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Lessing, Nathan, komplett mp3


Lessing, "Nathan der Weise" - die einzelnen Akte nacheinander kurz erklärt in Schaubildern und mit mp3-Erklärung

Im Folgenden helfen wir Schülern, die nicht nur Inhaltsangaben lesen, sondern wirklich "einsteigen" wollen.
Zu dem Zweck haben wir zu jedem der 5 Akte jeweils ein Schaubild erstellt, das die Handlung kurz erklärt und dabei auch wichtige Textstellen mit einbezieht.
So kann man seinem Lehrer gleich zeigen, dass man den Text auch wirklich gelesen hat, wenn auch nicht alles in der gleichen Intensität.
Unser erstes Ziel ist es, das in ca. 30 Minuten zu schaffen - das wären 5-7 Minuten pro Akt.
Lassen wir uns mal überraschen.

Wir gehen hier zunächst einmal die fünf Akte durch - das das Ganze für uns auch ein Experiment ist, kann es sein, dass später einzelne Teile auf eigene Seiten ausgelagert werden.
Auf jeden Fall hoffen wir aber, dass unser Konzept, eine Beschreibung des Inhalts mit Schlüsselzitaten zu verbinden, hilft, sich möglichst stressfrei, aber doch erfolgreich mit dem Drama zu beschäftigen.

Noch ein praktischer Tipp:
Am besten legt man sich die mp3-Datei "auf die Ohren" und nimmt seine Textausgabe zur Hand.
Wenn man dann die angegebenen Schlüsselzitatstellen markiert, kann man schon jederzeit zeigen, dass man wirklich "gelesen" hat.

Was man vor der Lektüre des Dramas wissen sollte:

  1. Das Drama spielt in der Zeit der Kreuzzüge, also etwa um 1200.
  2. In diesen Kreuzzügen versuchen sogenannte Kreuzritter, angeregt durch den Papst, das Heilige Land um Jerusalem herum zurückzuerobern.
  3. Dieses befindet sich inzwischen weitgehend unter der Kontrolle von Muslimen.
  4. Jerusalem selbst ist im Jahre 1099 von den Kreuzrittern erobert worden, dann aber wieder an die Muslime verloren worden.
  5. Aktuell wird in der Handlung des Dramas die Stadt Jerusalem von Sultan Saladin regiert.
  6. Dieser präsentiert sich sehr tolerant, erlaubt sogar einem Patriarchen als hohem christlichen Würdenträger in Jerusalem sein Amt auszuüben.
  7. Auch ein jüdischer Handelsherr wie Nathan kann seinen Geschäften ungestört nachgehen.
  8. Bei vielen Christen gelten die Juden allerdings als Mörder von Jesus, weil sie seine Kreuzigung durch Römer forderten und durchsetzten. Immer wieder kommt es gerade auch im Zusammenhang mit den Kreuzzügen zur Verfolgung von Juden.
  9. Zu Beginn der Handlung endet gerade ein Waffenstillstand. Vor allem die christlichen Tempelritter sind sehr an einer Wiederaufnahme der Kämpfe interessiert.


Kurzvorstellung des I. Aktes mit Schaubild und Schlüssel-Zitaten

Hier nun die mp3-Datei, in der diese Übersicht mit den Zitaten erklärt wird.
Hinzugefügt sind immer die Timeline-Angaben, so dass man sich jede einzelne Szene hier kurz erklären lassen kann.
Man kann aber natürlich auch die inhaltlichen Angaben in den Texten nutzen.

Zu den einzelnen Szenen gibt es auch mp3-Dateien. Die sind hier zu finden:
https://www.schnell-durchblicken2.de/lessing-nathan-mp3

Nathan-Akt-1-mp3-mW-Datei herunterladen

Timeline der mp3-Vorstellung des I. Aktes:

  • 0:00 Allgemeine Hinweise zur Nutzung der mp3-Datei zusammen mit der eigenen Textausgabe
  • 0:33: Was man vor der Lektüre wissen sollte - historischer Kontext
  • Das Weitere findet sich unten in der Beschreibung der Szenen, dort ist jeweils die Minuten-Sekunden-Angabe zur Überschrift hinzugefügt worden.
Vorbemerkung zu den Zitaten:
Es ist nicht immer leicht, bei diesem Drama die genauen Verszeilen anzugeben, deshalb geben wir sie so "ungefähr" (d.h. mit dem Zeichen "~" an. Dann kann jeder die Stelle in seiner Textausgabe schnell finden.
 
1. Szene: Reicher Handelsherr Nathan, von einer Geschäftsreise heimkehrt und Daja, die Freundin seiner Tochter Recha
(mp3: 1:55)
    • Das Drama beginnt mit der Heimkehr des jüdischen Handelsherrn Nathan, der freudig von Daja, einer Freundin von Recha, der Tochter Nathans begrüßt wird.
    • Im Vordergrund dieser Szene steht, dass Nathans Haus fast abgebrannt wäre. Das interessiert Nathan aber weniger als das Schicksal Recha, die mit knapper Not von einem christlichen Tempelherrn (eine Art Kreuzritter) gerettet worden ist und diesen deshalb für ihren "Engel" (~146) hält.
    • Vor dem Hintergrund von Rechas Rettung hätten Nathan und auch seine Tochter Recha es am liebsten (das berichtet Daja), wenn die drei großen Religionen Judentum, Christentum und Islam, sich "vereinigen" (~153) würden.
      Bald merkt man, dass es ein offensichtlich problematisches Geheimnis zwischen Nathan und Daja gibt, denn diese wird zum "Schweigen" (~53) verdonnert.
I,2: Szene: Nathan, Daja und neu hinzukommend: Recha als Tochter Nathans
(mp3: 3:35)

    • Recha steht noch ganz unter dem Eindruck ihrer Rettung, hält sie für ein "Wunder" und schwärmt für ihren Retter als "Engel" (~145).
    • Nathan versucht in typisch aufklärerischer Manier ihr zunächst ihre Rettung als letztlich rational erklärbar und nicht überirdisch darzustellen.
    • Außerdem versucht er sie von der "Engel"-Vorstellung abzubringen, indem er ihr klarmacht, dass es sich wohl eher aufgrund der Kleidung um einen Tempelherrn handelt.
    • Letztlich Erfolg hat er erst, als er das rasche Verschwinden des Retters damit erklärt, dass der möglicherweise krank geworden sei und jetzt Hilfe benötige.
    • Das bringt Recha dazu, sich mehr auf "gut handeln" als "schwärmen" (~360) zu konzentrieren.
I,3: Nathan im Gespräch mit dem Bettelmönch (Derwisch)
(mp3: 4:50)

    • Er kommt als "Freund" (~389),
    • der plötzlich zu einem "Kerl im Staat" (~392) geworden ist - weil der Sultan ihn zu seinem persönlichen Finanzverwalter gemacht hat.
    • Mit Nathan diskutiert er die Großzügigkeit des Sultans gegenüber Bettlern, die den Herrscher immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten bringen: Deutlich gemacht wird das an dem schönen Bild aus der Natur, dass es schon schlimm ist, wenn Fürsten als "Geier" (~420) unter "Äsern" (also einfach grasenden Tieren) sind - aber noch schlimmer sei es, wenn  Fürsten die Rolle dieser harmlosen Tiere einnähmen, deren Friedfertigkeit und Großzügigkeit dann ausgenutzt würde.
    • Ergänzen könnte man noch die Textstelle, in der der Derwisch beschreibt, wie er von Saladin geschickt in das Amt gelockt worden ist: Er könne eben als Bettler am besten mit Bettlern, also armen Menschen umgehen. Das ist natürlich dummes Zeug, denn dadurch ist ja nicht mehr Geld da. Aber es war eben das Amt mit seinen schönen Kleidern (~460), das den Derwisch verlockt hat.
    • Für Nathan deutet sich eine Gefahr an, weil der Derwisch davon ausgeht, dass er die leere Kasse des Sultans auffüllt. Als das abgelehnt wird, macht der Derwisch deutlich, dass er sowieso lieber wieder bei seinen Mönchsfreunden am Ganges - im fernen Indien wäre. Nathan ist auch der Meinung, dass man grad unter Menschen verlernt ein Mensch zu sein (~497).
I,4: Daja und Nathan sprechen über Recha und den Tempelherrn
(mp3: 7:00)

