I. Akt, 1. Szene: Zwei adlige Frauen über den noch abwesenden Dichter
Rokoko-Situation am Hof von Ferrara; Dichterehrung und Frühlingslust zweier adliger Damen;
die Prinzessin, kinderlos und ganz auf den Hofdichter Tasso fixiert, scheinbar nur auf sein Werk, aber sie ist auch vom Mann nicht unberührt
ihre Freundin, die Gräfin, Ehefrau und Mutter und ganz drauf aus, den Dichter mit an ihren Hof nach Florenz zu nehmen
Von Tasso sind sie beide begeistert, ausführlich wird sein Dichtertum gepriesen
Deutlich wird aber auch, dass dieser Dichter ein bisschen weltfremd und im negativen Sinne romantisch ist - so ist von einem "liebeskranken Busen" die Rede.
Allerdings hat zumindest die Gräfin den Verdacht, dass der Dichter seine eher poetische Liebe in sie als reale Figuren hineinfantasiert.
I. Akt, 2. Szene: Der Herzog und das gemeinsame Ziel, den Dichter Tasso mehr fit für die höfische Gesellschaft zu machen
Der Herzog kommt hinzu und beklagt sich, dass sich Tasso immer wieder der Gesellschaft entzieht. Die Gräfin deutet an, dass er dafür wenigstens sein neues Werk fertig zu haben scheint.
Gemeinsam wollen sie daran arbeiten, dass Tasso gesellschaftsfähiger wird (283-286)
Betonung der Notwendigkeit von Welt auch für die individuelle Bildung, Gefahren des Rückzugs in die Einsamkeit
Ankündigung der Ankunft von Antonio, mit dem der Herzog aber gleich zu Geschäften wieder abreisen muss, die Frauen sollen bei Tasso bleiben und ihn in seinen Träumen nicht stören.
I. Akt, 3. Szene: Tasso präsentiert sein neues Werk, hat aber größte Mühe, mit der entsprechenden Ehrengabe klarzukommen
Tasso entschuldigt sich für die späte Fertigstellung des Werkes und bedankt sich dann für die Unterstützung der Freunde angesichts seiner schwierigen Kindheit.
Auch hebt er hervor, wie sehr er in seinem Schreiben von den Leistungen besonders auch des Herzogs abhängig ist.
Aber auch was das Urteil über sein Schaffen angeht, sind seine Freunde für ihn wichtig: "Hier ist mein Vaterland, hier ist der Kreis / In dem sich meine Seele gern verweilt. / Hier horch' ich auf, hier acht' ich jeden Wink. / Hier spricht Erfahrung, Wissenschaft, Geschmack; / Ja, Welt und Nachwelt seh' ich vor mir stehn. / Die Menge macht den Künstler irr' und scheu: / Nur wer Euch ähnlich ist, versteht und fühlt, / Nur der allein soll richten und belohnen!" (449-456)
Passend dazu widmet der Herzog den Kranz auf dem Kopf Vergils nun seinem Dichterfreund. Der ist gleich wieder gestresst, nimmt die Gabe nur sehr zögernd aus den Händen der Prinzessin an und möchte dann am liebsten gleich wieder in seinen Dichterhain verschwinden. Dort will er sich dann in einen würdigeren Preisträger hineinträumen.
Dann aber behauptet er doch tapfer: "Es ist die Gegenwart die mich erhöht, / Abwesend schein' ich nur, ich bin entzückt." (560/1)
Etwas seltsam klingt dazu die Bemerkung der Prinzessin. „Ich freue mich, wenn du mit Geistern redest, / Dass du so menschlich sprichst und hör' es gern." (562f)
Regelrecht erlösend wirkt dann die Ankündigung, dass Antonio gerade "recht zur guten Stunde" (564) ankommt.
