Die Fabel vom Löwen, vom Fuchs und vom Esel - oder: Was ist eine gerechte Verteilung?
Zu finden ist die Fabel, wie sie von Äsop überliefert worden ist, u.a. hier:
https://gutenberg.spiegel.de/buch/fabeln-9534/63
Sehr zu empfehlen ist die Ausgestaltung
in einem Buch und Hörbuch von Dimiter Inkiow
https://www.schnell-durchblicken2.de/fab-rezension-fabelbuch-inkiow
Überblick über die Handlungsschritte:
- In der Fabel gibt es um drei Tiere, die gemeinsam beschließen, eine Räuberbande zu gründen.
- Die Aufgaben sind so verteilt, dass der Fuchs eine günstige Gelegenheit auskundschaftet, der Löwe erschreckt dann die betroffenen Menschen und der Esel trägt die Beute in die Räuberhöhle.
- Als der Esel nach dem ersten Raubzug die Beute in drei gleiche Teile aufteilt, ist der Löwe als König der Tiere so erzürnt darüber, dass er über den Esel herfällt und ihn frisst.
- Als er dann den Fuchs auffordert, die Beute gerecht zu verteilen, nimmt der sich nur ein kleines Stück und überlässt den Rest dem Löwen.
- Als der Löwe ihn daraufhin fragt, wer ihn gelehrt habe, so "klug" zu teilen, verweist der Fuchs auf den toten Esel.
Anmerkungen zur Fabel:
- Interessant an der Fabel ist die Verkehrung der an sich guten Idee der Vorteile des gemeinsamen Handelns in ihr Gegenteil. Klugheit und Stärke sind wichtiger als Vertragstreue und Gerechtigkeit.
- Jeder kennt wahrscheinlich Beispiele aus dem praktischen Leben, in denen es auch so abläuft:
- Da wird einem zum Beispiel, der sein Auto vorsetzt, und dann rückwärts einzuparken, einfach der Parkplatz weggeschnappt, indem der Hintermann schnell vorwärts reinfährt.
- Oder jemand leiht sich von einem anderen Geld und gibt es gar nicht oder nur sehr zögerlich zurück.
- Spannend ist auch die Frage, ob die andern beiden Tiere ebenfalls die Möglichkeit gehabt hätten, ihrerseits für sich einen Vorteil herauszuschinden.
- So hätte der Esel zum Beispiel versuchen können, in einem günstigen Moment seine Geschwindigkeit und Ausdauer zur Flucht mit dem Geld zu nutzen.
- Der Fuchs wiederum hätte einen Plan schmieden können, bei dem er mit dem Esel zusammen hätte fliehen können. Dann wäre zumindest eine Teil-Gerechtigkeit zwischen Ihnen möglich gewesen.
- Vielleicht hätte der Fuchs in einem zweiten Schritt aber dann auch den Esel dazu bringen können, die Beute im angeblich sicheren Fuchsbau unterzubringen, von wo aus denn der Fuchs es für sich selbst verwendet hätte.
- Ein besonderes Highlight hätte sein können, dass der Löwe und der Fuchs zum Beispiel einen Plan für sich bereits entwickeln, während der Esel noch mit dem Verstauen der Beute beschäftigt ist.
- Der Fuchs wiederum könnte daraus für sich die Konsequenz ziehen, dass dem Löwen nicht zu trauen ist und er deshalb lieber einen Gegenplan mit dem Esel zusammen entwickelt.
Interessant ist sicherlich weiterhin auch das Nachdenken über die Vorteile von Zusammenarbeit, aber eben auch die Nachteile.
- So gibt es etwas Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Gruppenarbeit in der Schule nicht immer und unter allen Bedingungen mehr bringt für alle als Einzelarbeit.
- Dabei geht es nicht nur darum, dass einzelne Schüler bei Gruppenarbeit die Arbeit andere erledigen lassen,
- sondern es gibt auch möglicherweise das Problem, dass jemand, der besonders schnell beim Lösen von Aufgaben ist, unter seinen Möglichkeiten bleibt, um die anderen nicht zu überfordern.
- Hier geht es natürlich nicht darum, Gruppenarbeit zu diskreditieren, sondern gemeinsam Ideen zu entwickeln, die alle zu ihrem Recht kommen. Das ist ja auch die Grund-Idee zu Beginn der Fabel.