    • In der vierten Szene unterhalten sich Daja und Nathan über den Tempelherrn, der wieder aufgetaucht ist. Daja verweist auf Rechas „gierig Aug“ (~515), d.h. sie will  ihren Retter möglichst bald wieder sehen.
      Nathan ist ganz optimistisch und glaubt, der Tempelherr hätte nur Rücksicht darauf genommen, dass er als Hausherr noch nicht zu Hause gewesen ist.
      Daja bittet Nathan in diesem Sinne denn auch, den Tempelherrn möglichst „ungesäumt anzugehen“ (~518), verweist aber auf ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Tempelherrn, die sie in die brutale Formulierung zusammenfasst: „Er kommt zu keinem Juden“ (~528)
      .
I,5: Der Tempelherr wird von einem Klosterbruder angesprochen, der ihm einen Spionageauftrag des Patriarchen überbringt
(mp3: 8:19)

    • Diese Szene geht weg von der Nathan-Recha-Ebene und zeigt, wie es in der christlichen Community aussieht.
    • Der Tempelherr wird von einem Klosterbruder angesprochen, der ihn im Auftrag des Patriarchen, also des höchsten christlichen Amtsträger in Jerusalem, auffordert, die muslimisch beherrschte Stadt auszuspionieren,
    • was der Tempelherr ganz eindeutig aus „Bubenstück“ (~685), also als Verbrechen bezeichnet
      Vor allem will er nicht zum "undankbaren Schurken" (~693) werden, denn immerhin hat der muslimische Herrscher ihm das Leben geschenkt.
    • Der Patriarch dagegen sieht in Saladin nur einen "Feind der Christenheit" (~691), demgegenüber alles erlaubt ist.
I,6: Daja erreicht beim Tempelherrn nichts als eine schroffe Ablehnung mit Beleidigungen
(mp3: 10:09)

    • In dieser Szene trifft Daja auf den Tempelherrn.
    • Daja versucht noch einmal, etwas im Sinne ihrer Freundin Recha zu erreichen.
    • Der Tempelherr ist kurz angebunden und macht schließlich deutlich, dass ihm seine Tat selbst inzwischen wie ein "Rätsel" (~769) vorkommt und Daja endlich mit ihren Belästigungen aufhören sollte. Sonst könnte es sein, dass er beim nächsten Mal weniger bereitwillig ist bei so einer Rettung.
    • Den Hinweis darauf, dass Nathan ihm gerne seine Dankbarkeit zeigen würde, kontert ihr mit antisemitischen Vorteilen. Jud' ist Jude" (~777) und ist vor allem durch Geld gekennzeichnet: "Seinem Volk ist reich und weise / Vielleicht das nämliche." (~743) gekennzeichnet, gemeint ist damit wohl Geldgier.
Zusammenfassung: Funktion des Aktes als "Exposition" - Darstellung der Ausgangssituation des dramatischen Konflikts
(mp3: 11:37)

    • Da ist zunächst Rechas (von Nathan und Daja) unterstütztes Bedürfnis, sich bei ihrem Retter zu bedanken ("Engel") (~145).
    • Dem steht gegenüber die Arroganz eines letztlich Juden verachtenden "christlichen" Ritters. ("Jud' ist Jude") (~777)
    • Daneben geht es noch um finanzielle Schwierigkeiten des Sultans, die den reichen jüdischen Handelsherrn betreffen (können) ("offene Kasse") (~436)
    • Dazu kommt der Versuch des Patriarchen, den Tempelherrn für politische und militärische Zwecke einzusetzen - bis hin zu Spionage und Attentat gegenüber dem Sultan, dem er sein Leben verdankt. ("Feind der Christenheit") (~691)
    • Dazu kommen die Geheimnisse um Recha (zu Daja: "Schweig!") und um den Tempelherrn, dessen Begnadigung zunächst noch ungeklärt bleibt. Es wird nur angedeutet, er sei dem Sultan "ähnlich" (~250) seinem Bruder vorgekommen.

Hier nun die mp3-Datei, in der diese Übersicht mit den Zitaten erklärt wird.
Hinzugefügt sind immer die Timeline-Angaben, so dass man sich jede einzelne Szene hier kurz erklären lassen kann.
Man kann aber natürlich auch die inhaltlichen Angaben in den Texten nutzen.

Zu den einzelnen Szenen gibt es auch mp3-Dateien. Die sind hier zu finden:
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Nathan-Akt-2-Vorstellung-als mp3-Datei herunterladen
Vorstellung des II. Aktes mit Schlüssel-Zitaten

Zu Beginn des II. Aktes: erst mal Wechsel des Schauplatzes, hin zum Palast des muslimischen Sultans Saladin.

II,1: Sittah im Gespräch mit ihrem Bruder Saladin, dem Sultan
(mp3: 0:00)

  • In der ersten Szene beklagt Sittah, die Schwester des Sultans, das Verhalten der Christen:
  • V866: "Ihr Stolz ist, Christen sein, nicht Menschen."
  • V878ff: Dann wird Sittah noch bitterer: " Es geht den Christen angeblich nur um den Namen "Christ": der "Soll überall verbreitet werden; soll
    Die Namen aller guten Menschen schänden, Verschlingen.
    "
  • Damit wird das Kernproblem der Religion angesprochen, dass ihre Konzentration auf den eigenen Wert zur Ausgrenzung anderer Menschen führt.
  • Die Szene schließt damit, dass der Sultan und seine Schwester auf den Derwisch Al-Hafi warten - sie haben nämlich Geldprobleme.
II,2: Erscheinen Al-Hafis und die Geldprobleme des Sultans
(mp3: 1:28)

  1. Al-Hafi kommt dann auch, bringt aber kein Geld mit, die entsprechende Karawane aus Äypten ist noch nicht angekommen.
  2. Jetzt geht es darum, sich irgendwoher Geld zu besorgen - dabei kommt Nathan ins Spiel, denn der Derwisch ist als sein Freund bekannt.
  3. Der hat auch Positives zu berichten: Nathan spende gerne und zwar ganz ohne Ansehn der Person: "Jud' und Christ / Und Muselmann und Parsi, alles ist / Ihm eins. (~1070)
  4. Aber er sagt auch deutlich: "Nur darum eben leiht er keinem, / Damit er stets zu geben habe." (~1080).
  5. Dann verschwindet er selbst, um erst mal bei anderen Leuten wegen des Geldes nachzufragen.
II,3: In dieser Szene werten der Sultan und seine Schwester das Gespräch mit dem Derwisch und um Nathan für sich aus.
(mp3: 2:29)

  1. Besonders Sittah erscheint da knochenhart:
    ~1135/6: "Der Jude sei mehr oder weniger
    Als Jud', ist er nur reich: genug für uns!"
  2. Als Saladin etwas erschrocken fragt:
    "Du willst ihm aber doch das Seine mit
    Gewalt nicht nehmen, Schwester?"
    antwortet Sittah:
    "Ja, was heißt
    Bei dir Gewalt? Mit Feu'r und Schwert? Nein, nein,
    Was braucht es mit den Schwachen für Gewalt,
    Als ihre Schwäche?
    –"
  3. Sie hat offensichtlich einen Plan
    1144: "Es reift indes bei mir vielleicht ein Anschlag."
    Später sieht man, wie Nathan in eine entsprechend schwierige Situation gebracht wird: Er soll nämlich sagen, welche Religion die beste ist.
II,4: Gespräch zwischen Nathan und Recha
(mp3: 3:40)

  1. Nathan möchte auf der einen Seite seine Tochter beruhigen ,
  2. andererseits sagt:
    ~1162: "Nathan.
    Ich möchte dich nicht anders, als du bist:
    Auch wenn ich wüsste, daß in deiner Seele
    Ganz etwas anders noch sich rege.
    "
    Das heißt: Er ist großzügig, auch bereit zurückzutreten, wenn sie sich etwa verlieben würde - hier ist natürlich als erstes an den Tempelherrn zu denken.
  3. Auf jeden Fall soll sie ihm mögliche Wünsche nicht verbergen:
    So sagt er:
    "Versprich mir: wenn dein Herz vernehmlicher
    Sich einst erklärt, mir seiner Wünsche keinen
    Zu bergen.
    "
  4. Seine Großzügigkeit zeigt sich dann in der sehr modern wirkenden Feststellung: "Ich möchte dich nicht anders, als du bist:" (1160)
  5. Die Reaktion von Recha zeigt noch ein erstaunliches Maß an Vater Bezogenheit:
    "Schon die Möglichkeit, mein Herz
    Euch lieber zu verhüllen, macht mich zittern
    ." (~1169/70)