I. Akt, 4. Szene: Der erfolgreiche Diplomat und Hofmann Antonio erscheint als Kontrastprogramm zu dem häufig verstört wirkenden Dichter Tasso
Antonio erscheint, spricht im Unterschied zu dem ständig mit sich und seinen Gefühlen kämpfenden Tasso nur kurz über seine Erlebnisse in Rom. Entscheidend ist für ihn, den Macher: "Wir haben / Nun, was wir wünschen, und kein Streit ist mehr." (575/6)
Tasso versucht auch, seinen Teil zur Begrüßung beizutragen, wird aber gleich von Antonio schon mal abgewatscht: "Du wirst mich wahrhaft finden, wenn du je / Aus deiner Welt in meine schauen magst." (583/4)
Relativ ausführlich geht der Herzog dann auf Antonios politische Arbeit in Rom ein, bevor Tasso wieder versucht sich einzubringen und nach Kunst und Wissenschaft im Herrschaftsgebiet des Papstes fragt. Da ist es kein Wunder, dass Antonio vor seinem Hintergrund knapp feststellt: "Er ehrt die Wissenschaft, sofern sie nutzt, / Den Staat regieren, Völker kennen lehrt; / Er schätzt die Kunste, sofern sie ziert, sein Rom / Verherrlicht, und Palast und Tempel / zu Wunderwerken dieser Erde macht. / Was gelten soll, muss wirken und muss dienen."
(665-671)
Nach der Unterbrechung geht es dann gleich weiter um die politischen Geschäfte und die Frage der Zukunft. Als die auch von Antonio positiv dargestellt wird, soll er nun auch einen Kranz überreicht bekommen.
Dann aber wird es wieder heikel, weil der Herzog sich doch genötigt sieht, auf Tassos Verdienste hinzuweisen, der ja vorher schon einen Kranz bekommen hat.
Antonios Reaktion darauf ist wohl schon fast jenseits der Grenze zur Beleidigung: "Mir war es lang bekannt, daß im Belohnen / Alfons unmäßig ist, und du erfährst / Was jeder von den Seinen schon erfuhr." (697-699).
Die Prinzessin versucht, die Situation zu entschärfen, indem sie auf den künftigen Beifall verweiste, "den die Welt ihm nicht versagt/ Und den ihm zehnfach künft'ge Jahre gönnen." (703/4). Antonio akzeptiert das dann einfach und preist nun ausführlich das, was der Lorbeerkrank auf dem Kopf des Dichters Ariost ausdrückt: "Zufriedenheit, Erfahrung und Verstand / Und Geisteskraft, Geschmack und reiner Sinn / Fürs wahre Gute" (716-718). In den Ohren Tassos kann das nur wie Hohn und Spott klingen - vor allem dann, wenn abschließend noch der Hinweis erfolgt: "Wer neben diesem Mann sich wagen darf, / Verdient für seine Kühnheit schon den Kranz" (734/5).
Die Szene endet damit, dass der Herzog Antonio mitnimmt, um alles Weitere mit ihm zu besprechen, bevor er dann wieder in den Kreis der Frauen zurücktritt.
II. Akt, 1. Szene: Das heikle Verhältnis Tassos zur Prinzessin
Tasso zeigt überdeutlich seine Verehrung für die Prinzessin.
Diese möchte, dass er Antonio zum Freund nimmt, auch wenn der noch etwas Zeit brauche, bis er Tassos Wert erkennt.
Sie möchte, dass Held und Dichter gemeinsam auftreten und wirken, während Tasso ausführlich vor dem Hintergrund des Glanzes der höfischen Gesellschaft seinen "Unwert" (841) beklagt.
Die Prinzessin stellt dem ihre durch eine schwere Krankheit entstandene schwierige Situation gegenüber, aus der sie Tasso mit seiner dichterischen Fantasie gerettet habe.
Die Erinnerung daran lässt Tasso gefühlsmäßig regelrecht überschäumen.: "Wie den Bezauberten von Rausch und Wahn / Der Gottheit Nähe leicht und willig heilt; / So war auch ich von aller Phantasie, / Von jeder Sucht, von jedem falschen Triebe / Mit Einem Blick in deinen Blick geheilt." (876-880)
Als die Prinzessin dann darauf verweist, dass der Wegggang ihrer lebensfrohen Schwester eine große Lücke hinterlassen habe, kennt Tasso nur noch eines: diese Lücke füllen - und das nicht nur poetisch: „Da dacht' ich manchmal an mich selbst und wünschte / Dir etwas sein zu können. Wenig nur, / Doch etwas, nicht mit Worten, mit der Tat / Wünscht' ich's zu sein, im Leben dir zu zeigen, / Wie sich mein Herz im Stillen dir geweiht.“ (907-911)
Aber gleich fügt er an, dass ihm das in der Vergangenheit nicht gelungen sei, er sich bei entsprechenden Verhaltenspassen sogar "fern und ferner" (917) gefühlt habe.
