Gemeint ist heute meistens die Zeit ab etwa 1900, in der sich große Veränderungen in der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Wissenschaft zeigten.
Die Industrialisierung hatte zu großen Veränderungen geführt - bis hin zur automatisierten Produktion von Autos am Fließband.
Die Arbeiter wurden nicht mehr so ausgebeutet wie in den ersten Jahrzehnten des Kapitalismus, waren in Deutschland zumindest etwas abgesichert durch die Sozialgesetze Bismarcks.
Das Bürgertum war in Deutschland zu immer mehr Wohlstand gekommen, so konnten sich viele junge Leute mehr auf Geselligkeit und Austausch konzentrieren als auf den Broterwerb.
Dementsprechend beschäftigten sich auch immer mehr Leute mit neuen Erkenntnissen der Wissenschaft oder auch mit den Künsten. In diesen Zusammenhang gehört zum Beispiel der Expressionismus. In ihm zeigte sich schon eine große Unzufriedenheit mit der modernen Massengesellschaft und ihren Auswirkungen.
In den Wissenschaften wurde vieles in Frage gestellt, was früher selbstverständlich gewesen war: So spürten manche Leute eine regelrechte Sprachkrise, vertrauten nicht mehr darauf, dass die Wörter auch das meinen, was sie auszusagen scheinen. (Hofmannsthal, "Brief des Lord Chandos" (1902).
Es gab auch eine große Bewegung, die das menschliche Ich stark in Frage stellte. Das hing auch mit den Forschungen des Wiener Arztes Sigmund Freud zusammen, der den Menschen klar machte, dass ihr Verstand nur ein Teil ihres Wesens war und es auch so etwas wie ein Unterbewusstsein gab, das einen starken Einfluss hatte.
Der Franzose Le Bon entwickelte eine Theorie der Masse, in der er deutlich machte, wie sehr Menschen ihr Wesen verändern, wenn sie Teil einer großen Gruppe mit gemeinsamen Zielen werden - man merkt das zum Beispiel, wenn Leute im Umfeld eines Fußballstadions randalieren und sich hinterher erschrocken fragen, warum sie das gemacht haben.
Wichtig ist nun, dass diese Entwicklungen eine lange Vorgeschichte haben, so dass die Moderne manchmal auch schon mit dem Ende des Mittelalters angesetzt wird, als die Menschen anfingen, sich in der Renaissance zumindest teilweise von engen Vorgaben des Christentums zu befreien und sich zum Beispiel wieder mit der Antike (Griechen und Römer) beschäftigten. Die gleichzeitige Bewegung des Humanismus zeigt schon am Wort, dass der Mensch jetzt in den Mittelpunkt gerückt wurde. Auch fing man an, alles zu überprüfen, was man wusste.
Danach kam die Reformation, die den Menschen ein Gefühl einer direkten Verbindung zu Gott gab und sie damit aus der Vormacht der Priester befreite.
Die wichtigste Rolle spielte dann die Aufklärung im 18. Jahrhundert, die noch stärker alle Vorgaben etwa der Kirche oder des Staates in Frage stellte und den Menschen aufforderte, "sich seines eigenen Verstandes zu bedienen" (Immanuel Kant). Schon vorher war man dazu übergegangen, weniger zu glauben als vielmehr zu beobachten und auszuwerten (vgl. Galileo Galilei).
Die Aufklärung führte zu einem immer weiteren Rückgang der Bedeutung der Religion. Die Macht des Staates sicherte den Einfluss der Kirchen noch recht lange - aber ab 1900 ging der dann auch immer weiter zurück. Im 19. Jahrhundert hatte es schon viel Kritik an der Bibel gegeben, deren Aussagen von vielen nur noch im übertragenen Sinne geglaubt wurden.
Heute ist die Moderne zum Teil in Verruf geraten, weil sie vieles zerstört hat, was Menschen früher ein gewisses Gefühl der Sicherheit gegeben hat. Dementsprechend gibt es inzwischen so etwas wie die Postmoderne, bei der man durchaus wieder auf frühere Dinge zurückgreift - aber man spielt eher mit ihnen, statt sie als gültig zu verstehen. So wird heute durchaus wieder "auktorial" erzählt, d.h. ein Erzähler dominiert wieder, aber er will nicht wirklich ernst genommen werden. Vgl. den Roman "Das Parfum", in dem recht traditionell erzählt wird, aber der Inhalt den Ungeheuerlichkeiten der Moderne entspricht.
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