  6. Szene 5: Erstmals eine Begegnung zwischen Nathan und dem Tempelherrn
    (mp3: 3:40)
  7. Nathan von vornherein positiv - im Hinblick auf den Tempelherrn:
    "Ich mag ihn wohl / [...] Die Schale kann nur bitter sein: der Kern / Ist's sicher nicht." (~1195)
  8. Die ganze Ablehnung des Tempelherrn interpretiert sich Nathan selbst so: (~1222)
    "Die bescheidne Größe flüchtet / Sich hinter das Abscheuliche, um der / Bewundrung auszuweichen."
    1. Entscheidend ist dann Nathans Feststellung  (~1273):
      "Ich weiß, wie gute Menschen denken; weiß,
      Dass alle Länder gute Menschen tragen."
  9. Das ist dann die Voraussetzung dafür, dass Nathan sagen kann: (~1308)
    "Wir müssen, müssen Freunde sein! – Verachtet
    Mein Volk so sehr Ihr wollt. Wir haben beide
    Uns unser Volk nicht auserlesen
    . Sind
    Wir unser Volk? Was heißt denn Volk?
    Sind Christ und Jude eher Christ und Jude,
    Als Mensch? Ah! wenn ich einen mehr in Euch
    Gefunden hätte, dem es gnügt, ein Mensch
    Zu heißen
    !"
  10. was der Tempelherr dann positiv aufnimmt: (~1318)
    "Nathan, ja;
    Wir müssen, müssen Freunde werden
    ."
  11. Am Ende ist Nathan ganz begeistert:
    "Wie wird sich meine Recha freuen! - Und ah! welch eine heitre Ferne schließt sich meinen Blicken auf." (~1320)

  12. Szene 6: Reine Übergangsszene
    (mp3: 7:53)

    Daja erscheint ganz aufgeregt und verweist darauf, dass Nathan zum Sultan angerufen worden ist.
    Bezeichnend ist, dass Daja sich als "bekümmert" bezeichnet. D.h., sie macht sich Sorgen.
  13. Und das kann sicherlich jeder gut verstehen, der plötzlich zum Chef oder zum  Direktor seiner Schule  gerufen wird.
  14. Man fragt sich dann automatisch: Was habe ich falsch gemacht?
  15. Der Zuschauer beziehungsweise Leser weiß, dass es in diesem Falle um Nathans Vermögen geht, das der Sultan gut gebrauchen kann.

  16. Szene 7: In dieser Szene wird das Thema "Sultan" von Nathan und dem Tempelherrn, den neuen Freunden, aufgenommen.
    (mp3: 8:35)
  17. Sie tauschen sich über ihre Beziehungen zum Herrscher aus:
    Nathan hat eine sehr interessante Position. Er sagt über Saladin:
    "Ich habe [ihn ] nicht gesucht zu kennen. / Der allgemeine Ruf sprach viel zu gut / Von ihm, dass ich nicht lieber glauben wollte, / Als sehn.
    dass er den guten Eindruck, der ihm vermittelt worden ist, keinem Realitätstest aussetzen wollte.
  18. Und die Begnadigung des Tempelherrn führt bei Nathan zu noch größerer Bereitschaft, alles für diesen Sultan zu tun, der immerhin den späteren Retter seiner Tochter am Leben gelassen hat.
    "Dies
    Hat alles zwischen uns verändert; hat
    Mit eins ein Seil mir umgeworfen, das
    Mich seinem Dienst auf ewig fesselt. Kaum,
    Und kaum, kann ich es nun erwarten, was
    Er mir zuerst befehlen wird. Ich bin
    Bereit zu allem
    ; bin bereit ihm zu
    Gestehn, daß ich es Euertwegen bin."
  19. Am Ende geht es noch und das Geheimnis des Tempelherrn. Dieser hat die Sorge:
    "Der Blick des Forschers fand / Nicht selten mehr, als er zu finden wünschte."

  20. Szene 8: Überleitungsszene
    (mp3: 10:00)

    Hier geht es wohl nur darum, dass der Tempelherr jetzt Recha besuchen möchte.
    Daja wird angewiesen, weiterhin zu schweigen.

  21. Szene 9: Zweites Gespräch zwischen dem Derwisch und Nathan:
    (mp3: 10:13)
  22. Der Derwisch lädt Nathan auch ein, sich allen Verwicklungen am Ganges zu entziehen.
  23.  Am Ende wird deutlich, dass Nathan das zwar nicht möchte, weil er hier noch einiges zu erledigen hat. Aber er erkennt den Wert der Lebensweise des Derwischs an:
    " Wilder, guter, edler –
    Wie nenn ich ihn? – Der wahre Bettler ist
    Doch einzig und allein der wahre König!
    "

  24. Zusammenfassende Einschätzung der Funktion des zweiten Aktes: Steigerung
    (mp3: 10:58)
  25. Eine Steigerung besteht natürlich in der Verschärfung der Geldproblematik bis hin zu einem "Anschlag" Sittahs auf das Vermögen Nathans.
  26. Am wichtigsten ist sicherlich die plötzliche Freundschaft zwischen Nathan und dem Tempelherrn.
  27. Gefährdet bleiben allerdings weiterhin die Geheimnisse, besonders das um Recha.
  28. Ein weiterer Punkt ist die Bereitschaft, Recha für den Tempelherrn freizugeben.


Hier nun die mp3-Datei, in der diese Übersicht mit den Zitaten erklärt wird.
Hinzugefügt sind immer die Timeline-Angaben, so dass man sich jede einzelne Szene hier kurz erklären lassen kann.
Man kann aber natürlich auch die inhaltlichen Angaben in den Texten nutzen.

Zu den einzelnen Szenen gibt es auch mp3-Dateien. Die sind hier zu finden:
https://www.schnell-durchblicken2.de/lessing-nathan-mp3

Akt-III-mp3-Datei herunterladen
Szene 1: Gespräch über Rechas Zukunft:
(mp3: 0:48)
    • Recha fragt ihre Freundin, was denn nach der Erfüllung ihres Herzenswunsches für sie noch kommen könnte.
    • Daja äußert dann ihren Wunsch, "dich in Europa, dich in Händen / Zu wissen, welche deiner würdig sind." (Anspielung auf eine Ehe mit dem Tempelherrn).
    • Recha kritisiert das:
      • Wenn mein Vater dich so hörte!
        Was tat er dir, mir immer nur mein Glück
        So weit von ihm als möglich vorzuspiegeln?
        Was tat er dir, den Samen der Vernunft,
        Den er so rein in meine Seele streute,
        Mit deines Landes Unkraut oder Blumen
        So gern zu mischen
        ? Liebe, liebe Daja,
        Er will nun deine bunten Blumen nicht
        Auf meinem Boden! Und ich muß dir sagen,
        Ich selber fühle meinen Boden, wenn
        Sie noch so schön ihn kleiden, so entkräftet,
        So ausgezehrt durch deine Blume;
        fühle
        In ihrem Dufte, sauersüßem Dufte,
        Mich so betäubt, so schwindelnd! Dein Gehirn
        Ist dessen mehr gewohnt. Ich tadle drum
        Die stärkern Nerven nicht, die ihn vertragen.
        Nur schlägt er mir nicht zu [...]
      • Was die Christen angeht, so meint Recha:
        "Ihr Glaube
        Schien freilich mir das Heldenmäßigste
        An ihnen nie. Doch so viel tröstender
        War mir die Lehre, daß Ergebenheit
        In Gott von unserm Wähnen über Gott
        So ganz und gar nicht abhängt.
        ----------
Szene 2: Erstes Zusammentreffen von Recha und dem Tempelherrn in Nathans Haus
(mp3: 1:42)
    • Recha versucht, sich in den Tempelherrn und dessen Wünsche hinein zu versetzen und verzichtet auf persönlichen Dank an ihn.
      Sie wählt sogar das Bild des Wassereimers, der beim Feuerlöschen ja auch keinen Dank verlangt, weil dahinter noch ein anderer (im Falle des Tempelherren: Gott) steht.
    • Insgesamt ist der Tempelherr sehr beeindruckt und stellt fest, dass er hier jetzt ein anderes Mädchen vorgefunden hat als das, das er gerettet hat. D.h.: seine Vorstellungen von Recha haben sich geändert.
    • Interessant ist, was sich am Ende körpersprachlich beim Tempelherrn abspielt. Er sagt:
      "Das war das Mädchen nicht,
      Nein, nein, das war es nicht, das aus dem Feuer
      Ich holte. Denn wer hätte die gekannt,
      Und aus dem Feuer nicht geholt? Wer hätte
      Auf mich gewartet?" (...)
      Und dann heißt es in der Regieanweisung:
      "(Pause, unter der er, in Anschauung ihrer, sich wie verliert.)"
      Das heißt: Der Tempelherr ist regelrecht hingerissen.
    • Recha dagegen kann sich besser auf die Situation einstellen:
      "Ich aber find Euch noch den nämlichen.
      (Dergleichen; bis sie fortfährt, um ihn in seinem Anstaunen zu unterbrechen.)"
    • Der Tempelherr sieht dann allerdings zu, dass er möglichst bald und schnell verschwindet.
Szene 3: Hier sprechen Daja und Recha darüber, warum der Tempelherr so schnell verschwunden ist.
(mp3: 3:06)