Die Prinzessin erkennt seine Unfähigkeit, Freunde zu gewinnen, und verweist ihn zunächst auf ihren Bruder, den Herzog. Der aber erscheint Tasso als jemand, der zu hoch über ihm steht. Als nächstes wird er auf Antonio verwiesen. Dessen Leistungen werden vom Dichter auch anerkannt, aber er sieht eben einen Mangel im Bereich der Poesie. "Der kann zwar viel besitzen, vieles geben, / Doch lässt sich nie an einem Busen ruhn." (949f).
Die Prinzessin will sich drum kümmern, dass sie zueinander finden. Als Tasso immer noch skeptisch bleibt, sogar die von ihr betriebene Annäherung an die Gräfin in Frage stellt, stattdessen sich in ein goldenes Zeitalter hinwegträumt, mit dem Grundsatz: "erlaubt ist, was gefällt" (994), setzt die Prinzessin dem ein klares "erlaubt ist, was sich ziemt" (1006) entgegen.
Ergänzt wird das durch eine ausführliche Erläuterung der Unterschiede zwischen Mann und Frau und deren Bedürfnis, auch unabhängig von aktueller Schönheit auf Dauer wertgeschätzt zu werden.
Tasso sieht nur wieder ein Bedürfnis, das er gerne auf seine Weise stillen möchte, er möchte nicht mehr und nicht weniger, als auch in ein partnerschaftliches Verhältnis zur Prinzessin zu gelangen.
Darauf bleibt der Prinzessin nur der deutliche Hinweis: "Nicht weiter, Tasso! Viele Dinge sind's, / Die wir mit Heftigkeit ergreifen sollen: / Doch andre können nur durch Mäßigung / Und durch Entbehren unser eigen werden. / So sagt man, sei die Tugend, sei die Liebe, / Die ihr verwandt ist. Das bedenke wohl!" (1119-1124)
II. Akt, 2. Szene: Monolog Tassos - glaubt sich jetzt mit der Prinzessin eins und freut sich auf wunderbare gemeinsame Zukunft
Tasso fühlt sich reich beschenkt, hat die Prinzessin wohl gar nicht verstanden oder will sie nicht verstehen.
Zwar geht er kurz auf die Forderung nach Mäßigung und Entbehrung ein, nimmt das aber nicht ernst, sondern verliert sich in romantischen Ritterträumen, wie er sich ihre Gunst verdienen kann.
Er ist aber auch bereit, sie unverdient entgegenzunehmen - gewissermaßen als Vorschluss späterer Leistungen für sie.
Er glaubt jetzt wirklich, irgendwie mit der Prinzessin verpartnert zu sein - auf konkrete Fragen geht er nicht ein, er träumt.
Auf jeden Fall glaubt er, eine wunderschöne Zukunft mit ihr vor sich zu haben.
II. Akt, Szene 4: Der Herzog versucht nach dem Griff zum Degen durch Tasso die Lage zu klären und zu beruhigen
Herzog irritiert wegen der Gewalt am Hof, fragt nach
Antonio = zurückhaltend; Tasso zeigt Gefühle und zugleich den inneren Widerspruch der höfischen Kultur, die zwar äußere Gewalt verbietet, aber innere durchaus zulässt, ja zelebriert
Antonio argumentiert vor allem juristisch, macht aus dem Eklat einen einfachen, klaren Rechtsverstoß
Tasso präsentiert die Hintergründe und unterschwelligen Verletzungen
argumentiert mit seiner gefühlten Ehre
Antonio erkennt keine Ausnahme für Gesetzlichkeit an
verweist auf die angeblichen negativen neuen Tendenzen am Hof, die Verletzung der Tradition
Herzog bleibt vermittelnd: "Denn hier sind Recht und Unrecht nah verwandt." (1523
Tasso wird bestraft, aber sehr milde mit von ihm selbst überwachten Arrest.
