Wilhelm Tell, Innerer Monolog vor dem Apfelschuss in 3,3
Wie schreibt man einen inneren Monolog? Am Beispiel von Schiller, "Wilhelm Tell", III. Akt, 3. Szene (Apfelschuss-Szene)
Ein innerer Monolog ist ja eigentlich die "Veröffentlichung" der Gedanken einer Figur in einem epischen Text, also zum Beispiel in einem Roman.
In einem Drama kann es so etwas direkt nicht geben, denn dort gibt es keinen Erzähler, der so etwas präsentieren kann, sondern nur Handlung auf der Bühne.
Dementsprechend kommt im Drama nur das sogenannte "Beiseit-Sprechen" in Frage. Das sind Monologe einer Figur, die so zum Publikum gesprochen werden, dass man den Eindruck hat, die anderen Figuren hören es nicht.
In der berühmten Apfelschuss-Szene könnte man zum Beispiel den Moment nehmen, in dem Tell sich entscheiden muss. Schön, dass Schiller hier das innere Ringen in einer Regiebemerkung andeutet: "Tell steht in fürchterlichem Kampf, mit den Händen zuckend und die rollenden Augen bald auf den Landvogt, bald zum Himmel gerichtet. – Plötzlich greift er in seinen Köcher, nimmt einen zweiten Pfeil heraus und steckt ihn in seinen Goller. Der Landvogt bemerkt alle diese Bewegungen."
Bei dem, was er dann "still" zum Publikum sagt, muss es genau um die Situation gehen. Gerade hat der Landvogt ihm scheinbar freundlich Mut gemacht, er werde das schon schaffen, den Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen.
Die Lösung könnte also zum Beispiel so aussehen:
Tell steht in fürchterlichem Kampf, wendet sich zum Publikum, während von der Seite ein Bote herbeikommt und dem Landvogt einige Unterlagen in die Hand drückt, die er unterschreiben soll.
Tell zum Publikum:
Das hab ich nun davon, dass ich so berühmt bin.
Wäre es nicht besser gewesen, ich hätte wie andere auch mein Feld bestellt und hin und wieder einen Hasen heimgebracht?
Andererseits: Wäre ich nicht berühmt, so wäre ich jetzt schon auf dem Weg ins Gefängnis - und niemand würde sich um mich kümmern.
Und irgendwie hat der Landvogt ja auch Recht - der Schuss ist eigentlich kein Problem für mich.
Wenn es doch bloß nicht mein Sohn wäre.
Andererseits: Habe ich nicht schon dem Bären gegenübergestanden - auch da hatte ich Angst und durfte keine haben.
Nun denn, der Landvogt soll recht haben: Ich kann es und ich werde es tun.
Aber ich nehme zwei Pfeile aus dem Köcher.
Der Landvogt ist mit dem Unterschreiben fertig und wendet sich an Tell:
Nun, Tell, was ist? Du hattest genug Zeit zum Überlegen - was ist?
Ja, Herr, ich werde es tun - mit Gottes Hilfe.
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