  • Daja bringt das Bild der Gefahr des ÜberKochens. D.h. die Gefühle für Recha sind beim Tempelherrn so groß, dass er sie kaum bewältigen kann und deshalb erst mal verschwinden im Sinne von abkühlen, zur Besinnung kommen muss.
  • Recha hat demgegenüber eine ruhigere Position für sich gefunden, ihr wird aber der Tempelherr auch mit jedem Tag noch wertvoller. Auf jeden Fall lehnt sie Dajas Vorschlag, jetzt dem Tempelherrn seine frühere Sperrigkeit etwas heimzuzahlen, weit von sich.
In der vierten Szene
(mp3: 4:23)

  • sprechen der Sultan und Sittah über den bevorstehenden Besuch Nathans.
  • Dem Sultan ist es sehr unangenehm, jemanden aufs Glatteis führen zu sollen.
  • Textstelle: ca 1736
  • Sittah
    Tust du doch,
    Als stünde dir ein Treffen (gemeint ist eine Schlacht) vor.

    Saladin
    Und das
    Mit Waffen, die ich nicht gelernt zu führen.
    Ich soll mich stellen; soll besorgen lassen;
    Soll Fallen legen; soll auf Glatteis führen.
    Wenn hätt' ich das gekonnt? Wo hätt' ich das
    Gelernt?
  • Er ist aber bereit, so gut zu tanzen (1789) wie er kann, möchte es aber eher schlechter können.

In der fünften Szene
(mp3: 5:18)

  • kommt es dann nach einigem Vorgeplänkel zu der entscheidenden Testfrage des Sultans an Nathan: Welcher Glaube habe ihm am meisten "eingeleuchtet". (1841)
  • Damit wird schon ein Bild aus der Aufklärung verwendet, denn die will ja Licht in das Dunkel der Gefühle und Vorurteile bringen.
  • Nathan ist in der gefährlichen Situation, dass er in der heiklen Frage der Religion Farbe bekennen soll.
  • Dabei hat der Sultan ausdrücklich darauf verwiesen, dass allein die Herkunft, die Geburt in eine Religion hinein nicht ausreiche. Es komme auf Gründe (vgl. ca. 1848) an.
  • Auch spricht der Sultan ausdrücklich davon, dass das Bessere (vgl. ca. 1848) gewählt werden solle, was in der Frage der Religion und der Glaubensüberzeugungen sicherlich auch sehr heikel ist.
  • Etwas so Komplexes, vielleicht auch Schwieriges wie die Religion, soll jetzt unter das kalte Licht der Aufklärung gestellt werden und wie eine Leiche auf dem Seziertisch auseinandergenommen werden. Dabei bleibt vom Geheimnis des Menschen genauso wenig übrig wie vom Geheimnis einer Religion, die allein mit dem Verstand eben gerade nicht ergründet werden kann.

In der sechsten Szene
(mp3: 6:00)

  • Nathan fürchtet deine "Falle" (ca. 1879), will  deshalb "behutsam" (ca. 1883) gehen
  • Dann hat er aber einen rettenden Einfall,
  • die Erkenntnis über ein "Märchen" (1890) , eigentlich eine Parabel, eine Gleichniserzählung zu transportieren oder zu vermitteln. 

In der siebten Szene
(mp3: 6:32)

  • erzählt Nathan dann die so genannte Ringparabel,
    • 1911: Ein Mann hat einen Ring, der Menschen angenehm macht für andere
    • 1921: wird immer an den Sohn vererbt, der dem Vater der angenehmste (und zwar der gehorsamste) ist
    • 1930: Problem drei Söhne, die er gleich gern hat
    • 1939: verspricht sie allen dreien
    • 1947: wendet sich an einen Künstler, der ihm zwei weitere macht, die genauso aussehen
    • 1953: gibt vor seinem Tod jedem der Söhne einen der Ringe
    • 1961: nach dem Tod gibt es Streit
    • 2015: der Richter hat die rettende Idee, nach der Wirkung der Ringe zu fragen, aktuell sieht es ja schlecht aus und so wird das dann auf eine ferne Zukunft vertagt
    • die darauf hinausläuft, dass die Religionen wie die Ringe äußerlich gleichwertig sein.
    • Letztlich komme es mehr auf die Wirkung als auf die Wahrheit an.
    • Und diese Wirkung steckt im Benutzer des Rings beziehungsweise der Religion.
  • Ganz deutlich wird durch den Rat des Richters dann in der Parabel der moralische Impuls, eine ganze Liste von positiven Verhaltensweisen wird mitgegeben.
  • Außer dieser wichtigen Religionsklärung gibt es auch eine Regelung des Geldproblems: Nathan ist inzwischen ja dem Sultan so verbunden wegen der Begnadigung des Tempel Herren, dass er gerne Geld leihen will.

In der achten Szene
(mp3: 8:27)

  • wird wieder auf eine der anderen Handlungsebenen gewechselt, in diesem Falle auf die des in gewisser Weise flüchtigen Tempelherrn.
  • Der wartet auf Nathan und fühlt sich in seinem Gefühlssturm wie ein "Opfertier" ( ca. 2115)
  • erkennt aber auch bereits, dass er das Recht hat und in der Lage ist, einen neuen "Kopf" (Ca 2139/40) jenseits aller gelernten Vorurteile zu gebrauchen,
  • nachdem der Sultan ihm ein neues Leben geschenkt hat.

In der neunten Szene
(mp3: 9:05)

  • kommt es dann zur Konfrontation zwischen der Liebesbegeisterung des Tempelherrn,
  • dem Recha "über allen Ausdruck" (circa 2172) also über alle Ausdrucksmöglichkeiten hinaus gefallen hat und sie deshalb für immer (ca. 2173)  sehen will
  • und der jetzt Nathan um den Hals fällt und ihn  am liebsten schon als Vater (ca. 2174)  betrachten möchte,
  • und Nathan, der natürlich noch seine Vorbehalte hat wegen der verschiedenen Geheimnisse. Bezeichnenderweise bleibt er bei der Anrede "junger Mann" (ca. 2174)
  • Der Tempelherr ist empört wegen  der scheinbar unnötigen "Neubegier" (ca. 2198) Nathans, er kann ja nicht wissen, dass dieser immer noch offene Fragen hat, was seine Herkunft angeht. Diese wiederum ist - wie sich später herausstellt, wichtig für das Verhältnis zu Recha. Schließlich stellt der Tempelherr ein Ultimatum stellt: Er will Recha entweder immer sehen oder nie wieder (vgl. ca. 2228).
  • Nathan will sich beeilen, um die ausstehenden Fragen zu klären.

In der zehnten Szene
(mp3: 10:40)

  • schleicht sich Daja regelrecht an den Tempelherrn heran, weil sie möchte, dass der christliche Tempelherr weiß, dass Recha auch eigentlich eine Christin ist. 
  • Zunächst will sie aber wissen, wie er zu Recha steht. Daraufhin gibt er zu, dass er sie liebt. (ca. 2291)
  • Als ihm Daja dann die Wahrheit sagt über Rechas Herkunft, ist er sehr irritiert (ca. 2358, ja er ist sogar empört  und muss das erst mal verarbeiten.
  • Deutlich wird schon Kritik an Nathan, der Rechas natürlichen Lebensweg gewissermaßen "verdorben" habe,
  • was aus der Sicht des Tempelherrn Folgen haben könnte.
  • Und die wirken sich dann ja im weiteren Verlauf des Dramas auch aus und führen zu neuen Konflikten und Schwierigkeiten.