Er akzeptiert das, aber mit innerem Vorbehalt.
Auch zeigt er sich wie sonst auch verstört, während der Herzog versucht, es ins rechte Maß zu setzen.
Tasso gibt Degen und Dichterkrone zurück, versucht, irgendwie mit seiner Situation klarzukommen, ist aber von Resignation und Verzweiflung nicht weit entfernt.
Am Ende: "Gefangen geh ich, warte des Gerichts." Das heißt: Er wartet auf mehr als solch ein vorläufiges Urteil.
II. Akt, Szene 5: Ein Weltmann findet seinen Meister
Voraussetzung - Stand des Konflikts zu Beginn der Szene:
.Degen-Eklat nach Provokation durch Antonio
Versuch der Klärung durch den Herzog
milde Strafe für Tasso
jetzt geht es um die Frage, wie mit Antonio umgegangen werden soll, dessen Mitschuld dem Herzog wohl von Anfang an klar ist.
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Entwicklung des Konflikts in der Szene:
Antonio gleich am Anfang von oben herab: "Knabe" - "Beschränkt und unerfahren" - gönnerhaft, was die Strafe angeht
Herzog ist differenzierter
Antonio bietet Scheinlösung an - mit Anspielung auf die angeblich zu große Güte des Herzogs
Herzog schiebt das auf die "Meinungs"-Bank und kommt zur Sache: "Doch sprich, wie hast du seinen Zorn gereizt?"
Antonio antwortet ausweichend, fast unverschämt
Der Herzog gibt ihm die "volle Dröhnung" - indem er ihm klar sagt, was er von Antonio will - nämlich die Wiederherstellung des Friedens
Garniert das noch mit leichter Ironie: Antonio habe sich gleich eine neue Aufgabe gesucht.
Antonio knickt ein, spricht sogar von seiner Schuld, schränkt aber ein, dass er ihm nur der Autorität seines Herrn folgt.
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Veränderung der Konfliktlage:
Antonios Von-oben-herab-Haltung wird vom Herzog geschickt wieder in seine Richtung gelenkt.
Die entspricht der Anfangsidee, mit seiner Schwester, der Prinzessin zusammen alles zu tun, um Tasso auch in die Gesellschaft hineinzuhelfen.
Antonio hat einen klaren Auftrag, der aber sicher schwerer zu erfüllen ist als zu Beginn des ersten Gesprächs mit Tasso; ihm wird die Gräfin aber als Unterstützung zugeteilt, da muss man sehen, ob die etwas bewirken kann.
III. Akt, Szenen 1 und 2: Die Prinzessin präsentiert sich als eine Art "Tasso 2"
Ausgangspunkt: Eklat zwischen Tasso und Antonio, damit die Infragestellung aller Hoffnungen, die die Prinzessin, die Gräfin und der Herzog sich gemacht haben. Die Prinzessin weiß aber nichts Genaues, ist jetzt in großer Unruhe und wartet auf Eleonore, die ihr Näheres berichten soll.
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Akt III, Szene 1:
Zunächst ein kurzer Monolog: Man merkt deutlich, wie unsicher die Prinzessin ist und wie dringend sie die tatkräftige Gräfin meint zu brauchen, auch gegenüber ihrem Bruder.
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Akt III, Szene 2
Interessant, dass die P von Freunden im Plural spricht.
Einseitige Schuldzuweisung an Tasso durch die Gräfin, wenn auch vorläufig.
Sie lässt sich dann auch schnell korrigieren.
P macht daraus gleich allgemeine Klage.
Sieht dann die Unterschiede zwischen A und T, erkennt, dass sie zu viel Hoffnung hatte.
Hat erkennbar eine tiefere Vorstellung von „Höflichkeit“ (1692) als Antonio.
Gräfin reagiert auf zwei Ebenen: tiefe Erkenntnis des Verhältnisses der beiden Männer - und ein sehr egoistischer Vorschlag: 1701ff
Prinzessin durchschaut das sofort: 1724/25
Die Gräfin muss dann einigen Aufwand betreiben, um den Widerstand ihrer Freundin zu überwinden.
