Nun ist es glücklicherweise wirklich so, wie es der Dichter Hölderin in einem Gedicht formuliert hat:
„Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch.“
Dementsprechend gibt es im Expressionismus nicht nur Untergangsszenarien, sondern eben auch eine „Menschheitsdämmerung“ in dem Sinne, dass sie heraufdämmert, also sich dem Licht des Tages nähert.
Ernst Stadler, Vorfrühling
Individuelle Frühlingsgefühle bringen eine grandiose Aufbruchstimmung hervor.
12 Zeilen, Klausurbedeutung: @@@@@
Wir beginnen mit einem Gedicht, das auf unnachahmliche Art und Weise die Aufbruchsstimmung veranschaulicht, die mit mit dem Frühling verbunden sein können.
Sie läuft letztlich auf die Bereitschaft zu Abenteuern hinaus, bei denen man auch bereit ist, sich seinem Schicksal zu stellen. Dass das auch ein Problem darstellen kann, wird nicht thematisiert.
Zum Vergleich: Eichendorff, Frische FahrtSchon in der Romantik machen Frühlingsgefühle Abenteuerlust mit Bereitschaft zum Risiko
16 Zeilen; Klausurbedeutung: @@@@ (natürlich unter Vergleichsbedingungen)
Das Gedicht macht deutlich, dass es im Expressionismus natürlich auch Gefühle gab, die gewissermaßen zeitlos sind. Zumindest gab es auch in der Romantik im Frühling eine Stimmung, die nach draußen rief, hin zu Abenteuern. Das Besondere dieses Gedichtes ist es, dass ganz explizit (deutlich ausgesprochen) auch das damit verbundene Risiko in Kauf genommen wird. Hier ist Eichendorff weiter als der viel spätere Stadler.
Karl Henckell, „Aufschwung“Herausforderung zur Rettung aus eigener Kraft
24 Zeilen; Klausurbedeutung: @@@
Das Gedicht beschreibt vor allem die Notwendigkeit, „den Adel der Freiheit“ zu erringen und stellt fest, dass man ganz auf sich selbst gestellt sei: „Kein Gott kann uns retten“. Insgesamt ist das Gedicht aber wenig konkret.
Klabund, Der neue MenschErmutigung zum Kampf mit etwas „leicht fertiger“ Aussicht auf ein Leben in Liebe und Lachen
30 Zeilen; Klausurbedeutung: @@
Das Gedicht besteht aus vielen Appellen, kritisiert das Fehlverhalten in der Vergangenheit, malt düstere Gefahren aus, wenn nicht zum Beispiel gegen Diktatoren gehandelt werde. Am Ende sieht man einen neuen Frühling, der vor allem von Liebe und Lachen geprägt ist. Den „Tempel“ des falschen Denkens und Handelns der Gegenwart hält man für „morsch“.
René Schickele, „Großstadtvolk“Revolution aus der Mitte der Großstadt heraus statt Emigration
30 Zeilen, Klausurbedeutung: @@@@
Dieses Gedicht (das ausführlicher im Bereich „Aufbruch zu Neuem“ vorgestellt wird) beschreibt, wie sehr die Großstadt die Menschen „klein“ macht. Dann wendet es sich der Frage zu, wie man damit umgehen soll. Während der Dichter Dehmel in einem Gedicht, das am Anfang zitiert wird (sehr ungewöhnlich) letztlich für eine Art Flucht plädiert, iste Schickele ganz anderer Meinung: Gerade weil die Großstadt alle Elemente der Macht in sich hat, muss sie von den „Millionen“, die unter falschen Verhältnissen leiden, erobert werden.
Ernst Wilhelm Lotz, „Aufbruch der Jugend“Vision der Durchführung der Revolution
24 Zeilen; Klausurbedeutung: @@@
Das Gedicht blickt zunächst auf eine Zeit der Müdigkeit zurück und fordert jetzt zum Handeln auf. Man ist sicher, dass man die Gefängnisse öffnen und damit zusätzliche Unterstützung durch die dort einsitzenden politischen Gefangenen bekommen könnte. Am Ende zeigt sich ein fast schon messianisches Selbstbewusstsein.