Insgesamt
(mp3: 11:57)
  • präsentiert der dritte Akt einen Höhepunkt und auch Wendepunkt
  • zum einen in der freundschaftlichen Annäherung zwischen Tempelherr und Nathan,
  • dann in der Religionsfrage beim Sultan
  • und schließlich bei der Aufdeckung der Geheimnisse, die im Stück eine Rolle spielen.
  • Die erstaunlich rasch entstandene Freundschaft zwischen dem Christen und dem Juden ist schon belastet durch Nathans Zögern, Recha an den Tempelherrn übergeben.
  • Jetzt kommt noch hinzu, dass er erfahren muss, dass Nathan eine Christin als Jüdin aufgezogen hat.
  • Später wird daraus der Vorwurf, er habe dem Christentum eine Anhängerin gewissermaßen rauben wollen.

Die zugehörige mp3-Datei wird noch erstellt. 

Hier nun die mp3-Datei, in der diese Übersicht mit den Zitaten erklärt wird.
Hinzugefügt sind immer die Timeline-Angaben, so dass man sich jede einzelne Szene hier kurz erklären lassen kann.
Man kann aber natürlich auch die inhaltlichen Angaben in den Texten nutzen.

Zu den einzelnen Szenen gibt es auch mp3-Dateien. Die sind hier zu finden:
https://www.schnell-durchblicken2.de/lessing-nathan-mp3

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1. Szene: Der Tempelherr stößt auf seinem Weg zum Patriarchen auf den Klosterbruder
(mp3: 0:00)

  • Voraussetzungen:
    • Der Tempelherr hat von Daja erfahren, dass Recha als angebliche Tochter des Juden Nathan eine getaufte Christin ist.
    • Das belastet sein inzwischen gutes Verhältnis zu Nathan.
    • Und er möchte sich beim Patriarchen Rat holen.
    • Der Klosterbruder denkt bei seinem Anblick an die Szene zurück, als er den Tempelherrn im Auftrag des Patriarchen zu feindlichen Aktivitäten gegen den muslimischen Sultan verleiten sollte.
  • Dramatische Entwicklung:
    • Der Klosterbruder steht noch unter dem Eindruck, dass er für den Patriarchen nichts erreichen konnte
    • und glaubt nun, der Tempelherr will zum Patriarchen, weil er es sich anders überlegt hat.
    • Dieser macht aber klar, dass er wegen einer anderen Sache kommt, in der er Rat braucht.
    • Schlüssel-Stelle in ca. 2432ff: Da erklärt der Tempelherr das dem Klosterbruder so:
      "Freilich, wenn ich nur
      Für mich zu handeln hätte; freilich, wenn
      Ich Rechenschaft nur mir zu geben hätte:
      Was braucht' ich Euers Patriarchen? Aber
      Gewisse Dinge will ich lieber schlecht,
      Nach andrer Willen, machen; als allein
      Nach meinem
      , gut. – Zudem, ich seh nun wohl,
      Religion ist auch Partei; und wer
      Sich drob auch noch so unparteiisch glaubt,
      Hält, ohn' es selbst zu wissen, doch nur seiner
      Die Stange
      . Weil das einmal nun so ist:
      Wird's so wohl recht sein."
    • Allerdings hat der Tempelherr doch die Hoffnung (ca. 2445)
      "Ich will ja doch
      Den Christen mehr im Patriarchen, als
      Den Patriarchen in dem Christen fragen."
    • Als er es dem Klosterbruder erzählen will, wehrt der ab - der will nicht als einfacher Mensch unnötig in Geheimnisse eingeweiht werden.
    • Die Sache erledigt sich, weil der Patriarch erscheint.
2. Szene: Der Tempelritter fragt den Patriarchen um Rat, was eine Suchaktion in Richtung Nathan auslöst
(mp3: 1:57)

Voraussetzungen:
  • Der Tempelritter will sich Rat holen, was Rechas Verhältnis als getaufte Christin zu Nathan als Juden betrifft.
  • Er hat mit dem Patriarchen schon mal schlechte Erfahrungen gemacht (Auftrag der Spionage), hofft aber jetzt, in dem Kirchenoberen doch einen Menschen zu entdecken.
Dramatische Entwicklung:
unter Einbeziehung der Begriffe: "Christenraub" und "Scheiterhaufen"
  • Schon erster Eindruck vom Patriarchen: "welcher Prunk" (ca. 2455) = schlechte Aussichten für das "menschliche" Anliegen des Tempelherrn
  • Ab 2495 trägt der Tempelritter dann sein Problem vor - allerdings nur allgemein: Was ist zu tun, wenn ein Jude ein Christenkind "gestohlen" (ca. 2503) hat.
  • Der Patriarch reagiert sehr impulsiv, ihn "schaudert" (ca. 2509) es sogar und hält die Hinrichtung auf dem "Scheiterhaufen" (ca. 2536) für die angemessene Strafe.
  • Den Einwand, der Jude könnte ja das Kind gerettet haben (ca.  2545) ändert nichts am Urteil des Patriarchen.
  • Besonders empört zeigt er sich, als der Tempelherr darauf verweist, dieser Jude habe das Kind in keinem Glauben erzogen (ca. 2560).
  • Als der Tempelherr genug hat und gehen will, will der Patriarch unbedingt wissen, was denn hinter dem Fall steckt. Da der Tempelherr nichts weiter dazu sagt, droht der Patriarch mit einer Anzeige beim Sultan. Als er hört, dass der Tempelherr dort gerade hingerufen worden ist, wird er ganz zahm, ja schmeichlerisch und möchte nur, dass dort gut von ihm geredet wird.
  • Er tut so, als glaube er, dass es sich bei der Geschichte mit dem Juden und dem Christenmädchen nur um ein theoretisches Problem handelt, beauftragt aber nach dem Gespräch den Klosterbruder, der Sache nachzugehen.
Ergebnis:
  • Jetzt ist Nathan in Gefahr, da der Patriarch als christlicher Fanatiker ihm auf die Spur kommen will.
  • Der Tempelherr hat sich auch recht fanatisch gezeigt, indem er davon gesprochen hat, das Christenmädchen sei "geraubt" (ca. 2501ff) worden.
  • Letztlich läuft alles auf Saladin zu, denn der Tempelherr soll hin und der Patriarch will später auch hin.
3. Szene: Saladin und Sittah warten auf den Tempelherrn, ein Bild des toten Bruders soll beim Vergleich mit dem Tempelherrn helfen
(mp3: 5:23)
  • eine relativ kurze Szene ohne großes eigenes Gewicht
  • Passend zu ihrem Interesse am Tempelherrn hat Sittah ein Bild ihres toten Bruders (vgl. ca. 2620) gefunden
  • und Saladin will mit ihm prüfen, wie groß die Ähnlichkeit mit dem jungen Tempelherrn wirklich ist (Vorbereitung des Vergleichs) (vgl. ca. 2640)
  • Der wird dann am Ende der Szene angekündigt.
4. Szene: Die Ähnlichkeit des Tempelherrn mit dem Bruder des Sultans bestätigt sich, in der Nathan-Frage ermahnt Saladin den Tempelherrn
(mp3: 6:05)
  • ca. 2653: Freiheit: Saladin macht klar, dass er dem Tempelherrn nicht nur das Leben geschenkt hat.
  • ca. 2694: Freundschaft: jetzt auch zwischen dem Tempelherrn und Saladin, nachdem die Ähnlichkeit sich bestätigt hat
  • "verschmäht": 
  • ca. 2779: "der tolerante Schwätzer"
  • ca. 2782 "Hunde zausen": Der Tempelherr will sogar Hunde einsetzen - zumindest in einem Bild, um Nathan von seinem angeblich hohen Ross herunterzubringen
  • "Tempelherr (heftig).
    Woll' oder wolle nicht! Er ist entdeckt.
    Der tolerante Schwätzer ist entdeckt!
    Ich werde hinter diesen jüd'schen Wolf
    Im philosoph'schen Schafpelz Hunde schon
    Zu bringen wissen, die ihn zausen sollen!"
  • ca. 2818: "zusammen verständigen": Darauf kommt es Saladin an, seine nun zwei Freunde in Harmonie zu vereinigen.

5. Szene: Der Sultan und seine Schwester blicken auf das Treffen mit dem Tempelherrn zurück und Sittah möchte Recha in den Palast holen
(mp3: 8:33)
  • ca. 2822: S: "mein Assad": Das sieht der Sultan im Rückblick auf das Gespräch eben im Tempelherrn.
  • ca. 2828: S: Mutter? Seine Begeisterung wird von Sittah etwas getrübt, weil er vergessen hat, nach den Eltern und besonders der Mutter des Tempelherrn zu fragen
  • ca. 2835: S: "mit allen seinen Fehlern": Was das aufbrausende Temperament des Tempelherrn angeht, man denke an die Ermahnung des Tempelherrn nach seiner kleinen "Hate-Speech" gegenüber Nathan, macht Saladin deutlich, dass er diesen jungen Mann auch "mit allen seinen Fehlern" mag.
  • ca. 2849: Den Schluss und die Überleitung zur weiteren Handlung bildet dann Sittahs Neugier, wie diese junge Frau wohl so ist, in die der Tempelherr sich verliebt hat. Sie erreicht beim Sultan, dass sie Recha ins Schloss holen lassen kann.