Diese könne Tasso sowieso nicht genießen, ´ sie verzichte nur kurzzeitig auf ihn, um ihn umso stärker wieder zu gewinnen. Der Herzog werde schon zustimmen, wenn er das genauso sieht.
Anfangs weigert sich die Prinzessin noch strikt, daraufhin fährt die Gräfin stärkere Geschütze auf, dann müsse sie eben warten, bis noch Schlimmeres passiert.
Schließlich stimmt die P widerwillig zu, stellt aber zwei Bedingungen. Es soll nicht für zu lange sein und Tasso soll gut versorgt sein.
Dann geht es um die Frage, wie das am besten geschehen könnt. Prinzessin zeigt sich außer Stande, von sich aus auch für ihre Freunde etwas zu erbitten. Sie hat aber das Glück, dass sie gerade über eine Erbschaft ihrer Mutter verfügt, die sie hier einsetzen kann. Die Gräfin wll dann auch noch etwas dazu geben. Schließlich geht es ja um ihren Vorteil, ihre Nutzung des Dichters in Florenz.
Anschließend beginnt wieder eine groß angelegte Jammerei der Prinzessin, wie schlecht es ihr doch und Ihrer Familie gehe außer ihrem Bruder.
Tasso spiele dafür sie eine große Rolle.
Am Ende erkennt sie sogar, dass sie auch ihrer Freundin gegenüber nicht allzu sehr ihre Schwächen betonen sollte.
Dann hat sie einen kurzen Moment des Vertrauens und der Zuversicht, anschließend beschreibt sie gleich wieder ausführlich, wie schlimm das Leben jetzt ohne Tasso sei.
Man hat den Eindruck, dass diese Prinzessin mindestens genauso viele Probleme hat wie der Dichter. Das scheint sie auch zu verbinden. Man könnte als Motto über die Szene setzen: Alle reden von den Problemen des Dichters, mindestens eine andere Figur ist aber genauso schlecht drauf. In Zeile 1898 beschreibt sie das ziemlich ausführlich, sowohl ihre enge Beziehung wie auch das damit verbundene Leiden.
Der Schluss der Szene ist dann noch einmal eine lange, ausführliche Klage, wie wenig Glück man im Leben erfahren könnte.
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Endstand des dramatischen Konflikts in dieser Szene:
Die Prinzessin hat einiges erfahren, wenn auch nicht die Absprache zwischen dem Herzog und Antonio. Sie kennt also nur das Problem Tassos.
In diesem Bereich gelingt es der Gräfin, der Prinzessin den Dichter zumindest für einige Zeit zu entziehen, was ihr sehr schwer fällt. Dies hängt damit zusammen, dass diese Szene deutlich macht, dass die Prinzessin zumindest genauso hin und her gerissen ist und ein Opfer ihre Situation und ihrer Gefühle wird wie der Dichter.
Man ist jetzt gespannt, was die andere Seite macht, in diesem Falle also Antonio, der ja einen Auftrag zur Konfliktbewältigung bekommen hast.
Man merkt deutlich, wieviel Goethe in diese Szene III,2 hineingepackt hat.
Das Schaubild dient vor wiegend der schnellen Orientierung sowie der Übersichtlichkeit. Die Details werden in der mp3-Datei erklärt.
III,3: Monolog der Gräfin
G. stellt am Anfang kritische Fragen an sich angesichts des Leidens ihrer Freundin;
Macht deutlich, was T. ihr bedeutet, nämlich die Verherrlichung des schon vorhandenen Reichtums.
Sie glaubt, dass die P weniger aus und mit Tasso machen kann.
Außerdem entschuldigt sie sich damit, dass sie ja mit ihm zusammen wieder zur P. kommen wird.
Jetzt kommt es darauf an, ob sie auch Tasso für diese Lösung gewinnen kann - der ja in II,2 gerade glaubt, eine gemeinsame Zukunft mit der Prinzessin zu haben.
