In der auf den ersten Blick sehr fremdartig verkürzt wirkenden Geschichte geht es um einen jungen Mann, der im Kreis seiner Freunde sich noch kurz ein bisschen Mut antrinkt, bevor es dann zur Hochzeit geht. Diese selbst wird gar nicht näher beschrieben. Stattdessen geht es im zweiten Teil um die Überfahrt über einen See zu einer einsamen Hütte, in der die Hochzeitsnacht stattfinden soll.
Zu finden ist die Kurzgeschichte u.a. in:
Schlaglichter. Zwei Dutzend Kurzgeschichten, mit Materialien, zusammengestellt von Herbert Schnierle-Lutz, Ernst Klett Verlag: Stuttgart, Leipzig 2008/2015, S. 17-26
ISBN: 978-3-12-262731-7
Anmerkungen zu Einzelheiten der Geschichte:
- Die Geschichte beginnt damit, dass Nick, der Bräutigam, sich erst mal beim Schwimmen in der Natur erholt hat.
- Während er sich jetzt zur Hochzeit anzieht, holen seine Freunde Dutch und Luman eine Flasche Whiskey, mit sie sich gemeinsam - und natürlich vor allem der Bräutigam - Mut antrinken.
- Interessant ist, dass Nick trinkt, ohne die Hose bereits angezogen zu haben - das zeigt die Vertrautheit der Männer miteinander, aber auch die Dringlichkeit der Beruhigungsdroge Alkohol.
- Anschließend hat er dann die "Hose an", ein altes Bild für die Frage, wer in einem Haushalt das Sagen hat.
- Was die Hochzeitsfeier selbst angeht, so wird sie mit dem Nebensatz abgetan: "Nachdem die Hochzeit vorüber war".
- Wichtiger ist dem Erzähler die Fahrt zum See, wo der Vater - wie wenn er seinen Segen zur Hochzeit geben wollte - die Paddel für das Boot versteckt hat.
- Der Weg zur einsamen Hütte ist lang und die Nacht ist "schwül und drückend", was auch die Angespanntheit der Situation ausdrückt.
- Ganz nebenbei - nur um zu erklären, warum Nick und seine Jetzt-Ehefrau Helen nicht viel miteinander reden - erfährt der Leser noch: "Ein paar Leute hatten ihnen die Hochzeit verdorben."
- Wichtiger ist dann das Geschehen im Zielgebiet: Nick küsst seine Frau - diese erwidert den Kuss "so wie er es sie gelehrt hatte", was den Mann eher als erfahrenen und selbstbewussten Liebhaber präsentieren soll.
- Während hier die Frau noch eher als Objekt von Erziehung erscheint, endet die Geschichte dann eher versöhnlich-harmonisch: "und gemeinsam sahen sie sich in der Hütte um."
Insgesamt zeigt die Geschichte die Schwierigkeiten, die junge Menschen in der Jugendzeit Hemingways - die Geschichten um Nick zeigen biografische Züge - mit der Sexualität und dem Einstieg ins Familienleben hatten. Aber Reste davon gibt es ja heute auch noch in den Abschiedsritualen für die beiden Partner jeweils mit ihren Freunden bzw. Freundinnen.
Außerdem wird die Naturverbundenheit der Hemingway ähnlichen Figur des Nick deutlich: Die Geschichte beginnt außerhalb der Welt bürgerlicher Rituale und endet auch in der Einsamkeit.
Auch zeigt sich ein gewisser Übergang zwischen der von Männern dominierten früheren Welt hin zu einem Ansatz von gleichberechtigter Partnerschaft am Ende der Geschichte.