Vorbereitung auf eine mündliche Prüfung zum Thema „Mehrsprachigkeit“
Im Folgenden werden die wichtigsten Elemente des Themas aufgeführt. Dazu kommen Antwortelemente, aus denen man eine Lösung bauen kann.
1. Begriff der Mehrsprachigkeit mit seinen Varianten
1.1. Beispiel für individuelle Mehrsprachigkeit mit beruflichem Bezugo Zum Beispiel deutsch und chinesisch, um demnächst für viele Firmen interessant zu sein, die mit der entsprechenden aufstrebenden Wirtschaftsmacht zu tun haben – Vorteil: sehr schwierige und immer noch seltene Sprache, schafft einen Konkurrenzvorteil.
1.2. Beispiel für individuelle Mehrsprachigkeit mit privatem Bezug
o Ein Deutscher verliebt sich in eine Peruanerin oder umgekehrt – da wäre es schon sehr gut, wenn man den Heiratsantrag in ihrer Muttersprache vorbringen kann – nachdem man sich über ihre Sprache bis in ihre Seele vorgetastet hat.
1.3. Mindestkenntnisse, um mehrsprachig zu sein?
o Man sollte ein normales Alltagsgespräch führen können, d.h. jemandem einen Weg erklären können oder in einem Restaurant gut bestellen können.
1.4. Fachbegriff für die besondere Mehrsprachigkeit der Schweiz und Belgienso In der Schweiz gibt es einen deutschprachigen, einen französischsprachigen und einen italienischsprachigen Teil – dazu noch ein Gebiet, in dem die alte Sprache des Ladinisch gesprochen wird.'
1.5. Konkretes Beispiel für institutionelle Mehrsprachigkeit
o Indem zum Beispiel ein Museum Führer in mehreren Sprachen anbietet.
1.6. Bedeutung des Begriffs „Verkehrssprache“ („lingua franca“) (ggf. mit Ausblick auf Esperanto)- Eine Sprache, die den Verkehr der Menschen untereinander erleichtert, d.h. eine ausreichende Verständigung von Menschen mit ansonsten unterschiedlichen Sprachen. Das Englische hat hier weltweit die Nase vorn.
- Lingua franca = ursprünglich eine Sprache, die zwischen Sprechern romanischer Sprachen im Mittelmeerraum und Arabern verwendet wurde. Seit dem 18. Jhdt. ist es eine Bezeichnung für alle Sprachen, die vor allem in der Grammatik ist und deshalb leichter gelernt werden kann – letztlich also allein der Verständigung etwa beim Handel dient. Sie wird letztlich als Fremdsprache gelernt – neben der eigentlichen Muttersprache mit all ihren Möglichkeiten und Verwendungsweisen.
- Praktisch ging es in der Zeit des Kolonialismus immer darum, dass die unterworfenen Völker versuchten, sich mit solchen Sprachen mit ihren Herrn zu verständigen.
- Solche Sprachen werden auch Pidgin-Sprachen genannt. Diese Bezeichnung geht wohl auf ein chinesisches Wort für „business“ zurück.
- Esperanto: eine „Plansprache“ – und zwar die weltweit am meisten verwendete, 1887 von einem polnischen Augenarzt veröffentlicht; laut Wikipedia gibt es etwa 1000 Muttersprachler und insgesamt bis zu 1 Mio Sprecher; stark synthetische Sprache, dem Lateinischen nachgebildet. Insgesamt ist der Wikipedia Artikel sehr gut, nennt auch Probleme der Sprache.
2. Erwerb von Mehrsprachigkeit
2.1. Beispiele für den „simultanen“ und für den „sukzessiven“ Erwerb von Mehrsprachigkeit
- o Simultan: Ein Kind hat Eltern, die unterschiedliche Muttersprachen haben und jeweils ihre Sprache an das Kind herantragen. Es lernt also beide Sprachen gleichzeitig.
- o Ein Kind wächst mit der deutschen Sprache auf und lernt später in der Schule Englisch und später für den Beruf noch Chinesisch.
2.2. Beispiele für den „natürlichen“ und den „gesteuerten“ Erwerb von Fremdsprachen
- o Natürlich lernt man eine Sprache zum Beispiel, wenn man als Kind immer in Südfrankreich Urlaub gemacht und dann beim Spielen französisch gelernt hat.
- o Gesteuert ist das Erlernen von Fremdsprachen dann später in der Schule, etwa Spanisch.
2.3. Beispiele für „symmetrische“ und „asymmetrische“ Mehrsprachigkeit- o Symmetrisch nennt man eine Mehrsprachigkeit, bei der die Sprachen gleichgewichtig sind – etwa bei einem Dolmetscher für das Französische und das Italienische.
- o Asymmetrisch ist, wenn man sich mit seinem Französisch nur einigermaßen im Urlaub durchschlagen kann, ansonsten aber im Ferienhaus Deutsch spricht.
