Otto F. Walter, "Cornflakes"

In der Kurzgeschichte geht es wohl um zwei Geschwister: "Der Kleine" überschreitet die Grenzen des Erlaubten, indem er auf einen Stuhl klettert und versucht, das Fenster zu öffnen. Die wohl ältere Schwester Christa hält ihn davon ab, was beim kleinen Bruder Wut, ja Hass auslöst. Er nutzt die nächstbeste Gelegenheit, um ihr ein Küchenmesser in den Leib zu stoßen.

Schlaglichter. Zwei Dutzend Kurzgeschichten, mit Materialien, zusammengestellt von Herbert Schnierle-Lutz, Ernst Klett Verlag: Stuttgart, Leipzig 2008/2015, S. 8
ISBN: 978-3-12-262731-7

Offensichtlich besteht ein unterschwelliger Konflikt zwischen den Geschwistern, der mit der Rolle der Schwester zusammenhängt. Diese versucht, die abwesende Mutter zu ersetzen, was die Aufsicht angeht. Das tut sie offensichtlich ohne viel Empathie und einer gewissen Rücksichtslosigkeit, die beim kleinen Bruder Trotz und Aggressivität auslöst.

Dazu kommt bei ihm die Auseinandersetzung mit Schmerz und Gefühlen. Die gestattet er sich selbst nicht und nimmt es anscheinend wohlwollend hin, dass seine Schwester als weibliches Wesen auf den Messerstich mit Weinen reagiert. Ungerührt betont er noch einmal für sich selbst: "Männer weinen nicht." Dann wendet er sich offensichtlich befriedigt den Cornflakes zu.

Was aus all dem wird, bleibt offen.

Irritierend ist das Verschmelzen des Erzählers mit der Figur des Jungen - der Gewaltausbruch mit möglicherweise schlimmen Folgen wird nicht weiter kommentiert.

Es ist nicht ganz klar, was die Geschichte eigentlich deutlich machen soll.