundsätzlich ist alles, was eine Gesellschaft stabilisieren soll, natürlicherweise auch auf Dauer angelegt. Das bedeutet, dass eine Kultur auch an die nächste Generation weitergegeben werden muss. Dies geschieht in der Regel in der Familie, in der Schule und im sozialen Umfeld.
  • Gerade in der Zeit der Globalisierung taucht hier die Frage auf, wieviel von den einzelnen regionalen Kulturen noch weitergegeben werden kann - und inwieweit eine gemeinsame Weltkultur entstehen kann.
  • Es gibt ja heute die Unterscheidung zwischen den Somewheres und den Anywheres. Erstere leben eher in einer Region, sind in ihr verwurzelt und sehen die Auflösung der eigenen Kultur als Problem oder Gefahr. Letztere sind die, die mehr oder weniger überall leben und arbeiten können. Es war der britische Journalist David Goodhart, der auf diese Grundspannung zwischen völlig verschiedenen Lebenskonzeptionen verwiesen hat:
    https://de.wikipedia.org/wiki/David_Goodhart
    In unserem Zusammenhang ist und bleibt die Frage, ob es eine Kultur ohne räumliche Verortung geben kann. Sicher geht das grundsätzlich, denn das ist ja die Entscheidung der Betroffenen (oder derer, die sie weltweit beschäftigen), die Frage ist aber, was es letztlich mit ihnen macht.

Kultur als ein sich ständig ändernder Rahmen für eine Gesellschaft

  • Dabei ist es das Natürlichste von der Welt, dass eine Kultur sich immer auch verändert. Das hängt damit zusammen, dass die Umwelt sich ändert oder auch einfach damit, dass es den Menschen langweilig wird, immer alles auf die gleiche Weise zu tun.
  • Ein Beispiel für den ersten Fall ist unser Verhalten, wenn wir zum Beispiel in der Stadt unterwegs sind. Die meisten Menschen heute schauen zwischendurch mehr oder weniger intensiv und lange auf ihr Smartphone, was älteren Menschen sehr seltsam vorkommen kann - weil sie noch ein anderes Stadtbild beim "Flanieren" gewöhnt waren.
  • Ebenso war es früher zum Beispiel undenkbar, dass eine Lehrkraft in der Schule mit einer großen Flasche Wasser herum lief und bei passender Gelegenheit auch daraus in aller Öffentlichkeit trank. Das ist heute etwas ganz Normales. Man kann vermuten, dass sich hier die Atmosphäre des Sportes auf andere Bereiche ausgedehnt hat.
  • Ein Beispiel für den zweiten Grund für Veränderung sind zum Beispiel neue Feste, die eingeführt werden, wie Halloween. Oder auch ein bestimmtes Musik-Festival, das nach gutem Start immer wieder zur gleichen Jahreszeit am gleichen Ort stattfindet.
  • Zur Kultur einer Familie kann aber auch gehören, dass jemand, der in eine Familie einheiratet, sich anschließend intensiv mit der Haltung des Familienhundes beschäftigen muss  - oder gleich mit einem kleinen Zoo auf dem Hof arrangieren darf.
  • Damit sind wir auch schon beim Übergang von der allgemeinen Kultur einer Menschengruppe zur individuellen Kultur, wie sie sich zum Beispiel bei der Ausgestaltung eines Zimmers zeigt oder auch bei den eigenen Freizeitaktivitäten.

  • Fassen wir zusammen:
    Kultur ist alles, was man auf die normale natürliche Realität gewissermaßen drauflegt, um sich das Leben schöner zu machen oder auch die bestmöglichen Wege zu finden für das Zusammenleben.
  • Eine besondere Herausforderung ist immer gegeben, wenn Kulturen aufeinander stoßen. Und dieses Wort verwenden wir hier bewusst, weil damit immer erst mal auch eine Irritation verbunden ist.
  • Es kommt jetzt zum einen darauf an, dass man im Rahmen des Möglichen Verständnis entwickelt für das zunächst einmal Fremde
  • Wichtig ist aber auch, dass man sich darüber möglichst austauscht, sich im wahrsten Sinn des Wortes um Verständigung bemüht.
  • Dabei kann sich durchaus herausstellen, dass jemand selbst gar nicht weiß, warum er etwas entsprechend den Traditionen in seiner sozialen Umgebung immer auf eine ganz bestimmte Art und Weise macht.
  • Und das ist natürlich eine gute Möglichkeit, sich von vielleicht auch nicht ganz so sinnvollen, anstrengenden, vielleicht sogar belastenden kulturellen Traditionen zu befreien.
  • Zum anderen ist das natürlich auch eine gute Möglichkeit, von den anderen Kultur etwas zu übernehmen, was einem selbst in dem Moment interessant oder hilfreich erscheint.

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