Sicher, die Romantik ist zunächst einmal eine vergangene Epoche, die durch den politischen Vormärz und den weniger politischen, dafür aber poetischen Realismus abgelöst wurde.
Aber schon im Expressionismus zeigten sich zwei Seiten noch einmal und viel radikaler, die es schon in der "alten" Romantik gab: Da war die dunkle Seite der Romantik - und ein Vorherrschen von Gefühlen. https://www.schnell-durchblicken2.de/romantik-expressionismus
In der sogenannten Jugendbewegung, die parallel um 1900 begann und sich dann in der Weimarer Republik fortsetzte, bis sie von den Nationalsozialisten übernommen wurde, gab es einen Ausbruch aus der Bürgerlichkeit, den Versuch, ein alternatives Leben mit enger Bindung an die Natur aufzubauen.
Bedauerlicherweise griffen dann die Nationalsozialisten auch sehr stark auf Phänomene und damit auch Wirkungsweisen der Romantik zurück: Man denke an Hitlers Vorliebe für die Musikdramen Wagners, die tief in die Mythologie des Mittelalters zurückgriffen.
Goebbels war es dann, der seinem "Führer" die Fackelzüge und die Lichtdome im nächtlichen Umfeld "schenkte" und schließlich im Sportpalast ein ganzes Volk in den Wahnsinn des totalen Krieges trieb. Noch ein Film wie "Die Brücke" zeigt, wie sehr besonders Jugendliche sich davon begeistern ließen - bis hin zur Selbstaufgabe in aussichtslosem Kampf.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte dann erst mal eine "skeptische Generation" das Sagen, ernüchtert durch das, was der scheinbare Idealismus ihrer Jugend angerichtet hatte.
Es waren dann die Studentenbewegung und die sogenannten Achtundsechziger sowie ihrer Nachfolgebewegungen, die wieder auf große Visionen der gesellschaftlichen Umgestaltung und einer Neukonzeption von Staat und Wirtschaft setzten. Dieser Wille zum Unbedingten gehört eben auch zur Romantik, die Bereitschaft, sein Leben für etwas Großes in die Schanze zu schlagen. So ist etwa auch Schillers berühmtes Dramenzitat "Und setzet ihr nicht das Leben ein, / Nie wird euch das Leben gewonnen sein" ein Motto, das nicht nur im Kaiserreich die Jugend antrieb, sondern zu allen Zeiten besteht die Bereitschaft, sich auch bis hin zum Einsatz des eigenen Lebens zu engagieren.
Und wo man sich nicht für andere engagiert, da geht man für sich selbst aufs Ganze - man denke an die Grenzerfahrungen mancher Sportarten, zum Beispiel beim Freeclimbing, aber auch kriminelle Autorennen in Innenstädten. Immer geht es darum, aus sich und seinem Leben das Letzte herauszuholen und das ggf. auch anderen zu demonstrieren. Zur Romantik gehört aber auch ein Ganzheits-Gefühl, wie es etwa die Fans des FC Liverpool verspüren, wenn die Hymne "You’ll Never Walk Alone" ertönt.
Die Bereitschaft, alles auf eine Karte zu setzen, auf Sicherheiten zu verzichten, zeigt sich schon in Eichendorffs Gedicht "Frische Fahrt" - wenn auch noch in recht zurückhaltender, eher passiver Form.
Darüber hinaus kann man überlegen, ob nicht auch die Esoterik romantische Züge enthält. Auf der Seite https://www.schnell-durchblicken2.de/romantik-aktualitaet haben wir am Beispiel von Eichendorffs Gedicht "Wünschelrute" gezeigt, dass eben zur Romantik auch der Blick über die offensichtliche Realität hinaus gehört.
Weiterführende Hinweise
Ein alphabetisches Gesamtregister aller Infos und Materialien gibt es hier