6. Szene: Nathan und Daja
(mp3: 9:40)
  • ca. 2862ff: Daja lässt bei der Betrachtung von Nathans Reisemitbringseln nicht locker und interessiert sich nur für ein Brautkleid für Recha.
  • ca. 2889: Das ist aus ihrer Sicht auch die Chance für ein "Ende der Sünde", die Nathan auf sich geladen hat.
  • ca. 2895: Der reagiert allerdings erst zurückhaltend, dann ärgerlich. Für ihn ist das nur "die alte Leier".
  • ca. 2898: Allerdings gibt er auch zu: "Mir wär der Tempelherr schon recht Ihm gönnt ich Recha mehr als einem in der Welt."
  • ca. 2899 Er bittet um "Geduld", weil er eben noch was klären muss.
  • Dann wird das Gespräch durch die Ankunft des Klosterbruders unterbrochen.
7. Szene: Im Gespräch Nathans mit dem Klosterbruder: Klärung der Frage, wie Recha zu Nathan kam
(mp3: 10:21)
  • ca. 2933: Der Klosterbruder trifft Nathan und erinnert ihn daran, dass er ihm vor langer Zeit als Reitknecht eines Ritters ein  "vertrautes Pfand" übergeben hat. Dabei handelt es sich um Recha, deren Mutter gestorben war und deren Vater sich um sie nicht kümmern konnte.
  • ca. 3040: Nathan erinnert sich dann an seine Situation zu dem Zeitpunkt: Ihm waren gerade bei einer Judenverfolgung : "Weib und Kind ermordet" worden.
  • ca. 3053: Er berichtet dann, dass nach einer Zeit schrecklicher Trauer und Verzweiflung  "die Vernunft allmählich wieder" gekommen sei - und in der Situation bat man ihn, sich um das Kind eines Christen zu kümmern. Er nimmt das wie eine Aufgabe von Gott an.
  • ca. 3102ff: Als Nathan intensiver nach der Familie von Rechas Vater fragt, fällt dem Klosterbruder ein, dass er von seinem später im Kampf umgekommenen Herrn ein Brevier, ein Buch mit den Namen seiner Verwandten aufbewahrt, das will er jetzt holen.

8. Szene: Daja informiert Nathan, dass Recha in den Palast kommen soll und will jetzt Recha schnell über ihre wahre Herkunft informieren
(mp3: 12:21)
  • ca. 3129: Daja informiert Nathan darüber, dass Sittah Recha hat zu sich holen lassen: "Das arme Kind erschrank wohl recht darüber."
  • ca. 3131: Nathan ist froh: "nicht der Patriarch..."
  • ca. 3134: Frage Nathans an Daja wegen des Patriarchen: "nichts gesteckt"
  • ca. 3140ff:  Nach dem Abgang Nathans zieht Daja für sich die Konsequenz:
    Und ich – ich fürchte ganz was anders noch.
    Was gilt's? die einzige vermeinte Tochter
    So eines reichen Juden wär' auch wohl
    Für einen Muselmann nicht übel? – Hui,
    Der Tempelherr ist drum. Ist drum [ist sie los]: wenn ich
    Den zweiten Schritt nicht auch noch wage; nicht
    Auch ihr noch selbst entdecke, wer sie ist! –
Hier fügen wir noch Erklärungen hinzu, damit man mit dem Schaubild auch wirklich was anfangen kann.
Das wird am Ende unterstützt durch eine mp3-Datei, die man sich bei passender Gelegenheit "auf die Ohren legen" kann.
Hier nun die mp3-Datei, in der diese Übersicht mit den Zitaten erklärt wird.
Hinzugefügt sind immer die Timeline-Angaben, so dass man sich jede einzelne Szene hier kurz erklären lassen kann.
Man kann aber natürlich auch die inhaltlichen Angaben in den Texten nutzen.

Zu den einzelnen Szenen gibt es auch mp3-Dateien. Die sind hier zu finden:
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1. Szene: Saladin bekommt die Nachricht, dass das Geld aus Ägypten angekommen ist, gibt dem Boten erst nach Protest eine Belohnung
(mp3: 0:00)
  • Ca. 3158: Geld kommt: Die Nachricht bedeutet, dass der Sultan seine Geldsorgen los ist.
  • Ca. 3167: Interessant die kluge Reaktion des Boten auf Saladins Versuch, ihn ohne "Botenbrot" gehen zu lassen.
  • Ca. 3173: Vor soviel "Edelmut" kapituliert der Sultan und er gibt reichlich.
  • Es kommt dann noch ein zweiter Mameluck, der ebenfalls beschenkt wird. Außerdem weist er auf einen dritten Boten hin, der gestürzt ist.
  • Ca. 3198: Wenn man sich nach der Funktion dieser Szene fragt, ist wohl wichtig, was Saladin hier abschließend feststellt:
    ---
    "Saladin.
    Sieh, welch ein guter, edler Kerl auch das!
    Wer kann sich solcher Mamelucken rühmen?
    Und wär' mir denn zu denken nicht erlaubt,
    Dass sie mein Beispiel bilden helfen? – Fort
    Mit dem Gedanken, sie zu guter Letzt
    Noch an ein anders zu gewöhnen! ..."
    ---
    Offensichtlich soll hier gezeigt werden, wie der Edelmut eines Herrschers auch auf seine Untertanen abfärben kann. Und dann wirkt sich das auch wieder auf den Herrscher aus. Typisch für den Gedanken der "Erziehung des Menschengeschlechts" in der Aufklärung.
2. Szene: Kurzes Gespräch mit dem Anführer der Geldkarawane aus Ägypten
(mp3: 2:04)


  • Der Emir Mansor berichtet von den Problemen, das Geld zu Saladin zu bringen.
  • Er bekommt dann den Auftrag, es an Saladins Vater in den Libanon zu bringen. Dieser ist ja für die Kriegskasse zuständig.
  • Auf die Tempelherren wird als eine besondere Gefahr hingewiesen, sie seien "wieder rege". (ca. 3223)
3. Szene: Selbstkritik des Tempelherrn, was sein Verhalten im Hinblick auf Nathan angeht.
(mp3: 2:44)
  • Am Anfang ist der Tempelherr noch ärgerlich, aber mehr über sich selbst. So fragt er sich denn auch:
  • ca. 3236:
    • "Was hat mich denn nun so
    • Erbittert gegen ihn? – Er sagte ja:
    • Noch schlüg' er mir nichts ab. Und Saladin
    • Hat's über sich genommen, ihn zu stimmen. –
    • Wie? sollte wirklich wohl in mir der Christ
    • Noch tiefer nisten, als in ihm der Jude? –
    • Wer kennt sich recht? Wie könnt' ich ihm denn sonst
    • Den kleinen Raub nicht gönnen wollen, den
    • Er sich's zu solcher Angelegenheit
    • Gemacht, den Christen abzujagen? –"
  • Im Vergleich dazu zählt für ihn jetzt viel mehr, dass Nathan es erst gewesen ist, der Recha zu der Frau gemacht hat, die er jetzt liebt.
  • Er kritisiert sich:
    • ca. 3267: "Und bin auf den doch launisch,
    • Der diesen höhern Wert allein ihr gab?"
  • Am Ende der Szene sieht der Tempelherr Nathan mit dem Klosterbruder herauskommen und will erst mal abwarten, was sich da ergibt.
Auswertung: Die Szene zeigt...
  • dass Saladins Ermahnung beim Tempelherrn ein Umdenken im Hinblick auf Nathan hervorruft,
  • dass der Tempelherr vor allem begreift, wieviel von Nathan in dieser Recha steckt
  • dass damit günstige Voraussetzungen für eine Schlichtung beim Sultan gegeben sind.