3. Arten von Mehrsprachigkeit: Individuelle Mehrsprachigkeit
3.1. Beispiel für das Minimum, um von sich sagen zu können, man sei mehrsprachig.
o Man muss Alltagsgespräche führen können.
3.2. Beispiel für Code-Switching?
o Frage eines französischen Austauschschülers: „Gibt es bei euch eigentlich auch Gilets jaunes“?
3.3. Erwerb von Fremdsprachen – welche Varianten gibt es?o Simultan, sukzessiv: parallel und nacheinander
o Natürlich, gesteuert: einfach im Alltagsleben oder eben nach Plan in einer Schule o.ä.
o Symmetrisch, asymmetrisch: gleichberechtigt nebeneinander oder Haupt- und Nebensprache; Dolmetscher als Beispiel für Symmetrie-Grad.
3.5. Beispiele für Situationen von Diglossie (Nutzung verschiedener Sprachvarietäten, abhängig von den jeweiligen Kontexten)o Nebeneinander von Standardsprache und Dialekt
o Nebeneinander von Hochsprache und Umgangssprache, Professor beim Einkaufen auf dem Markt
3.6. Unterschied zwischen Polyglossie/polyglott und Diglossie
o Polygossie = Beherrschung mehrerer Sprachen, der entsprechende Mensch ist dann polyglott
o Diglossie = Fähigkeit eines Menschen, verschiedene Sprachvarietäten situationsgerecht einzusetzen, d.h. der Professor spricht im Hörsaal anders als auf dem Fußballplatz, aber auch Migranten, die zu Hause anders sprechen als im Unterricht.
4. Arten von Mehrsprachigkeit: Institutionelle Mehrsprachigkeit:
4.1. Begriff / Definition
• Parallele Verwendung mehrerer Sprachen in Behörden u.a. Institutionen
4.2. Beispiele für institutionelle Mehrsprachigkeit• Flyer in verschiedenen Sprachen
• Wegweiser in verschiedenen Sprachen
• Möglicherweise auch Beamte, die die Zweitsprache sprechen
5. Arten von Mehrsprachigkeit: Territoriale Mehrsprachigkeit:
5.1. Begriff / Definition:
• Mehrsprachigkeit in einem gemeinsamen Gebiet
5.2. Beispiel:e für Mehrsprachigkeit innerhalb eines Territoriums• Schweiz: Deutsch, Französisch, Italienisch – dazu Ladinisch
• Belgien: niederländisch/flämisch und französisch, deutsch in einigen Gebieten im Osten des Landes
• Kanada. Quebec = französisch-sprachige Provinz mit Abspaltungstendenzen
6. Arten von Mehrsprachigkeit: Gesellschaftliche Mehrsprachigkeit: Begriff und Beispiele
6.1. Begriff / Definition:
o Mehrsprachigkeit als Phänomen der Gesellschaft, weniger des Staates, Wikipedia: gegenseitige Durchdringung von Sprachen in Grenzgebieten, z.B. im Elsass oder an der deutsch-niederländischen bzw. deutsch-dänischen Grenze
6.2. Beispiele für gesellschaftliche Mehrsprachigkeit
o Migration – Arbeitsleben: In den Pausen wird anders gesprochen
o Tourismus
7. Ursachen von Mehrsprachigkeit: Bitte erläutern und möglichst Beispiele bringen
7.1. Beispiele für Mehrsprachigkeit im Bereich ehemaliger Kolonien (z.B. Westafrika)
o Imperialismus bzw. Kolonialismus, bsd. Französisch in Westafrika
o Französisch hat große Bedeutung'
7.2. Beispiele für Mehrsprachigkeit durch Migration nach Deutschland
o Hinweise in Bade-Anstalten auf arabisch
7.3. Beispiele für Mehrsprachigkeit durch den politischen Zusammenschluss, z.B. Südtirol
o Bis 1918 gehörte es zu Österreich-Ungarn, dann kam es zu Italien
o Lange Kämpfe um Autonomie
o Heute z.T. gegeben
o Aber immerhin noch Trennung in deutschsprachigen Teil im Norden und italienischsprachigen Teil im Süden
o Anderes Beispiel: Elsass: Auf Grund der wechselvollen deutsch-französischen Geschichte: ursprünglich deutsch, dann französisch, dann von 1871-1918 wieder deutsch, seitdem wieder französisch
7.4. Beispiele für Mehrsprachigkeit durch Globalisierungo Flugverkehr, Fluglotsen
o Joint Ventures: Gemeinschaftsunternehmen von Deutschen und Chinesen
8. Natürliche und schulische Mehrsprachigkeit: Unterschiede beim Lernen• Unterschiede in der Lernsituation
• Natürliche gegen künstliche Situationen
• Individuelle Ausgestaltung des Tempos und der Bereiche gegen Normierung bis hin zu Tests