Auf dieser Seite zeigen wir an Gedichten des Expressionismus, wie man sie leicht verstehen kann - und das ist ja schließlich die Voraussetzung für jede Analyse und Interpretation.
Was wir hier trainieren wollen: schnelle Zugänge
Gedichte aus der Zeit des Expressionismus kommen einem besonders fremdartig vor - und dementsprechend tut man sich schwer mit dem Verständnis.
Nun gibt es jede Menge gute Interpretationen - aber niemand zeigt Schülern, wie man sich einem zunächst sehr fremdartig präsentierenden Gedicht "annähern" kann.
Nach unserer Erfahrung macht nur viel Übung den Meister.
Da aber niemand unendlich viel Zeit hat, konzentrieren wir uns auf das schnelle Verstehen von Gedichten aus dieser Zeit.
Lasker-Schüler, Weltende
- Ein Beispiel für den schnellen Zugriff:
Else Lasker-Schüler
Weltende
(1905)
Es ist ein Weinen in der Welt,
als ob der liebe Gott gestorben wär,
und der bleierne Schatten, der niederfällt,
lastet grabesschwer.
- [Schon der Titel sagt viel - dann ist von Weinen die Rede, allerdings nur "als ob der liebe Gott gestorben wär". Dann wird beschrieben, wie sich das auswirkt.]
Komm, wir wollen uns näher verbergen ...
das Leben liegt in aller Herzen
wie in Särgen.
- [ Jetzt wird es persönlich - man ist nicht allein - allerdings bleibt der Todesgedanke präsent, sogar in den Herzen.]
Du! wir wollen uns tief küssen -
es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
an der wir sterben müssen.
- Aus dem Negativen geht es zunehmend ins Positive . "Küssen" scheint ein Heilmittel zu sein. Dann wird es wieder ambivalent, also zwischen positiv und negativ: Es nähert sich eine Sehnsucht, aber die führt zum Tod.
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Was man also verstanden haben muss: Es geht um ein "Weltende", das sich im Verlauf des Gedichtes immer persönlicher, privater auswirkt. Man hat den Eindruck eines Kampfes zwischen Leben und Tod.]
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Die Ambivalenz zeigt sich u.a. auch in dem Gegensatz "näher verbergen"