V,4: Nathan erfährt vom Klosterbruder, dass ein Tempelherr ihn beim Patriarchen "beschuldigt" hat - und bedankt sich für das Brevier
(mp3: 4:23)
  • Gespräch über das Brevier, das der Klosterbruder Nathan übergeben hat
  • Information des Klosterbruders, dass wohl ein Tempelherr Nathans Problem an den Patriarchen verraten hat
  • Optimismus Nathans, dass er mit dem Brevier beim Sultan alles positiv klären könne
  • ca. 3317: Nathan:
    • "Mit Euerm Buche, Bruder, trotz ich allen;
    • Und gehe graden Wegs damit zum Sultan."
  • Im Monolog am Schluss: Nathans Dank an Gott wegen dieser Lösung
    • Nathan:
    • "Gott!
    • Dass ich nicht hier gleich unter freiem Himmel
    • Auf meine Kniee sinken kann! Wie sich
    • Der Knoten, der so oft mir bange machte,
    • Nun von sich selber löset! – Gott! wie leicht
    • Mir wird, dass ich nun weiter auf der Welt
    • Nichts zu verbergen habe! dass ich vor
    • Den Menschen nun so frei kann wandeln, als
    • Vor dir, der du allein den Menschen nicht
    • Nach seinen Taten brauchst zu richten, die
    • So selten seine Taten sind, o Gott! –"

Auswertung: Die Szene zeigt:
  • die Bedeutung des Breviers
  • und Nathans Dank dafür
  • die Andeutung, dass Nathans neuer Freund derjenige gewesen ist, der ihn beim Patriarchen zumindest indirekt angezeigt hat
  • Nathans Optimismus, beim Sultan alles mit dem Brevier auflösen zu können

V,5: Der Tempelherr und Nathan gestehen sich ihre "Fehltritte" - ersterer will Recha durch Heirat retten
(mp3: 6:20)

  • Zunächst einmal stimmen der Tempelherr und Nathan sich ab über ihre Situation im Hinblick auf Saladin.
  • Dann bringt der Tempelherr das Gespräch auf den Klosterbruder, was dann überleitet zu dem Problem mit dem Patriarchen.
  • Hier fragt Nathan in 3362 ganz konkret nach, wie es denn zur Anklage beim Patriarchen gekommen ist, und in 3373 gibt der Tempelherr dann zu, dass er es gewesen ist.
  • Anschließend entschuldigt er sein Verhalten (ca. 3363ff) zunächst damit, dass Nathans scheinbare Ablehnung einer Verbindung mit Recha ihn enttäuscht habe, dass er schließlich vermutet habe, dass Nathan seine Tochter nicht an einen Christen verlieren wollte, was bei ihm zu Kritik an Daja führt. Man merkt, dass der Tempelherr hier immer noch auf der falschen Fährte ist, Daja habe die Unwahrheit gesagt.
  • Ab 3407 schildert der Tempelherr seinen Gang zum Patriarchen, übt Selbstkritik und bietet als Lösung an, Recha durch Heirat zu retten.
  • Nathan wiederum gesteht jetzt, dass Recha wirklich nur seine Pflegetochter ist, will aber den Grund, warum er es Recha nicht gesagt hat, nur mit ihr besprechen. (ca. 3439)
  • Als der Tempelherr noch einmal darum bittet, ihm Recha zu geben, bekommt er in 3447 überraschend zu hören: "Es ist damit zu spät" und etwas weiter "Dank sei dem Patriarchen". Damit meint Nathan, dass dessen Aktion mit dem Klosterbruder ihm ja die ganze Wahrheit offenbart habe und letztlich ihm auch das Brevier verschafft habe. Darüber wird der Tempelherr aber nicht informiert, stattdessen wird ihm nur gesagt, dass sich jetzt ein Bruder Rechas gefunden habe, der letztlich über ihr Schicksal entscheiden müsse.
  • Der Tempelherr hat jetzt Sorge, dass ein sehr christlicher Bruder Rechas jüdische Identität (deren Wert er gerade erkannt hat) verändern würde, und will mit ihr sogar fliehen (ggf. sogar mit einem Religionswechsel), um das zu verhindern.
  • “Nathan, Nathan! / Welch einen Engel hattet Ihr gebildet, / Den Euch nun andre so verhunzen werden!” (ca. 3491)
  • Nathan beruhigt ihn aber, alles würde sich bei Sittah klären, wo er auch Rechas Bruder finden werde. Der Tempelherr solle ihm dorthin folgen.

Auswertung: Die Szene zeigt
  • die Gründe beziehungsweise Motive, warum der Tempelherr Nathans Geheimnis überhaupt vor den Patriarchen gebracht hat,
  • Nathans positive Sicht der Entwicklung, die letztlich die endgültige Aufklärung mit sich gebracht hat.
  • des Tempelherrn Sorge um Rechas jüdische Identität
  • die für den Tempelherrn geheimnisvolle Andeutung Nathans, dass ein Bruder von Recha aufgetaucht sei, an den er sich wenden müsse
  • Insgesamt zeigt sich hier noch einmal deutlich, wie Nathan mit anderen Menschen spielt, wichtige Informationen in der Hinterhand behält, hier sogar den Tempelherrn regelrecht zappeln lässt. Das ist dramaturgisch interessant, aber menschlich doch sehr problematisch.
V,6: Recha bei Sittah: Ängste und Religionsprobleme, Kritik an Daja
(mp3: 9:22)
  • Die sechste Szene des fünften Aktes beginnt damit, dass Sittah Recha aus einer gewissen Beklommenheit befreien möchte. Sie einigen sich dann darauf, dass Sittah nicht das Prinzessin, sondern eher als Schwester oder gar als Mutter angesehen wird.
  • Dann lobt Sittah die Belesenheit Rechas, was diese allerdings mit dem Hinweis beantwortet, sie könne gar nicht lesen. Alles was sie wisse, habe sie im mündlichen Gespräch von Nathan gehört.
  • Der liebe auch die Bücher als Sammlung alter Buchstaben überhaupt nicht.
    ca. 3533: Recha
    "In ganzem Ernst. Mein Vater liebt
    Die kalte Buchgelehrsamkeit, die sich
    Mit toten Zeichen ins Gehirn nur drückt,
    Zu wenig."
  • Das ist natürlich eine äußerst interessante Stelle, die deutlich macht, dass Nathan eben auch negative Seiten hat. In diesem Falle seine egomanische Konzentration auf sein Wissen und dessen Verarbeitung.
  • Denn mit der Haltung und Praxis entfällt natürlich die Möglichkeit selbstständigen Lernens durch Vergleich auch mit anderen Quellen.
  • Im Verlauf der Szene zeigt sich dann allerdings, dass Sittahs Bewunderung für den Gedankenreichtum Rechas berechtigt ist - wenn man an die religionskritischen Äußerungen denkt.
    Ca. 3540: "So hängt sich freilich alles besser an. So lernt mit eins die ganze Seele."
  • Das Lob, das Sittah im Hinblick auf Nathan ausspricht, führt bei Recha dazu, dass sie jetzt ihren Schmerz bzw. ihre Angst loswerden kann, dass ihr dieser Vater genommen wird.
  • Grund für ihre Angst ist das, was Daja ihr über ihre Herkunft gesagt hat. Das wird sehr anschaulich erzählt.
  • Interessant ist, dass in vielen Varianten die gute, böse Daja erwähnt wird, also ein Mensch in seinem Widerspruch.
    Ca. 3572: Recha.
    "Wer? Meine gute böse Daja kann
    Das wollen, – will das können. – ja; du kennst
    Wohl diese gute böse Daja nicht?
    Nun, Gott vergeb' es ihr! – belohn' es ihr!
    Sie hat mir so viel Gutes, – so viel Böses
    Erwiesen
    !
  • Das passt zu Dajas Anmerkung zu Nathan ganz am Anfang.
  • Etwas weiter dann präsentiert Recha ein sehr tiefgreifendes Verständnis des Phänomens der Religionen. Und zwar zeigt sie am Beispiel des Christentums das Problem, wenn eine Religion sich für allein seligmachend"hält.
    Ca. 3589:
    "Recha.             Eine Christin, die
    In meiner Kindheit mich gepflegt; mich so
    Gepflegt! – Du glaubst nicht! – Die mir eine Mutter
    So wenig missen lassen! – Gott vergelt'
    Es ihr! – Die aber mich auch so geängstet!
    Mich so gequält!"

  • Sittah. Und über was? warum?
  • Wie?
Ca. 3585: Recha. Ach! die arme Frau – ich sag dir's ja
Ist eine Christin; – muss aus Liebe quälen;
Ist eine von den Schwärmerinnen, die
Den allgemeinen, einzig wahren Weg
Nach Gott zu wissen wähnen!

Sittah. Nun versteh ich!

