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Erörterung: "Nichtpädagogen als Lehrer?"

Erörterung bzw. Debatte zum Thema "Sollen auch Nicht-Pädagogen an der Schule unterrichten?"


  1. Einstieg: Man stelle ich vor, da bewirbt sich jemand, der jahrelang an der Uni studiert und seinen Doktor gemacht hat und nur wegen Stellenmangel keine Professorenstelle bekommen hat und muss nun irgendwie seinen Lebensunterhalt verdienen. Er hat einige Bücher geschrieben und ist absoluter Fachmann etwa für Germanistik. Der wird nun vom Arbeitsamt zu eurer Schule geschickt, um dort im Fach Deutsch auszuhelfen. Da könnten ja gerade drei Schwangerschaften gleichzeitig zu Ausfällen geführt haben.
  2. Auf den ersten Blick denkt man: Wunderbar: Der Mann (oder auch die Frau) hat Ahnung, den nehmen wir gerne.
  3. Damit sind wir schon beim ersten Problem: Der Mann hat vielleicht zu viel Ahnung und quält sogar den Leistungskurs mit langen rhetorischen Ausflügen in die Entwicklung der Lyrik seit 2010.
  4. Dann geht er in eine Klasse 9 und wählt ein Gedicht aus der Zeit des Expressionismus, das die Schüler erst erschreckt und dann ratlos zurücklässt. Daraufhin erfolgt wieder eine lange Erklärung, bis der erste Schüler fast vom Stuhl fällt.
  5. Die Erfahrungen dieser beiden Stunden haben sich dann unglücklicherweise bis in die Klasse 7 herumgesprochen, wo die Schüler sich gar nicht mehr wundern, dass die anstehende Besprechung der Gliedsätze eingeleitet wird mit der Vorstellung neuerer Grammatiktheorien.
  6. Hier kommt es dann zu den üblichen Erscheinungsformen jugendlichen Widerstands, die nun den Fast-Professor hilflos am Pult stehen lassen. So was kennt er gar nicht. Als sich zwei Schüler auch noch prügeln geht er als Hobby-Karatekämpfer dazwischen , er hat halt nicht an einem Deeskalationstraining teilgenommen.
  7. Halten wir mal zwischendurch fest: Nicht von ungefähr müssen Lehrer schon an der Uni auch pädagogische Fragen kennenlernen, bevor sie dann im Referendariat unter Anleitung all das lernen, was unserem Aushilfslehrer hier fehlt.
  8. Das heißt nun aber nicht, dass man auf die völlig verzichten kann oder muss. Sie haben ja auch Vorteile: nämlich einen größeren Überblick, kennen den Wissenschaftsbetrieb, haben an bestimmten Projekten gearbeitet, die sie einbeziehen können (wir hatten mal einen Fledermaus-Experten als Biologielehrer - dem zuzuhören lohnte sich wirklich. Vielleicht haben sie  zwischendurch noch andere Bereiche kennengelernt, etwa in einem Verlag gearbeitet. Oder  sie sind nebenbei sogar Kabarettist, eine sicher gute Voraussetzung, um Schüler bei der Stange zu halten.
  9. Auf jeden Fall brauchen solche Lehrer eine Art Schnellkurs im "Runterbrechen" der Fachthemen von Uni-Niveau auf Schulniveau sowie pädagogische Hilfestellungen.
  10. Dann können sie ihre Stärken ausspielen, ohne an ihren noch vorhandenen pädagogischen und fachdidaktischen Defiziten zu scheitern.
Kleine Anmerkung zum Einstieg:
Natürlich kann man das noch zuspitzen, indem man etwa so beginnt:
"Stellt euch vor, einer aus eurer Schule hat Karriere gemacht und schließlich sogar einen Nobelpreis gewonnen. Wäre das nicht ein guter Ersatz für einen Lehrer, der zum Beispiel aus Altersgründen ausgeschieden ist und eine Lücke hinterlassen hat?

Anmerkung zur Gegenseite, nämlich zur Befürwortung des Einsatzes von Nicht-Pädagogen als Lehrer:
  • sie bringen breitere Lebenserfahrung in die Schule
  • die vielen Veranstaltungen von Kinder-Unis zeigen, dass auch Vertreter der Uni mit ihren Vorträgen Kinder erreichen können,
  • mal ein bisschen mehr Frontal-Input ist für Schüler heutzutage fast schon eine Abwechslung und zeigt ihnen, dass man sich eben nicht selbst alles erklären kann. 

Wer einen schnellen Überblick über weitere Angebote von uns bekommen möchte. Hier gibt es eine alphabetische Übersicht.
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