Intention - Intentionalität: Was ist das eigentlich? Mit besonderem Blick auf die Sachtextanalyse
Intention wird normalerweise mit "Absicht" übersetzt und da ist auch was Richtiges dran. Wenn man sich das Verb genauer anschaut, von dem "Absicht" kommt, dann wird man an Wendungen erinnert wie zum Beispiel: "Man kann nicht absehen, was daraus wird."
Hieran wird schon mal deutlich, dass es um den Blick von einem Punkt A (wie Ausgangspunkt) zu einem Punkt Z (wie Ziel) geht.
Damit ist auch schon mal klar, welche Rolle die Absicht oder Intention in einem Sachtext spielen: Da gibt es einen Ausgangspunkt, den der Verfasser des Textes gerne verändern möchte.
Beispiel 1: Man schreibt einen Beschwerdebrief und fordert sein Geld zurück, weil nicht das geleistet wurde, was versprochen worden war.
Beispiel 2: Eltern schreiben an die Schulleitung, weil sie für einen bestimmten Zweck eine Unterrichtsbefreiung erreichen wollen (zum Beispiel für die Entgegennahme eines Preises, den der Schüler oder die Schülerin gewonnen hat).
Beispiel 3: Man schreibt einen Leserbrief, weil man möchte, dass ein bestimmter Gesichtspunkt, der bisher fehlte, in der Diskussion auch beachtet wird.
Beispiel 4: Man schreibt eine Mail, in der man sich für sein Verhalten entschuldigt.
Beim letzten Punkt wird es spannend, weil so was auch daneben gehen kann. Man kann sogar das Gegenteil erreichen. Das passiert, wenn zwei "Intentionen" nicht übereinstimmen, nämlich die des Autors und die des Textes.
Wer jetzt staunt, hat schon mal was begriffen: Denn Intention des Textes ist nicht identisch mit der Absicht des Autors. Man kann hier "Intention" besser mit "Aussage" gleichsetzen. Die kann durchaus anders sein als beabsichtigt.
Stellen wir uns vor: Jemand hat sich aufgeregt, weil der Nachbar sein Auto falsch geparkt hat und man selbst kaum aus der Parklücke rauskam. Für ein paar heftige Worte, die an der Tür nach dem Klingeln gefallen sind, entschuldigt man sich. Zugleich aber listet man fünf weitere Dinge auf, über die man sich in letzter Zeit geärgert hat. Am Ende wird diese Mail nicht meher als Entschuldigung wahrgenommen, sondern als neuer Angriff. Das steckt tatsächlich im Text drin - nur der Verfasser hat das beim Schreiben übersehen.
Nehmen wir ein zweites Beispiel: In einem Werbebrief hat der Absender die Absicht, uns zu einem vielleicht leichtfertigen Kauf zu bewegen. Diese Absicht versteckt er natürlich. Umso wichtiger ist es, nach den Stellen zu suchen, die zeigen, wo der Haken bei der Sache ist.
Fassen wir also zusammen
Intention heißt sowohl Absicht als auch Aussage und die können verschieden sein, wenn man von der Absicht des Verfassers ausgeht, die man übrigens nicht unbedingt kennt. Jemand kann sich zum Beispiel entschuldigen, nicht weil ihm etwas leid tut, sondern weil er Konsequenzen abmildern möchte, etwa vor Gericht.
Also: Immer zwischen der Autorintention vor oder neben dem Text und der im Text sichtbaren Intention unterscheiden. Die kann im Extremfall sogar ungewollt anders sein, als die Absicht des Autors.
Übrigens gibt es auch Sachtexte ohne Absicht, wohl aber mit Aussagen: Da ruft jemand einen anderen an - ohne ein direktes Ziel zu verfolgen. Höchstens geht es im Hintergrund um Kontaktpflege oder aber man langweilt sich auch einfach nur. Wenn man dann eine halbe Stunde telefoniert hat, hat man unter Umständen nichts direkt erreicht - außer dass man sich ausgetauscht hat. Man selbst weiß jetzt mehr, das Gegenüber hat vielleicht ganz nebenbei eine wichtige Information bekommen. All das sind dann die "Aussagen" dieses Anrufes, wenn er zum Beispiel bei einer historischen Quelle mitgeschnitten und zu einem Text verarbeitet worden ist. Aber auch eine Mail aus dem Urlaub enthält möglicherweise ganz viele Aussagen - sogar ungewollte entsprechend dem Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun - möglicherweise aber keinen einzigen Appell im Sinne von zielgerichteter Absicht.
10. Wie erkennt man nun die "Intention" bzw. "Aussage" oder "Zielrichtung" eines Textes?
Am besten geht man vom Ursprung des Wortes "Intention" aus. Es kommt aus dem Lateinischen und heißt soviel wie "Anspannung".
Wir verbinden das mit dem schönen Wort "tent", das im Englischen "Zelt" bedeutet. Da liegt erst einiges an Tuch herum, dazu kommen Zeltstangen, Häringe u.ä.
Entscheidend ist, dass das alles zu einer Art Haus aus Stoff aufgerichtet wird. Dabei hat man mit seinem Gewicht zu kämpfen, muss alle Teile im Griff behalten und hat vielleicht auch noch Probleme mit dem Wind.
11. Eine solche Anstrengung muss man auch beim Umgang mit einem Sachtext leisten:
Als erstes geht man vom Verfasser und vom Kontext aus, also der Situation, in der er steckt. Daraus kann man schon eine Absicht vermuten.
Manchmal wird sie auch gleich am Anfang deutlich präsentiert: "Wenn Herr Leser B. in seinem Brief davon spricht, man müsse schon beim Betreten der Schule kontrollieren, ob Schüler Handys dabei haben, dann ist das völlig wirklichkeitsfremd."
Auch im weiteren Verlauf des Textes achtet man auf Stellen, die in eine bestimmte Richtung gehen.
Am Ende wird man feststellen, dass von vielleicht 5 oder 8 Punkten einige in die gleiche Richtung gehen und man alles am Ende auf zum Beispiel drei Zielrichtungen reduzieren kann.
Damit ist schon ein weiterer wichtiger Punkt im Spiel: Bei der Textabsicht bzw. seiner Aussage gibt es meistens mehr als eine. Deshalb spricht man auch von "Intentionalität". Gemeint ist damit das Geflecht von verschiedenen Zielen, die in einem Text deutlich werden.
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