Recha.
Und sich gedrungen fühlen, einen jeden,
Der dieses Wegs verfehlt, darauf zu lenken. –
Kaum können sie auch anders. Denn ist's wahr,
Daß dieser Weg allein nur richtig führt:
Wie sollen sie gelassen ihre Freunde
Auf einem andern wandeln sehn, – der ins
Verderben stürzt, ins ewige Verderben?
    • "Ihr Seufzen,
  • Weiter unten dann aber wieder ein positiver Hinweis auf Dajas Wirkung auf sie:"
Ca. 3601: Ihr Warnen, ihr Gebet, ihr Drohen hätt'
Ich gern noch länger ausgehalten; gern!
Es brachte mich doch immer auf Gedanken,
Die gut und nützlich."
  • Die Szene wird hier unterbrochen, weil der Sultan erscheint. Der bekommt dann anschließend gleich eine sehr bewegte Szene mit, bei der mit Sicherheit kein Smalltalk angesagt ist.
V,7: Saladins Bemühungen um Recha zwischen Vater-Angebot und Impuls in Richtung Heirat
(mp3: 14:10)
  1. Nachdem sich Recha gegenüber Sittah in äußerster Verzweiflung gezeigt hat, bringt jetzt das Eintreten des Sultans eine gewisse Beruhigung.
  2. Recha hat inzwischen wieder so viel Verstand, dass sie Saladin, des es peinlich ist, dass sie da auf den Knien durchs Zimmer rutscht, regelrecht erpresst - nach dem Motto: Ich stehe hier erst wieder auf, wenn du meine Beziehung zu Nathan rettest.
  3. Auch stellt sie schon die kluge Frage
    ca. 3651: "Aber macht denn nur das Blut / Den Vater? nur das Blut?"
    In 3662 dazu der Sultan:
    "Jawohl: das Blut, das Blut allein
    Macht lange noch den Vater nicht! macht kaum
    Den Vater eines Tieres! gibt zum höchsten
    Das erste Recht, sich diesen Namen zu
    Erwerben! – "
  4. Und dann setzt er noch einen drauf:
    "Lass dir doch nicht bange sein!
    Und weißt du was? Sobald der Väter zwei
    Sich um dich streiten: – lass sie beide; nimm
    Den dritten! – Nimm dann mich zu deinem Vater!
    Sittah ist gleich begeistert von der Idee:
    "O tu's! o tu's!"
    Und Saladin gibt noch ein großes Versprechen ab:
    "Ich will ein guter Vater,
    Recht guter Vater sein! –"
  5. In 3671 fällt ihm dann aber noch was "Bessers" ein, nämlich der viel wichtigere Ehemann. In dem Zusammenhang die wunderbare Formulierung, es komme darauf an, "bezeiten sich einem umgesehn, / Der mit uns um die Wette leben will!"
  6. Und in dem Zusammenhang kündigt er dann an, dass er Nathan und noch einen anderen herbestellt hat - hier auch so ein bisschen Geheimnisspiel, wie Nathan es ja auch betreibt - gut für die Spannung im Drama, wenn Recha rätseln muss und dabei ein bisschen errötet.
V,8: Die Auflösung aller Fragen in religionsübergreifender Familien-Harmonie
(mp3: 16:05)
Voraussetzungen:
Recha soll von Sittah geschützt werden vor dem Patriarchen, weil dieser sie als angeblich von einem Juden entführte Christin sucht.
Inzwischen hat sie auch selbst erfahren, dass Nathan nur ihr Pflegevater ist. Sie hat nun Angst, ihn in der Funktion zu verlieren. Der Sultan hat versucht, sie zu beruhigen.
Nathan selbst hat sich inzwischen mit dem Tempelherrn verständigt und ist auf dem Weg auch in den Palast, wo der Sultan sich um das Problem kümmern möchte.

Dramatische Entwicklung:
Saladin beginnt mit dem Hinweis darauf, dass Nathan jetzt das geliehene Geld zurückbekommen kann, da er selbst ja seine Gelder aus Ägypten jetzt bekommen hat.
Nathan will sich nicht lange mit dieser Kleinigkeit beschäftigen, weil er die Tränen in Rechas Augen sieht.
Er beruhigt sie mit den Worten: „Dein Vater ist dir unverloren“ (3706)
Der Tempelherr ist irritiert, weil von ihm keine Rede ist. Er will jetzt dem Sultan gegenüber die Anklage Nathans zurückziehen, der kommt ihm aber zuvor, indem er ihm Recha zuführt. Sie soll die Initiative bei einer Eheschließung ergreifen.
An dieser Stelle greift Nathan ein und macht deutlich, dass auch der Bruder Rechas noch ein Wort mitzusprechen habe.
In der allgemeinen Verunsicherung darüber fallen von Seiten des Tempelherrn einige kritische Worte gegenüber Nathan, die ihm den Tadel des Sultans eintragen.
Nathan ergreift die Initiative und klärt den Tempelherrn auf, dass er nicht Kurt von Staufen (nach seiner Mutter), sondern Leu von Filnek heißt (nach einem Vater, der nicht nach Europa gehörte).
Es ist Saladin, der ahnt, dass es hier für ihn noch wichtigere Verwandtschaftsverhältnisse gibt, denn der Vater des Tempelherrn und Freund Nathans sprach am liebsten persisch und war der Bruder des Sultans.
Dies kann Nathan mithilfe des Buches, das er vom Klosterbruder bekommen hat, beweisen.
Am Ende verweist der Tempelherr auf die entsprechenden Träume, die ihn seit seiner Kindheit beschäftigt haben, und Saladin merkt halb im Spaß, halb im Ernst an, dass er fast seinen Neffen hätte hinrichten lassen, nur weil dieser sich ihm gegenüber nicht offenbart hat.

Auswertung: Die Szene zeigt ...
zunächst die finanzielle Rechtschaffenheit des Sultans gegenüber Nathan,
dann die Sicherheit Nathans, dass er als Pflegevater Recha nicht verlorengehen wird,
die wohlwollende Unterstützung Rechas durch den Sultan,
die wahren Familienverhältnisse des Tempelherrn, die ihn zum Bruder Rechas machen und zum Neffen des Sultans
eine allgemeine Familienharmonie am Ende, allerdings gewürzt durch eine kritisch-ironischen Anmerkung des Sultans
eine Lücke, was die Erklärung dafür angeht, dass während der Kreuzzüge der Bruder Saladins in Deutschland eine Deutsche geheiratet hat

Schlüsselzitate:

3707: Nathan
Dein Vater ist
Dir unverloren!
—-
3729ff: Saladin zu Recha mit Blick auf den Tempelherrn:
. – Komm!
Beschäm ihn! tu, was ihm zu tun geziemte!
Bekenn ihm deine Liebe! trage dich ihm an!
Und wenn er dich verschmäht; dir's je vergisst,
Wie ungleich mehr in diesem Schritte du
Für ihn getan, als er für dich ... Was hat
Er denn für dich getan? Ein wenig sich
Beräuchern lassen! ist was Rechts! – so hat
Er meines Bruders, meines Assad, nichts!
So trägt er seine Larve, nicht sein Herz.
—-
3811: Nathan.
Und was? – O meine Kinder! meine Kinder!
Denn meiner Tochter Bruder wär' mein Kind
Nicht auch, – sobald er will?
(Indem er sich ihren Umarmungen überlässt, tritt Saladin mit unruhigem Erstaunen zu seiner Schwester.)

Saladin. Was sagst du, Schwester?

Sittah.
Ich bin gerührt ...

Saladin. Und ich, – ich schaudere
Vor einer größern Rührung fast zurück!
Bereite dich nur drauf, so gut du kannst.
—-
3837: Saladin (während er in dem Buch blättert).
Ich meines Bruders Kinder nicht erkennen?

Ich meine Neffen – meine Kinder nicht?
Sie nicht erkennen? ich? Sie dir wohl lassen?
(Wieder laut.)*
Sie sind's! Sie sind es, Sittah, sind's! Sie sind's!
Sind beide meines ... deines Bruders Kinder!
(Er rennt in ihre Umarmungen.)
—-
3844: Tempelherr.

Ich deines Bluts! – So waren jene Träume,
Womit man meine Kindheit wiegte, doch –
Doch mehr als Träume!
(Ihm zu Füßen fallend.)

Saladin (ihn aufhebend).
Seht den Bösewicht!
Er wusste was davon, und konnte mich
Zu seinem Mörder machen wollen! Wart!

(Unter stummer Wiederholung allseitiger Umarmungen fällt der Vorhang.)




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