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"Die Physiker" - 21 Punkte


Dürrenmatt, "Die Physiker": Anmerkungen zu den 21 Punkten

Aus technischen Gründen wird diese Seite hier fortgeführt:

https://textaussage.de/anmerkungen-zu-duerrenmatt-21-punkte-zu-den-physikern

Wir werden hier noch genauer auf die 21 Punkte eingehen, wollen nur schon mal auf einen Gesichtspunkt aufmerksam machen:

Nr 1 und 2: Vorrang der literarischen Praxis gegenüber der Theorie und Forderung, Geschichten auch zu Ende zu denken
Den ersten zwei Punkten kann man sehr gut zustimmen: Tatsächlich ist es in vielen Fällen besser, nicht mit einer These zu beginnen, sondern mit einem anschaulichen Beispiel, wie Dürrenmatt es in seiner "Komödie" ja auch vorlegt.
Das mit dem "zu Ende denken" ist allerdings schon so eine Sache - man denke etwa an Kurzgeschichten, die ja nicht vom Autor, sondern von den Lesern zu Ende gedacht werden sollen.
Was Dramen angeht, die besonders Ideen vertreten, fällt einem natürlich schnell Goethes "Iphigenie" ein. Nicht von ungefährt bezeichnet der Dichter diese Figur und die mit ihr verbundene Handlung als "verteufelt human".
Ein Beispiel für eine Geschichte, die sich entwickelt und auch zu Ende gedacht wird, ist zum Beispiel die Novelle "Michael Kohlhaas" von Kleist. Das ist zwar kein Theaterstück, aber doch ein Stück Literatur, das eine stark dramatische Konfliktentwicklung hat. Interessant besonders, dass Kleist dann irgendwann von realistischer Darstellung auf romantisches Eingreifen höherer Mächte umgeschaltet hat. Da scheint sich die Geschichte ihm unter der Hand in eine andere Richtung gewandelt zu haben.

Nr. 3. Die "schlimmstmögliche Wendung" als Ziel einer Geschichte
Ganz problematisch wird es bei Nr. 3: Warum muss eine Geschichte die "schlimmstmögliche Wendung" nehmen? Spätestens hier merkt man, dass diese so allgemeingültig klingenden Thesen nur für bestimmte Geschichten gelten können - und wohl auch nur als Erklärung zu dieser sehr speziellen Geschichte eines Versuchs der Weltrettung zu sehen sind.

Von daher erscheint uns die "apodiktische" Formulierung der Thesen sehr problematisch, man muss die Überschrift wohl immer im Auge behalten, das gilt alles nur für die Physiker - nur: Warum diese scheinbar allgemeingültigen Formulierungen?
Aber schauen wir mal weiter:

Nr. 4: Bedeutung des Zufalls für die schlimmstmögliche Wendung
Das mag für die Komödie "Die Physiker" gelten, ansonsten ist es natürlich Unsinn, wenn man das als Regel nimmt: Wer sich betrunken ans Steuer setzt oder trotz Spielsucht ins Casino geht, wird kaum Opfer eines Zufalls, sondern eigener Fehler.

Nr. 5: Die Bedeutung des Zufalls für den Dramatiker
Da ein Zufall ohne allgemeingültige Relevanz ist, gilt hier Ähnliches wie für Nr. 4. Natürlich hat Dürrenmatt Recht, wenn er feststellt, dass Zufälle immer wieder den Ablauf eines Geschehens mitbestimmen. Ein berühmter amerikanischer General soll gesagt haben, dass die gesamte Planung eines Feldzuges mit der ersten Aktion auf dem Schlachtfeld in Frage gestellt werden kann. Das gilt aber nur für Ereignisabläufe, bei denen man wenig über die Gegenseite weiß, die ja gerade Überraschungen in ihr Kalkül einbezieht. Dürrenmatt verabschiedet sich hier jedenfalls von Jahrhunderten einer Theatertradition, die gerade darauf setzte, den Zuschauern die Welt zu erklären. Und jetzt soll keiner so tun, als wäre die Welt heute komplexer als früher, so dass dort überall der Zufall regiert. Es gäbe dann kein funktionierendes Internet und jede Menge Tote bei Operationen. Man hat den Eindruck, dass Dürrenmatt hier einfach seine Theateridee rechtfertigt, die vor allem durch Eigenwilligkeit gekennzeichnet ist, was nicht unsympathisch ist ;-)


Wir setzen das noch fort!



Kreativer Umgang mit den 21 Punkten

Schon mal vorab ein Vorschlag für eine kreative Aufgabe:

Aufgabe:
Fassen Sie die zentrale Aussage(n) des Stücks "Die Physiker" möglichst pointiert zusammen!

Lösung:

Diese Aussage könnte so aussehen:
  1.     Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Menschheit auf völlig neue Weise in ihrer Existenz bedroht.
  2.     Selbst die raffininiertesten Schutzmaßnahmen scheitern am Unvorhersehbaren.
  3.     Aber tut doch irgendwas.
Das ist natürlich unsinnig - aber genau dafür steht Dürrenmatt.

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