IV,1: Tasso zwischen schöner Erinnerung und Verzweiflung
Tasso fühlt sich aus einem schönen Traum erwacht.
Sieht die Ursache seiner Probleme in einem zu großen Vertrauen in die Menschlichkeit Antonios.
Letztlich sieht er das Geschehene positiv, weil er sich seiner Meinung nach der Prinzessin wert gezeigt hat. Damit wird natürlich deutlich, wie wenig er deren Entsagungskonzept begriffen hat oder aufzunehmen bereit ist.
Die aktuelle Lage bedrückt Tasso - sie kommt ihm ausweglos vor bzw. scheint in einen Abgrund zu münden.
Vor diesem Hintergrund könnte die Gräfin eine Chance haben, ihn nach Florenz zu entführen - vor allem, wenn es ihr gelingt, dies auch als schmerzliche Entscheidung der Prinzessin darzustellen, die ihn gewissermaßen weiter im Herzen behält.
Die Gräfin fragt nach, was passiert ist, und tut dabei so, als ob man sich so was bei diesem Dichter und seinen Qualitäten gar nicht vorstellen könnte.
Tasso zeigt sich weniger einer speziellen Beleidigung verletzt, sondern wegen Antonios grundsätzlichem Umgang mit ihm.
Er entwickelt regelrecht Hassgefühle und versteht, dass er so nicht in Ferrara bleiben kann.
Den heiklen Punkt mit der Prinzessin spielt die Gräfin ziemlich dreist herunter und konzentriert sich auf die notwendigen Veränderungen im Verhalten Tassos in der Gesellschaft.
Auch versucht sie zumindest ein bisschen, "gut Wetter" für das Gespräch mit Antonio zu machen - obwohl dessen Ziele nicht ihre sind.
IV,4: Antonio erklärt sich bereit, Tasso Wunsch zu erfüllen
Eigentlich maximal schlechte Voraussetzungen für ein gutes Klärungsgespräch im Sinne des Herzogs
Aber erstaunlicherweise lässt sich Antonio am Ende darauf ein, beim Herzog Tasso Wunsch nach Freistellung in Richtung Rom vorzutragen.
Aber er tut das nur ungern, warnt ihn auch vor möglichen negativen Erfahrungen dort, bietet ihm für den Fall aber auch seine Hilfe an.
Also sieht alles erstaunlich gut aus - allerdings ist man skeptisch angesichts der realen Hassgefühle Tasso gegenüber Antonio und seines geschwundenen Vertrauens in den Herzog.
IV,5: Tasso zeigt, dass er die höfische Praxis der Verstellung auch anwenden kann - leider auf problematischer Grundlage
Nach dem Hassausbruch in Richtung Antonio im Gespräch mit der Gräfin war man erstaunt, wie moderat es in dem anschließenden Gespräch zwischen den beiden Kontrahenten zuging.
Tasso gelang es sogar, Antonio dazu zu bewegen, in seinem Sinne beim Herzog vorstellig zu werden.
In dieser Monolog-Szene zeigt sich nun, dass das alles nur Verstellung war, der Dichter sich den höfischen Gepflogenheiten anpasst.
Das Problem dabei ist nur, dass Leute wie Antonio dabei relativ rational und auf der Basis ihrer realen Erfahrungen vorgehen, während Tasso sich so noch mehr in seiner eigenen Welt mit all ihren neurotischen Wahrnehmungen einkapselt.
Jetzt taucht die Frage auf, wie diese ungesunde Konstellation sich weiter auswirkt.
Tasso verstellt sich und bedankt sich überschwenglich
Der Herzog gibt ihm Briefe und Empfehlungen mit nach Rom
Tasso will sein Manuskript wiederhaben
und bekommt wenigstens eine Abschrift
Sein Bedürfnis nach Eile
kontert der Herzog mit der Mahnung, er solle sich erst mal auskurieren.
Tasso kann sich das nur schreibend vorstellen.
Aber er lässt ihn anscheinend doch gehen.
Im anschließenden Monolog macht Tasso deutlich, dass er sich auch hier verstellt hat und jetzt noch eine letzte Sache klären will - wohl sein Verhältnis zur Prinzessin.