Rüdiger Safranski, Der Philister im Verständnis der Romantiker
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Hinweise zur Lösung der Aufgaben:
Es handelt sich um einen Auszug aus einem Buch, das Rüdiger Safranski 2007 veröffentlicht hat und in dem es um die Romantik als "Eine deutsche 'Affäre" geht. Offensichtlich ist die Romantik für den Verfasser eine Leidenschaft, die für die Deutschen starke Gefühle, aber auch Gefahren bedeutet.
Thema des Textes ist die Frage, was die Romantiker unter einem "Philister" verstehen.
Offensichtlich handelt es sich um einen Gegenentwurf des Lebens.
Ausgangspunkt des Textes ist die Frage der "Nützlichkeit" (1), der man sich zumindest aus der Sicht der Romantiker in der Jugend entziehen kann.
Nach dieser grundsätzlichen Feststellung wird der Begriff abgeleitet aus der Studentenwelt, es geht um Menschen "ohne die studentischen Freiheiten" (5).
Anschließend erfolgt dann eine deutliche Differenzierung: Es geht nicht nur um den "Normalmenschen schlechthin" (6), sondern um einen Menschen "des Ressentiments" (10), also jemanden, der nicht nur etwas einfach ist, sondern auch das Gegenteil verachtet bzw. schlecht macht, nämlich "das Außerordentliche", "das Erhabene", "das Staunen", "die Bewunderung" (10-12).
In den Zeilen 12-18 wird dann genauer erklärt, was das Besondere an dieser philiströsen Normalität ist. Es handelt sich um den "Umkreis der lieben Gewohnheiten" (12), aus dem man nicht raus will. Sehr schön ist das Bild, dass Philister immer "in demselben Geleise forttraben" (14/15), womit deutlich gemacht wird, dass sie im Bereich des Animalischen bleiben und die volle Höhe des Menschseits nicht erreichen.
Interessant und für die zweite Aufgabe bedeutsam ist dann die Unterscheidung einer Mitte der Gewohnheit, der eine "wahre Mitte" gegenübergestellt wird, "die man auf den exzentrischen Bahnen der Begeisterung und der Energie mitnimmt." (16-18)
Ab Zeile 19 geht es dann um die begrenzen und wohl kalkulierten Ausflüge in das "Exzentrische" (19). Das Poetische bzw. das Romantische ist für den Philister nur eine "auffrischende Unterbrechung" (27) seiner normalen Alltagsarbeit.
Interessant ist die Ausweitung des Ansatzes ins Religiöse hinein: Philister sind "Menschen ohne Transzendenz", sie "tun alles, um des irdischen Lebens willen" (28/29).
Am Ende fügt Safranski dem Aspekt der Nützlichkeit noch den den Berechenbarkeit hinzu.
Dem gegenüber steht eine Welt der Poesie, der Phantasie, des Außerordentlichen, ja des Erhabenen, was auch die Inkaufnahme eines gewissen Risikos mit einschließt.
Was die Aufgabe 2 angeht, muss man wohl die Mitte anders verorten, als es die Philister tun. Sei siedeln sie in der Welt des Alltags an, die Romantiker verlegen sie in einen imaginären Raum zwischen dem eigenen Inneren, der Seele, und dem Inbegriff dere Sehnsucht, einer Ferne, die nicht nur räumlich, sondern auch geistig oder gar religiös verstanden werden kann.
Hier könnte man sehr gut die Definition des Romantisierens von Novalis einbeziehen: "Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es. " Näher ausgeführt wird dieses Lebenskonzept zum Beispiel hier.
Was die angesprochenen Beispiele aus der Lyrik angeht, könnte man Eichendorffs Gedichte "Sehnsucht" (in der das Lyrische Ich gerade am Fester bleibt, und "Frische Fahrt", in der auch Risiken in Kauf genommen werden) einander gegenüberstellen.